Er gilt als meistgesehener Film aller Zeiten – doch der Dreh war die reinste Horror-Show aus Verbrennungen, Drogen und Asbest

19.01.2025 - 15:38 Uhr
Dorothy (Judy Garland) 86 Jahre vor Wicked
Universal/Warner
Dorothy (Judy Garland) 86 Jahre vor Wicked
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Wicked-Wegbereiter Der Zauberer von Oz von 1939 ist immer noch einer der besten und meistgesehenen Fantasy-Filme aller Zeiten. Wie der Klassiker zustande kam, war allerdings alles andere als zauberhaft.

Der aktuelle Fantasy-Hit Wicked verfilmte das gleichnamige Braodway-Musical, welches wiederum auf dem gleichnamigen Roman von Gregory Maguire basiert, der die Bücher von L. Frank Baum zur Vorlage hat. Kommt ihr noch mit?

Baums Fantasiewelt wurde bereits in der Stummfilmära auf Film gebannt. Viel bekannter ist aber die Verfilmung Der Zauberer von Oz aka Das zauberhafte Land von 1939 – mit Ton und Farbe! Wie Forbes  schreibt, handelt es sich dabei laut der Library of Congress um den meistgesehenen Film überhaupt. Schwer zu sagen, ob das stimmt, aber es ist in jedem Fall einer der besten und einflussreichsten Fantasy-Filme aller Zeiten.

Doch diese anhaltende Filmmagie hatte einen hohen Preis ...

Der Horror von Oz: Wie der Wicked-Vorgänger zur Fantasy-Hölle jenseits des Regenbogens wurde

Die MGM-Produktion unter Regie von Victor Fleming (Vom Winde verweht) wurde für viele Beteiligte zur lebensgefährlichen Tortur, unter der vor allem der Cast zu leiden hatte. Hier ein paar der grausamsten Details von den Zauberer von Oz-Dreharbeiten (via Collider ):

Der gesamte Cast stand unter enormem Stress, während man die aufwendige Produktion in sechs Monaten hinter sich bringen musste. Dorthy-Darstellerin Judy Garland war damals gerade mal 16 Jahre alt und nahm am laufenden Band sowohl Upper als auch Downer, um arbeiten und schlafen zu können. Dadurch entwickelte sie ein Drogenproblem, das sie bis über die Oz-Dreharbeiten hinweg lange Zeit begleitete.

Die böse Hexe des Westens wurde von Margaret Hamilton gespielt, die durch die grüne Farbe Hautschäden davontrug. Doch das war noch ihr kleinstes Problem: Für die Szene, in der ihre Hexe mit Rauch und Feuer im Munchkin-Land erscheint, verschwand sie über eine Falltür im Boden, verbrannte sich beim Dreh aber schwer an Gesicht und Händen. Als sie sechs Wochen später zurückkehrte, lagen ihre Nerven immer noch buchstäblich (!) blank und sie musste Handschuhe tragen. Als sie sich weigerte, einen weiteren Feuereffekt zu drehen, wurde dabei ihr Stunt-Double Betty Danko verbrannt.

Als Zinnmann sehen wir Jack Haley in Der Zauberer von Oz. Er kam aber erst als Ersatz für den Originaldarsteller Buddy Ebson zum Film, nachdem dieser eine lebensgefährliche Vergiftung durch die Aluminiumfarbe für seinen Metall-Look erlitt und mit Krämpfen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dort musste er zwei Wochen im Sauerstoffzelt verbringen, da das toxische Material auch in seine Lungen gelangt war.

Etwas besser, wenn auch nicht unversehrt, kamen Bert Lahr und Ray Bolger davon. Während der Darsteller des ängstlichen Löwen in seinem schweren Kostüm unter den heißen Studiolichtern dehydriert oft kurz vor der Ohnmacht stand, trug der Vogelscheuchen-Darsteller einige Narben von der Gummiprothese für sein Sackgesicht davon.

Schaut hier noch mal den Trailer zu Der Zauberer von Oz:

The Wizard of Oz - Trailer (English) HD
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Munchkin-Suizid: Eine uralte Fake-News-Filmlegende wird begraben

Dass man im Hintergrund einer Zauberer von Oz-Szene sehen kann, wie sich einer der Munchkin-Darsteller am Set erhängt hat, ist ein alter Hollywood-Mythos. Dieser muss irgendwann in der VHS-Ära entstanden sein, als man zwischen den künstlichen Bäumen am Set tatsächlich etwas verschwommen hin und her wankte sehen konnte, um das sich leicht urbane Legenden weben ließen. Heute wissen wir: Was sich da bewegte, war einer der Vögel, die im Hintergrund im Wald herumliefen.

Wenn es einen Film gibt, der wirklich nicht noch mehr Gruselgeschichten vom Dreh braucht, ist es Der Zauberer von Oz. Denn ein weiteres Schauergerücht über die Produktion ist leider absolut korrekt: Der weiße Schnee, mit dem die gute Hexe Glinda den Mohnfeld-Schlafzauber der bösen Hexe rückgängig macht, bestand tatsächlich aus Asbest. Giftiger, krebserregender Asbest, der großzügig über Dorothy und ihre Oz-Gefährten gestreut wurde. We're off to see the oncologist!

Der Zauberer von Oz ist das Produkt einer völlig anderen Ära Hollywoods, in der Gesundheit und Sicherheit nicht an erster Stelle standen. Die Magie des Films besteht aber auch daraus, einen diesen Graus komplett vergessen lassen zu können. Wenn man erst einmal mit Dorothy mittels Wirbelsturm nach Oz geschleudert wird, ist es nirgendwo schöner als hinterm Regenbogen. Bei übernatürlichem Schneefall empfehlen wir trotzdem: Luftanhalten.

Streamen kann man Der Zauberer von Oz aktuell bei Amazon, MagentaTV, Apple und Co. als Leih- und Kauftitel.

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