Besser als Game of Thrones!? Netflix' Barbaren verdient diesen Vergleich nicht

16.11.2020 - 15:09 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Game of Thrones und BarbarenNetflix/HBO
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Ist Netflix' neue Serie Barbaren besser als Game of Thrones? Meiner Meinung nach nicht. Die Argumente dafür lest ihr hier. Denn der Vergleich schadet vor allem der deutschen Serie über Arminius.

Alle suchen nach dem nächsten Game of Thrones, aber Barbaren ist das keinesfalls. Sicher, die Serie handelt von Schlachten, Intrigen und fragwürdiger Hygiene.

Allerdings sollten wir vor diesem Game of Thrones-Vergleich erstmal die Luft anhalten und eine Minute durchatmen. Denn bei der Springer-Tochter Welt wurde Barbaren kürzlich als "besser als Game of Thrones" bezeichnet. Was mich persönlich auf die Palme (oder in diesem Fall: Buche?) treibt.

  • Erstens weil der Artikel Game of Thrones einseitig darstellt.
  • Zweitens weil Barbaren diesen Vergleich zur Blockbuster-Serie aus den USA nicht verdient.

Und das meine ich nur zum Teil negativ.

Ist Barbaren besser als Game of Thrones?

Im Welt-Artikel  von Sabine Winkler wird HBOs Fantasy-Serie auf "epische Schlachten, historisches Gemetzel" und "Möchtegern-provokativen Sex" reduziert. Was so klingt, als hätte jemand nur die erste und letzte Seite eines Buches gelesen. Am Anfang steht der Sex, am Ende die epischen Schlachten und dazwischen der Kern von Game of Thrones. Leicht zu übersehen, aber essenziell.

Game of Thrones, so die Verkürzung im Artikel, lockt mit der Oberfläche (Inzest-Sex! Schlachten! Drachen!). Barbaren dagegen erzählt uns als "spannend[e] und zeitgemäß[e] Historien-Serie" etwas über unsere Gegenwart, darunter "Zwangsehen, Unterdrückung schwächerer Völker und wie wir mit Menschen mit Handicap umgehen".

Der Trailer für Barbaren Staffel 1:

Barbaren - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Problematisch an der Sache ist natürlich, dass sich jeder dieser Gegenwartsbezüge in Game of Thrones herstellen lässt. Das Schicksal der mehrfach zwangsverheirateten Sansa Stark sei hier erwähnt, ebenso wie Daenerys Targaryens' Sklavenbefreiung und der zeitlebens von seiner eigenen Familie diskriminierte Tyrion Lannister. Den Kern der Fantasy-Serie bildeten von Anfang an die faszinierenden Figuren.

Aber Game of Thrones braucht meine Verteidigung nicht. Und Barbaren braucht den Game of Thrones-Vergleich nicht. Im Gegenteil, er schadet mehr, als er nützt.

Game of Thrones und Barbaren sind zwei völlig verschiedene Serien

Barbaren und Game of Thrones - warum nicht vergleichen? Die eine Serie handelt von einem Außenseiter, der zwischen unzivilisierten Wilden und feinen Herrschaften wechselt. Und die andere heißt Barbaren.

In Barbaren haben wir Arminius (Laurence Rupp), den Cherusker, der als Geisel bei den Römern aufwuchs. Game of Thrones derweil erzählt von Jon Snow (Kit Harington), dem Bastard von Winterfell. Wie Arminius zieht Jon gegen eine Übermacht in die Schlacht. Bedauerlicherweise geht der Vergleich nur mit Jon-Snow-förmigen Scheuklappen auf.

Thusnelsa und Arminius in Barbaren

Die Erzählwelt von Game of Thrones ist schlicht viel größer als jene von Barbaren. Die Serie nach den Romanen von George R.R. Martin zeichnet das Bild mehrerer Kontinente im Umbruch.

Die beiden Serien erzählen ihre Geschichte unterschiedlich

In Game of Thrones spielen Figuren und mit ihnen Intrigen (und Drachen) aus allen Himmelsrichtungen eine Rolle. In Barbaren sehen wir Rom nur in kurzen Flashbacks. Die namentlich genannten Charaktere im Lager von Varus (Gaetano Aronica) lassen sich an einer halbierten Hand abzählen. Der Erzählfokus liegt auf wenigen Stämmen. Deren Fürsten spielen meist nur in Relation zu Arminius und Thusnelda (Jeanne Goursaud) eine Rolle.

Game of Thrones ist ein Puzzle, das wir Zuschauenden von den Rändern zusammensetzen. Je mehr Folgen wir sehen, desto mehr Verbindungen erkennen wir. Bei Barbaren beginnen wir im Zentrum und arbeiten uns nach außen. Das Gesamtbild könnte am Ende der Erzählung so groß sein wie jenes der Fantasy-Serie. Oder es ist detaillierter.

Tyrion - ein Grund, Game of Thrones zu schauen

In beiden Serien klirren Schwerter und doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Viel näher liegt deshalb der Vergleich zu Vikings und besonders dem Historienschmöker The Last Kingdom. Die Zukunft dieser beiden Serien-Franchises liegt übrigens bei Netflix und vor diesem martialischen Hintergrund wirkt Barbaren auf einmal nicht mehr klein, sondern ebenbürtig.

Warum Barbaren den Vergleich nicht verdient

Denken wir den Game of Thrones-Vergleich weiter, kann er nämlich nur vernichtend für Barbaren enden. Dann wirkt die Welt von Römern und Cheruskern nämlich nicht begrenzt, sondern unterentwickelt. Die Figuren bleiben abseits des Haupttrios Abziehbilder. Die Handlung erscheint simpel und klischeehaft. In einer Staffel zur Varusschlacht? Dafür hätte sich Game of Thrones 20 Folgen Zeit genommen!

Aber lassen wir das. Barbaren hat diesen Vergleich nicht verdient, weil er unfair ist. Die Autor/innen von Game of Thrones verfolgten andere Ziele und verfügten über andere (finanzielle) Mittel. Barbaren ist ein unterhaltsamer Historienreißer mit Luft nach oben. Die lässt sich in der 2. Staffel füllen - allerdings nicht mit solchen Game of Thrones-Vergleichen.

Podcast für Netflix-Abonnenten: Wie gut ist Barbaren bei Netflix?

Mit Barbaren ist die erste große deutsche Historienserie zu Netflix gekommen. Ob sie den Titel "deutsches Vikings" verdient hat und was sie einzigartig macht, diskutieren Andrea, Esther und Ines in dieser Streamgestöber-Folge des Moviepilot-Podcasts.

Wie sexy Latein sein kann und wie viel Dreck eigentlich ins Gesicht eines Barbaren gehört, könnt ihr hier genauso erfahren wie die Beleuchtung der historischen Hintergründe.

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Was haltet ihr von Barbaren?

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