Game of Thrones-Star kritisiert neuen Trend bei Sexszenen: Sean Beans Aussagen kommen gar nicht gut an

09.08.2022 - 14:30 Uhr
Sean Bean in Game of Thrones
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Sean Bean in Game of Thrones
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Game of Thrones-Star Sean Bean hat in einem Interview die sogenannte Intimitätskoordination bei Sexszenen kritisiert. Viel Zustimmung erhält er dafür allerdings nicht.

Sexszenen gehören zum Filmgeschäft dazu, aber für Schauspielende sind sie manchmal der unangenehmste Teil der Arbeit. In den letzten Jahren sind die sogenannten Intimacy Coordinators oder Intimitätskoordinator:innen deswegen immer populärer geworden. Sie kümmern sich beim Dreh um das Wohlbefinden der Beteiligten von Sexszenen. Game of Thrones-Star Sean Bean äußerte sich in einem Interview kürzlich kritisch dazu – und erhielt prompt wichtige Gegenargumente von Kolleginnen.

Das sagt Sean Bean zu dem neuen Trend bei Sexszenen

In einem Interview mit der britischen Times  teilte der Darsteller von Ned Stark und Mr. Wilford aus der Sci-Fi-Serie Snowpiercer seine Sicht auf diese neutrale Aufsichtsperson am Set:

[...] Es würde mich mehr einschränken, weil es die Aufmerksamkeit direkt darauf lenkt. Wenn jemand sagt: 'Mach dies, leg deine Hände da hin, während du sein Ding berührst...'

Was genau er damit meint:

Es würde die Spontaneität ruinieren. [...] Ich glaube, das natürliche Verhalten von Liebenden würde von jemandem ruiniert werden, der es zu einer technischen Übung macht.

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Auf den Hinweis der Interviewerin, dass Intimitätskoordination wegen der Me-Too-Bewegung an Bedeutung gewann, um insbesondere Schauspielerinnen vor Belästigung und Übergriffen zu schützen, antwortete Bean mit Bezug auf eine Sexszene mit Lena Hall in der 2. Staffel von Snowpiercer:

Ich denke, es kommt auf die Schauspielerin an. [Hall] hat einen Cabaret-Hintergrund, sie war bereit für alles mögliche.

So reagieren Schauspielkolleginnen auf die Aussagen des Game of Thrones-Stars

Bei Twitter folgten Reaktionen auf dem Fuße, die einen wichtigen Gegenpol zu Beans Perspektive bilden und beim Verständnis der Bedeutung der Intimacy Coordinators bei Sex- und Liebesszenen helfen. So schrieb  West Side Story-Hauptdarstellerin Rachel Zegler:

Intimacy Coordinators schaffen eine Umgebung der Sicherheit für Schauspielende. Ich war extrem dankbar für die, die wir bei West Side Story hatten – sie begegneten einer Newcomerin wie mir mit Mitgefühl und bildeten jene weiter, die schon jahrelange Erfahrung hatten.

Und:

Spontaneität in intimen Szenen kann unsicher sein. Wacht auf.

Kollegin Jameela Jamil (She-Hulk: Die Anwältin) antwortete  direkt auf Beans Kritik, dass diese Aufsicht, Sexszenen zu einer "technischen Übung" machen könnten:

Es sollte ausschließlich technisch sein. Es ist wie ein Stunt. Unser Job als Schauspielende ist es, es nicht technisch aussehen zu lassen. Niemand will einen spontanen Grabscher...

Snowpiercer-Kollegin Lena Hall formuliert ihre Sicht auf Intimacy Coordinators

Außerdem meldete sich die von Sean Bean selbst erwähnte Snowpiercer-Kollegin Lena Hall zu Wort, die mit Bean in der 2. Staffel eine intime Szene hat. In einem Thread  stellte sie zunächst einmal klar, dass sie nicht "bereit für alles" sei, wie es Bean formuliert hatte. Dann schilderte sie ihre differenzierte Perspektive auf das Thema und ihre Erfahrung mit Kollege Sean Bean:

Sean ist ein toller Schauspieler und hat dafür gesorgt, dass ich mich wohl fühle. [...] Wenn ich mich mit meinem Szenenpartner und den anderen im Raum wohlfühle, brauche ich keinen Intimacy Coordinator. ABER wenn ich mich in irgendeiner Form unwohl, angewidert oder bloßgestellt fühle etc. ... Stelle ich entweder die Notwendigkeit der Szene in Frage oder ich fordere einen IC.

Lena Hall fasst zusammen:

Ich glaube, dass Intimacy Coordinators eine willkommene Ergänzung am Set sind. [...] Manchmal braucht man sie, manchmal nicht, aber jede einzelne Person und Szene und Erfahrung ist anders.

Die Reaktionen auf Beans Aussagen liefern einen notwendigen Einblick auf die Perspektive von Schauspielerinnen, die männliche Kollegen womöglich nicht in Betracht ziehen. Die Hollywood-Geschichte ist reich an Geschichten insbesondere weiblicher Stars, die bei Kuss- oder Sexszenen mit übergriffigem Verhalten ihrer Kollegen konfrontiert oder von Filmemachern zu Dingen gezwungen wurden, die sie nicht tun wollten. Die Intimitätskoordination sollen genau das verhindern.

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