Der skurrilste Film des Jahres läuft jetzt im Kino – er wird euch zum Staunen bringen

27.01.2025 - 08:59 UhrVor 1 Monat aktualisiert
Universal Language
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Matthew Rankings Universal Language ist eine liebevolle Ode an dessen Heimatstadt Winnipeg und die Kultur sowie das Kino des Irans. Der ebenso schrullige wie charmante Film ist ab sofort im Kino zu sehen.

Obwohl das verschneite Winnipeg, Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba, über eine durchaus vitale Gemeinde an Exil-Iraner:innen verfügt, lässt einen der aktuelle Kino-Neustart Universal Language doch staunen. Im zweiten Abendfüllenden Film von Matthew Ranking (The Twentieth Century) sprechen nämlich alle Einwohner:innnen der 705.244 Einwohner-Stadt Farsi und allgemein wähnt man sich eher im Iran der 1960er und 1970er Jahren als im heutigen Kanada.

Das mag etwas seltsam erscheinen. Mit den eigenwilligen Leuten aus diesem Winnipeg, zum Beispiel einem Grundschulkind, das sich jeden Tag als Comedy-Legende Groucho Marx verkleidet, verbringt man aber liebend gerne seine Zeit. Auch, wenn es mit einer Oscar-Nominierung für den eingereichten Films leider nicht geklappt hat.

Universal Language ist voller skurriler Geschichten, die verschachtelt ineinander stecken

Eines steht fest: Universal Language mangelt es nicht am Skurrilen. Zum Beispiel führt der Fremdenführer Massoud (Pirouz Nemati) eine Tourismus-Gruppe zu Nicht-Sehenswürdigkeiten wie einer Straßenkreuzung. Und darüber hinaus schickt ein unter dem Eis verschlossener 500-Rialschein (die Währung im Iran) die beiden Grundschulkinder Negin (Rojina Esmaeili) und Nazgol (Saba Vahedyousefi) auf ihre ganz eigene Odyssee, bei der sie unter anderem auf einen singenden Truthahnhändler treffen.

Gleichzeitig reist ein ehemaliger Regierungsbeamter aus Quebec an, um seine kranke Mutter zu besuchen. Doch, so wie wir uns an den speziellen Look des Films zwischen 16mm-Nostalgie und starren geometrischen Bildeinstellungen gewöhnen müssen, muss auch der Rückkehrer erst wieder mit seinem Heimatort und dessen Bewohner:innen warm werden. Wes Anderson-Fans hingegen müssten sich sofort wie zuhause fühlen.

Winnipeg war bereits 2007 Schauplatz eines mehr als eigenwilligen Films

Fans des abseitigen Kinos kennen die kanadische Stadt möglicherweise aus Guy Maddins My Winnipeg von 2007 – eine traumwandlerische Fake-Doku voller surrealer Spitzen. Wer sich näher mit der ganz eigenen Filmkultur dieses Ortes beschäftigen will, sollte sich diese unbedingt anschauen. Statt Surrealismus herrscht in Rankings Film aber eher eine Art magischer Realismus, auch wenn diese beiden künstlerischen Strömungen häufig fließend ineinander laufen.

Das Realitätsverzerrende knallt in Universal Language daher nicht ganz so wuchtig in das Greifbare wie beim Surrealismus. Vielmehr wird das Traumartige wie selbstverständlich in die Realität der Stadt und ihrer Bewohner:innen eingebettet. Ein Mann, der in einer der Highlight-Szenen des Films einen Weihnachtsbaum als Outfit trägt, wird daher nicht als ungewöhnlich wahrgenommen. Er gehört zu den vielen Dingen, die in diesem charmanten Film genauso lustig wie alltäglich und unerklärlich sind.

Hier der Trailer zu Universal Language:

Universal Language - Trailer (Deutsche UT) HD
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Universal Language ist Rankings Liebeserklärung an seine Heimatstadt sowie die Kultur und das Kino des Irans

Begeistert von den Filmen iranischer Regisseure wie Abbas Kiarostami (Close-Up) und Jafar Panahi (Taxi Teheran) reiste Rankin als junger Mann in den Iran, um dort Film zu studieren. Schlussendlich klappte dies nicht, erzählte er dem Filmmaker Magazine  im Interview. Seine Liebe zur iranischen Kultur und dem dortigen Kino blieb aber erhalten. So ist Universal Language wie die Filme seiner iranischen Vorbilder voller Poesie, die sich dem Alltäglichen entzieht.

So manche:r Iraner:in wird vielleicht sogar selbstironisch lachen über das überhöfliche Verhalten so mancher Charaktere, welches man im Iran Taarof nennt. So kann es schon einmal vorkommen, dass der Taxifahrer kein Geld möchte oder man nachts zu einem Festmahl eingeladen wird. Was in der wirklichen Welt bloße Höflichkeitsfloskeln sind, wird in Universal Language zur gelebten Realität. Wer sich nicht so sehr mit der iranischen Kultur auskennt, wird diesen Insider-Gag wahrscheinlich übersehen. Über die absurden Situationen, die daraus entstehen, kann sich aber jede:r amüsieren.

Universal Language läuft seit dem 23. Januar 2025 in den deutschen Kinos.

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