Luchino Visconti besetzte seinen Lebensgefährten Helmut Berger 1972 als Bayerischen König Ludwig II. Inszeniert wurde an Originalschauplätzen wie den Schlössern Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee, der Münchner Residenz oder am Starnberger See; die Innenaufnahmen fanden in den italienischen Studios von Cinecittà statt. Visconti lässt sich nicht nur vier Stunden Zeit für seine Geschichte, er schlägt dabei auch ein sehr gemächliches Erzähltempo an. Sage keiner, er wäre nicht gewarnt worden.
Ludwig II. hatte es nicht leicht: Mit 19 Jahren schon muss er den Bayerischen Königsthron besteigen, Diplomatie und Politik sind jedoch nicht so seine Sache. Stattdessen gilt seine Leidenschaft den schönen Künsten, weswegen er zum Mäzen Wagners wird. Auch beziehungstechnisch läuft es nicht rund: Seine Cousine Elisabeth von Österreich (Romy Schneider) erwidert seine Bewunderung nicht, somit muss er schließlich ihre Schwester Sophie von Bayern (Sonia Petrovna) heiraten, und das, obwohl er eigentlich gar nicht auf Frauen steht. Seine Ader für die Kunst lebt Ludwig beim Bau dreier Schlösser aus, wobei er sich aber immer mehr in seine eigene Welt zurückzieht. Dies kommt bei seinen Mitmenschen jedoch nicht gut an und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Einen klassischen Geschichtsfilm solltet ihr von Viscontis Ludwig II. nicht erwarten. Politik und Krieg spielen kaum eine Rolle, stattdessen widmet sich der Film ganz Ludwigs Privatleben. Die deutlich Darstellung seiner Homosexualität sorgte in Bayern erwartbar für wenig Begeisterung, der Film wurde nach der Premiere um eine Dreiviertelstunde gekürzt. Die heute gezeigte ungekürzte Fassung wurde 1980 vom italienischen Fernsehen erstellt. Nach Die Verdammten und Tod in Venedig bildet Ludwig II. den Abschluss von Viscontis Deutscher Trilogie.
Heute im TV: Ludwig II.
Wann: 20:15
Wo: ZDFkultur
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