Mit I, Frankenstein startete letzte Woche die neueste Adaption des ersten Science-Fiction-Romans in den Kinos. Sonderlich viel hat der Blockbuster von Stuart Beattie nicht mehr mit der literarischen Vorlage von Mary Shelley gemeinsam, dennoch ist es das erste Mal seit Jahren, dass wir das zusammengeflickte Monstrum auf der großen Leinwand sehen – Frankenweenie, die Animations-Hommage an B-Movies von Tim Burton, ausgenommen.
Egal, ob Frankensteins Monster, die Kreatur aus der Schwarzen Lagune oder das Phantom der Oper: Die Zeit der klassischen Filmmonster scheint vorbei zu sein. Nur noch selten wandeln, schlurfen oder fliegen sie in ihrer ursprünglichen Form über die moderne Kinoleinwand. In Videospielen fassen sie gar nicht erst Fuß, denn hier stolpern wir so gut wie nie über eine der ikonischen Kreaturen, die die Popkultur so geprägt haben.
Zu Zeiten der Monster-Hochkultur waren Videospiele noch ferne Zukunftsmusik. Während der Geburt des Mediums durch Tennis for Two (1958) fanden wir zwar nicht nur dank Roger Corman noch Monster in den Kinos, das Goldene Zeitalter war allerdings vorbei und die erste Popularitätswelle verebbt. Es dauerte eine ganze Weile, bis die ersten Monster sich in die Spiele verirrten und selbst dann waren es nicht die Gruselklassiker, die heute jedes Kind kennt.
Monster und ihre Probleme
Das liegt unter anderem daran, dass Filme wie Frankenstein, Die Mumie oder Dracula durch die bedrohliche Präsenz eines einzigen Monsters leben, während Videospiele sich in diesem Bereich auf ganze Heerscharen berufen müssen, um Spieler bei Laune zu halten. Müssen? Oft ist das tatsächlich der Fall, was auf zwei Problemen beruht, die Hand in Hand gehen: Zeit und Narration.
Anders als der durchschnittliche Film sind die meisten Spiele um ein Vielfaches länger. Ignorieren wir die Titel, die so gesehen kein Ende haben (MMOs, MOBAS, …), bleiben noch immer unzählige Beispiele, die mindestens acht oder zehn Stunden Aufmerksamkeit verlangen. Um Spieler über eine so lange Zeit hinweg bei der Stange zu halten, braucht es entweder sehr gutes Gameplay oder eine packende Story – im besten Fall natürlich beides.
Im Fall von klassischen Ungeheuern liegt hier der sprichwörtliche Hund begraben. Nicht nur, dass es vielen Monster-Geschichten allgemein an einer ausgeklügelter Handlung mangelt, Videospiele litten lange darunter, dass der Narration im Vergleich zum Gameplay eine untergeordnete Rolle zugeschrieben wurde, was vor allen in den Anfängen des Mediums gut zu erkennen ist. Das heißt nicht, dass es nicht schon früh exzellente Beispiele handlungsgetriebener Spiele gab, die Gewichtung gegenüber dem Gameplay veränderte sich aber erst im Laufe der Jahre.
Was klassische Filmmonster so interessant macht, ist unter anderem ihre zugrunde liegende Menschlichkeit und Reflexion unserer eigenen Abgründe – Kernelemente und Nuancen, die wir lange Zeit nicht in Spielen finden konnten. Anstatt uns mit einem einzelnen, durchdachten Feind innerhalb einer facettenreichen Handlung zu konfrontieren, ist es also die Masse, die uns ins Schwitzen bringen soll. Es gibt zwar gern einen oder mehrere Hauptschurken, zwischen ihm und uns steht aber jede Menge Kanonenfutter, das sich in vielen Fällen leicht vergessen lässt und das nichts mit den einsamen Kreaturen zu tun haben, die uns in klassischen Monsterfilmen begegnen.