Er brillierte in Star Trek und Knives Out: Zum Tod von Christopher Plummer

06.02.2021 - 10:00 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Christopher Plummer in Verblendung
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Er begeisterte als Bösewicht oder Vaterfigur. Nun ist Oscarpreisträger Christopher Plummer gestorben. 91 Jahre wurde der Darsteller aus Star Trek, The Sound of Music und Knives Out alt.

Schneidende Intelligenz. Wenn Christopher Plummer sein Gegenüber in Filmen anschaute, lauerte in seinem Blick bisweilen eine einschüchternde Berechnung. Diese schneidende Intelligenz kam nicht immer zum Vorschein.

Manchmal, wie bei seinem Schurken im Science-Fiction-Film Star Trek VI - Das unentdeckte Land, entpuppte sie sich als Selbstüberschätzung. Manchmal als Weisheit. Das Rätselraten über seine Gedanken gehört zur Freude daran, Christopher Plummer beim Spielen zuzusehen. Gestern ist der kanadische Schauspieler und Oscarpreisträger im Alter von 91 Jahren gestorben.

Knives Out ist ein Paradebeispiel für Christopher Plummers Spätrollen

Eine seiner letzten Rollen zeigt ihn als Schriftsteller Harlan Thrombey in Rian Johnsons Krimistück Knives Out. Der ganze Film strotzt vor Cleverness, Finten und Pointen. Die schlauste Person von allen allerdings stirbt gleich am Anfang. Der Tod von Bestseller-Autor Harlan wirft seine exzentrische Familie ins Chaos.

Über Rückblenden bildet sich im Verlauf des Films ein erstaunlich strapazierfähiges Band zwischen dem meisterhaften Erzähler Harlan und der Pflegerin Marta (Ana de Armas). Als würden wir ihm beim Schreiben eines Romans zuschauen, bei dem die Hauptfigur ihren eigenen Weg bestimmt.

Christopher Plummer in Knives Out

Knives Out zeigt ein Paradebeispiel für die Spätrollen des Schauspielers. Es sind geheimnisvolle Autoritätspersonen, Familienoberhäupter oder Firmenvorstände. Vor allem aber sind diese Männer seit Jahrzehnten geprobt darin, mit Geheimnissen zu leben und zu handeln. Christopher Plummer, die Eleganz in Person, besaß einen unwiderstehlich in die Irre führenden Blick.

Christopher Plummers Anfänge: Eine Karriere der Könige, Spione und Meisterdetektive

Geboren wurde Christopher Plummer wenige Monate nach dem Schwarzen Freitag der Weltwirtschaftskrise, am 13. Dezember 1929. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs er bei seiner Mutter nahe Montreal auf. Früh entdeckte Plummer seine Liebe zur Kunst.

Inspiriert durch Laurence Oliviers einflussreiche Verfilmung von Shakespeares Heinrich V. (1944) fand Plummer seine Profession. 12 Jahre später stand der Kanadier in ebendieser Rolle des englischen Königs auf der Bühne und feierte seinen Durchbruch im Theater.

Christopher Plummer in Der Untergang des Römischen Reiches

Sidney Lumets Eines Tages öffnet sich die Tür (1958) verschaffte ihn daraufhin seine erste Rolle in einem Kinofilm. Plummer konzentrierte sich aber auf das Theater. Erst Mitte der 1960er Jahre wurde er zur wiederholten Präsenz auf der großen Leinwand, etwa in Anthony Manns Monumentalfilm Der Untergang des Römischen Reiches (1964) und Terence Youngs Agentenstreifen Spion zwischen zwei Fronten (1967).

Weitere Monumental- und Kriegsfilme der späten 60er und 70er Jahre folgten. Innerhalb von 10 Jahren spielte Christopher Plummer Erwin Rommel (!), den Duke of Wellington, den österreichischen Erzherzog Franz Ferdinand und Sherlock Holmes. Für die italienische Star Wars-Antwort Star Crash - Sterne im Duell (1978) gab er gar den Imperator der Galaxie.

Von The Sound of Music bis zum finsteren Star Trek-Bösewicht

Einige Filme davon fielen dem Vergessen anheim, nicht zuletzt bei Plummer selbst, dem es an Ehrlichkeit in der Konversation über sein Werk nicht gerade mangelte. Seine Abneigung gegenüber dem Musical Meine Lieder, meine Träume (a.k.a. The Sound of Music, 1965) ist beispielsweise legendär. Dabei dürfte die Rolle des Captain Von Trapp wahrscheinlich seine berühmteste sein.

Andererseits gehören Filmrollen mit der ersten Vorführung in gewisser Weise auch uns Zuschauenden. Und so werden Musical-Fans vermutlich bis ans Ende aller Tage mit dem durch einen Sänger nachsynchronisierten Christopher Plummer in The Sound of Music trällern. Während Trekkies sich gern an seinen einäugigen Klingonen-Bösewicht Chang erinnern werden.

Christopher Plummer in Star Trek VI: Das unentdeckte Land

In Star Trek VI - Das unentdeckte Land verleibt sich Christopher Plummer nämlich genüsslich die überlebensgroße Rolle des Schurken ein. Shakespeare trifft auf B-Movie und Plummer findet ein erstaunlich überzeugendes Gleichgewicht zwischen diesen gegensätzlichen Inspirationen.

Beginners machte Christopher Plummer zum ältesten Oscarpreisträger

1991 startete Star Trek 6 in den Kinos. Da hatte Christopher Plummer noch drei vielbeschäftigte Jahrzehnte als Schauspieler vor sich. Nebenrollen wie im Sci-Fi-Film 12 Monkeys, Michael Manns Drama Insider und A Beautiful Mind von Ron Howard prägten das Bild der Altersrollen Christopher Plummers.

Männer, die sich auf Reichtum, Status oder Würde auszuruhen scheinen, spielte er oft und ließ sie vor unseren Augen auf den Boden der Tatsachen purzeln. In Ridley Scotts Alles Geld der Welt tat er das sogar spontan als Ersatz des aus dem Film entfernten Kevin Spacey. Manchmal aber zielten Plummers Auftritte geradewegs auf unsere Herzen ab.

In Filmen wie Beginners (2012) verbarg sich hinter seinem Blick nicht nur eine einschüchternde Intelligenz, sondern ein geheimes Leben voller Schmerz und Liebe. Für die Tragikomödie mit seinem Filmsohn Ewan McGregor erhielt Christopher Plummer seinen ersten Academy Award. 82 Jahre war er alt, der älteste kompetitive Oscarpreisträger der Filmgeschichte und seine Karriere längst nicht am Ende.

Am 5. Februar 2021 ist Christopher Plummer in Weston, Connecticut nach einem Sturz gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Elaine Taylor und seine Tochter Amanda Plummer.

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