Heilige Serie! Es ist (fast) der beste Batman aller Zeiten!

30.04.2016 - 09:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Quick! To the Batmobile!Warner Home Video
K
8
13
Vergesst Michael Keaton! Vergesst Christian Bale! Vergesst Ben Affleck! (Und die beiden anderen, die ihr ohnehin schon vergessen habt!): Denn in den 60ern gab es einen Batman, der so bunt, so schrill und so bat-tastisch war, dass er alle anderen in den Schatten stellt!

Im Kommentar der Woche präsentieren wir euch jeden Samstag einen Superhelden unter den Kommentaren. Solltet ihr irgendwo in den Häuserschluchten moviepilot Citys über so einen Kommentar stolpern, schmeißt nicht das Batsignal an (weil: falsche Stadt), sondern ruft: "Heilige Kommentarbeflauschung, Kängufant!" - dann ist der nächste Samstag schon gerettet!

Der Kommentar der Woche
Nach DER Überschrift hat mit Sicherheit bei dem ein oder anderen die Schnappatmung eingesetzt - aber haltet ein, ihr aufgebrachten Massen, und lest den Kommentar von EvertonHirsch, denn trotz Unterhosen, Klamauk und knallbunten Kostümen hat die Batman-Serie aus den 60ern einiges mehr zu bieten als nur eine unvergessliche Titelmelodie!

Ich habe in letzter Zeit wieder ein paar Folgen dieser Serie gesehen, die ich in meiner Kindheit (wie wahrscheinlich so viele andere auch) einfach geliebt habe. Aber wie genial diese Serie eigentlich ist, wie überdreht, ironisch, einfach sensationell gut, habe ich erst jetzt bemerkt.

Batman und Robin, zwei Helden, die stets auf der Seite von Recht und Ordnung stehen, und das mit Hilfe von selbst entworfenen Gimmicks, wie der Nebelpfeifen-Batreverser, das Antidetonations-Batpulver, die Bat-zooka (falls ein Enterhaken an einer Stelle gesetzt werden muss, die man mit Muskelkraft nicht erreicht), super temperierte Bat-Unterwäsche, den Batcreep (eine Art Skateboard, mit dessen Hilfe sich Batman kriechend schneller fortbewegen kann, Antifrost-Batpastillen, Antidote-Pillen und natürlich das gegen jegliche Vergiftungen helfende Universal-Batgegenmittel. Dazu hat das Batmobil einen eingebauten Crime Computer, die Bathöhle einen größeren U.S. und Canada Crime Computer.

Aber die Ironie und das Parodistische dieser Serie kommen erst bei den Erzfeinden so richtig zur Geltung. So quakt der Pinguin unentwegt vor sich hin. Seine Helfer tragen alle ein Shirt mit der Aufschrift „Henchman“. Mr. Freeze‘ Handlanger heißen „Frosty“ o. ä., die vom Sandmann „Snooze“ und „Nap“. So hat Catwoman ein Katzentelefon und Catcar, ab und an versteckt sie sich sogar in den Katzakomben. Ein gutes Versteck, aber lange nicht so gut wie das wenig genutzte Fitnessstudio („Little used Gym“) des Riddlers. Und wie genial diese Verbrecher erst einmal sind: So können selbst die großartigsten Karatekämpfer es nicht mit denen aufnehmen, denn „wie macht man jemanden fertig, der Karate kann? Man lässt ihn solange brüllen, bis seine Stimme versagt. Karate ist nämlich nur wirkungsvoll, wenn man dabei schreit“ (O-Ton Catwoman). Aber der Großartigste ist wohl Cesar Romero in der Rolle des Joker, bei dem es überhaupt nicht auffällt, dass sein Schnurrbart ebenfalls mit weißer Farbe überschminkt wurde.

Alles spielt sich natürlich in Gotham City ab. Wahrlich eine großartige Stadt. Diese beherbergt z. B. das Altersheim für ehemalige Schwerverbrecher!!! Hier arbeitet „Lucky Pierre“, der weltweit erfolgreichste Kriminellenanwalt. Außerdem wohnt hier „der reichste und schlechteste Erfinder der Welt“.

Diese Ideen sind einfach der absolute Wahnsinn und das allein würde schon reichen, um aus dieser Serie einen absoluten Hit zu machen. Aber dann ist da ja noch der Erzähler, der in QVC-Verkaufs-Manier den Zuschauer immer wieder in absolute Ausnahmezustände versetzen kann, so z. B. als Batman dorthin will und die Schergen woanders sind, kommt dann so etwas wie (in QVC-Manier): „Ach du heiliger Strohsack, hat Batman sich verrechnet?“ Oder nach einem ausgesprochen Plan des Pinguins: „Was war das? Batman und der Pinguin werden Verbrechenskomplizen? Da hängt wohl jemandem eine Feder im Gefieder.“

Batman und Robin sind hier zwei Popstars, bei denen die Mädchen kreischen und die Polizisten jegliches Parkverbot aufheben, sobald sie vorfahren. Aber vor allem dieser Batman, dieser Adam West, ist hier besonders hervorzuheben. Er hat eine ganz merkwürde Art, den Batman zu spielen, völlig unnatürlich und überdreht, gerade wenn er manchmal etwas abgehackt seinen Kopf bewegt. Aber es passt so ungemein. So gibt es eine Szene, in der kurz vor Ende der Erzähler die abschließenden Worte sagt, und man sieht Batman, wie er neben einer kleinen Frau steht und etwas von ihr wissen will, aber das sieht man erst in der nächsten Folge. Und während die Kamera einfach draufhält, der Erzähler spricht immer noch, geht Adam West immer mehr in die Hocke um am Ende auf einer Kopfhöhe mit der Frau zu sein. Danach dreht er sich langsam mit seinem Kopf in ihre Richtung und schiebt sich immer mehr vor ihr Gesicht, bis sie sich fast Auge in Auge gegenüberstehen. Diese Szene ist so absurd, aber auch so witzig, dass ich brüllen könnte. West spielt mehr einen Super-Pfadfinder, der stets das Gesetz befolgt, der Robin während einer Verfolgungsjagd noch auf seine Spanischkenntnisse prüft. Als Robin auf einem Vorsprung stehend, ein gerade von einem Fenster entferntes Gitter auf die Straße werfen will, ermahnt ihn Batman, dass er doch auf die Fußgänger Rücksicht nehmen soll. Also holt Batman einen Bathaken aus seinem Gürtel, befestigt diesen an der Wand und hängt das Gitter daran auf. Ein wahrer Superheld. Zwischendurch ermahnt er den übereifrigen Robin, dass auch die beiden einmal schlafen müssen und sich nun eine Pause gönnen. Ich würde sogar fast so weit gehen, dass das der beste Batman aller Zeiten ist.

„Ein echter Verbrecherjäger hat alles, was er braucht, in seinem Allzweckgürtel“. Dies ist einer der wohl wichtigsten Sätze der Sendung von Batman, kurz nachdem er einen Fisch aus seinem Gürtel hervorgeholt hat, um einen Seehund zu belohnen.

Und dann diese einfach zum Schreien komischen Szenen, die nur vor Ironie strotzen. Catwoman und Sandmann planen, eine schlaflose Reiche mit Namen J. Pauline Spaghetti um ihr Geld zu bringen, indem der Sandmann sie als falscher Arzt therapiert. Also stellt Batman die Frage an Robin, ob ihm wer Prominentes einfällt, der an Schlaflosigkeit leidet. Und Robin antwortet wahrhaftig: „Nun, da war Olav II. von Norwegen“ (der ist seit über 900 Jahren tot, es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass die beiden Schurken genau den erpressen wollen). Die Antwort findet dann aber der allwissende Batcomputer, aber das auf eine so geniale Weise, dass ich minutenlang aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen bin. Der Batcomputer spuckt die Antwort in kleinen roten Spaghetti-ähnlichen Fäden aus (schaut nochmal auf den Namen der Prominenten), das muss man gesehen haben.

Wenn das Batmobil mal verschwunden ist, dann fährt Batman mit der Transit-Linie und legt anschließend einen Batwalk hin, denn ein Streifenwagen als Taxi würde zu viele Steuergelder verschwenden. Und wie kommt er dann zum Batmobil, sobald er den Standort kennt? Alfred nimmt Batman natürlich auf dem Fahrrad mit (herrliches Bild).

Manchmal haut die deutsche Synchro aber auch einen raus. So hat Mr. Freeze in den Folgen „Spion im Eis“ einen österreichischen Akzent und haut Sätze raus wie „Auf 50 Mio. $ sollte man ja auch nicht husten, ich hab natürlich nie ne Erkältung. Gespielt wird dieser Mr. Freeze (nur in den beiden Folgen) von keinem geringeren als Eli Wallach. Und hier zeigt sich auch, wieviel Spaß man auch bei den Dreharbeiten gehabt haben muss. In der ersten Folge ist, während der Erzähler die Folge ausklingen lässt, Eli Wallach zu sehen und dieser posiert dann völlig aus dem Zusammenhang gerissen in Bodybuilderpose und einem fetten Grinsen im Gesicht vor der Kamera.

In einer Folge steigt Batman in den Ring zum Boxkampf, natürlich in voller Batmanmontur, aber mit gelber Boxerhose übergezogen. Ein Bild für die Götter.

Diese Serie hat wahrscheinlich viele Kinder froh gemacht, aber heute wirkt sie noch viel, viel mehr und so viel besser. Batman strotzt nur so vor verrückten Ideen, vor blanker Parodie auf James Bond, auf die unbesiegbaren Superhelden und vielem mehr. Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber das Gute bei der Serie ist, dass jede der 120 Folgen ein Highlight ist, bei der vor allem in der letzten Staffel durch Budgetkürzungen noch einmal eins draufgesetzt wurde.

Den Batkommentar findet ihr übrigens hier.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News