Audrey Tautou möchte so sein wie Chanel

10.08.2009 - 12:30 Uhr
Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft
Warner Bros.
Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft
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Die französische Star-Schauspielerin Audrey Tautou spricht in ihrem Interview über das Schicksal der Cocco Chanel, die Verschmelzung mit dieser Rolle und Parallelen zwischen Chanel und Tautou.

Bekannt wurde sie durch ihre herzzerreißende Darbietung in Die fabelhafte Welt der Amélie. In ihrem neuen Film Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft tritt Audrey Tautou in die Fußstapfen der Mode-Ikone Coco Chanel.

F: Wie haben Sie reagiert, als Anne Fontaine Ihnen die Rolle der berühmten Mademoiselle aus der Pariser Rue Cambon anbot?

A: Coco Chanel ist eine Figur, die mich schon seit Jahren verfolgt. Mir sind diverse Projekte unterbreitet worden, aber ich wollte kein Biopic drehen, also keine Saga, die ihr Leben von der Geburt bis zu ihrem Tod nacherzählt. Chanel ist immerhin 87 geworden! Da hätte man sich bestimmt all der Klischees bedient, die ihren Lebensweg begleiteten, und das interessierte mich nicht. Ich habe heimlich darauf gehofft, dass man mir ein Angebot macht, das sich durch einen besonderen Standpunkt und Blickwinkel auszeichnet. Denn die Figur Coco Chanel fasziniert mich sehr – ihre Modernität, ihr Geist und der Platz, den sie den Frauen einräumte. Als Anne Fontaine mir erklärte, wie sie sich dem Thema nähern wollte, war ich sofort Feuer und Flamme. Denn Anne wollte unbedingt alle Klischees vermeiden und eine mimetische Darstellung einer berühmten Person. Sie hatte das Drehbuch zwar noch nicht geschrieben, aber bereits entschieden, sich ausschließlich mit Chanels Lehrjahren zu beschäftigen. Diese Periode, in der Coco sich selbst erschaffen hat und ihre Persönlichkeit festigt, ist auch für mich die interessanteste Periode ihres Lebens. Wenn jemand großen Erfolg hat, sagen die Menschen hinterher gerne: ,Wusste ich’s doch!‘ Ich hatte ebenfalls, natürlich in einem viel geringeren Maße, dieses Glück, mit Die fabelhafte Welt der Amélie. Trotzdem hatte ich vorher keinen blassen Schimmer, dass mir so etwas passieren würde. Ich war wie alle anderen, die ihren Weg gehen, voller Zweifel, Fragen und Unsicherheiten.

F: Coco Chanels Werdegang vom armen Waisenmädchen zur Kaiserin der Mode hat etwas Beispielhaftes …

A: Unser Film will trotzdem keine Botschaft vermitteln. Als ich mich mit Chanel beschäftigte und sie immer besser kennenlernte, wurde mir klar, welche Bedeutung sie noch heute hat und wie beispielhaft ihr Schicksal ist. Chanel eignet sich tatsächlich als Symbol der Hoffnung und des Erfolges. Man kann aus dem Nichts kommen und an die Spitze gelangen, und im sozialen Kontext ihrer Zeit bedeutete „nichts“ noch viel weniger als heute. Chanels Ruhm ist umso außergewöhnlicher, wenn man bedenkt, gegen welche Konventionen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Frauen lähmten und einschränkten, Chanel kämpfen musste. Dieser Film erzählt ein Frauenschicksal, er wendet sich nicht nur an Fans der Haute Couture. (…)

F: Hatten Sie keine Bedenken, eine Figur zu spielen, die wirklich gelebt hat?

A: Ich wollte diese Figur auf meine Art interpretieren, war mir aber bewusst, dass der Zuschauer den Mythos Chanel irgendwo wiederfinden musste. Natürlich hilft es, wenn auf der Leinwand eine gewisse Ähnlichkeit zu sehen ist – aber für mich bestand die eigentliche Schwierigkeit darin, Chanels wahren Charakter wiederzugeben und mich nicht mit einer Art Mimikry zufriedenzugeben. Ihre Art, ihr ganzes Wesen, wie wir es von ihren Fotos her kennen, haben sich mit den Jahren nicht verändert. Ironischerweise hat mir ihre eigene Entwicklung bei meiner Darstellung sehr geholfen. In der Phase, als Coco in Moulins lebt, wirkt sie beispielsweise immer noch ein wenig bäuerlich. Da entdecken wir eine Frau, die voller Selbstzweifel ist und von einem anderen Leben träumt. Sie hat zwar schon ihren eigenen Kopf und ihr eigenes Temperament, gleichzeitig ist sie aber immer noch sehr unsicher. Als wir diesen Teil drehten, steckte ich selbst voller Zweifel. Ich hatte keine Kontrolle über die Figur, kontrollierte mich selbst nicht. Dann bekam ich allmählich den Durchblick. Im letzten Abschnitt des Films bin ich schließlich vollständig mit Coco verschmolzen. Diese Mimikry hatte nichts mit den Kostümen zu tun, mit der – sagen wir – oberflächlichen Seite der Figur, sondern mit ihrem tiefsten Inneren. Ob es mir gelungen ist, weiß ich natürlich nicht … Jedenfalls fand ich es wichtig, ungekünstelt zu zeigen, wie sehr sich diese Frau schon in ihren jungen Jahren von den anderen unterschied, dass sie damals bereits eine Aura besaß und extrem charismatisch war.

F: Sie räumen in Interviews gerne ein, dass Sie stets genau wissen, was Sie wollen – und was nicht. Das haben Sie mit Chanel gemeinsam. Gibt es noch weitere Parallelen zwischen Chanel und Tautou?

A: Vielleicht, dass ich viel beobachte und die Welt sehr klarsichtig wahrnehme. Dass ich meinem Instinkt vertraue. Die Gabe, sehr schnell die wahre Persönlichkeit eines Menschen zu erkennen, seine Absichten, wie er tickt. Ich glaube, dass Chanel nicht leicht zu beeindrucken war. Sie erkannte Heuchelei und Oberflächlichkeit sofort. Vielleicht ähneln wir uns auch darin, dass ich versuche, mir selbst und meinen Überzeugungen treu zu bleiben. Ich würde mir sehr wünschen, wie Chanel zu sein: ein geradliniger, integrer Mensch, der seine Seele nicht verkauft.

Quelle: Mit Material von Warner Bros.

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