1959 waren Sie ungefähr so alt wie Lulu im Film – dann kennen Sie das Szenario ja sicher gut?
Genau. Ich bin in dieser Zeit in Köln groß geworden – Lulu und Jimi spielt ja auch in der Nähe von Köln – ich kenne mich also gut aus mit der Zeit des Wirtschaftswunders. Auch dieses Auto, das ich im Film als Chauffeur fahre, der Adenauer-Mercedes, der eigentlich nur der Regierung vorbehalten war – an den kann ich mich auch noch gut erinnern.
Wie Lulu mit ihrer Familie dort lebt, also diese “Villen-Situation”, kenne ich so nicht, ich komme aus ganz anderen Verhältnissen. Wir wohnten ganz bescheiden in einer 1,5 Zimmer-Wohnung in irgendeinem Mietshaus. Aber für mich war die Zeit vor allem auch die Zeit von Elvis Presley: Man trug die engsten Hosen und die spitzesten Schuhe und die Elvis-Presley-geölten-Haare. Das habe ich natürlich auch alles mitgemacht. Natürlich!
Was, glauben Sie, hat Oskar Roehler bewegt, diese Geschichte zu erzählen?
Ich glaube, er wollte auch einen Spiegel dieser Zeit liefern: Diese Dekadenz und die Suche nach Liebe und Geborgenheit, er wollte vor allem auch die Klassenunterschiede zeigen. Es war ja undenkbar, dass jemand von der Kirmes die “wohlhabende” Tochter heiratet – das war wirklich nicht das, was sich die Mutter vorgestellt hatte. Und es ist natürlich eine sehr große Liebesgeschichte, die Oskar Roehler da erzählt. Gerade auch, weil sie in einem großen Klassenunterschied stattfindet, schmiegt das die beiden noch enger zusammen. Das Verbotene reizt eben umso mehr.
Glauben Sie an die große, bedingungslose Liebe?
Das fragen Sie mich jetzt mit 63… Aber wenn man nicht an die Liebe glaubt, dann braucht man auch gar nicht zu leben. Die Liebe ist ja sehr wichtig, und nimmt natürlich in den verschiedenen Altersgruppen auch verschiedene Formen an, das ist klar. Wenn man 16 oder 17 ist, dann verliebt man sich jedes Wochenende neu und sucht die große Liebe – das verändert sich aber dann mit den Jahren. Es gibt Leute, die schon 50 Jahre zusammen rumhängen, da macht die Liebe dann sicher auch viel Gewohnheit aus.
Wie sind Sie zu der Rolle in Lulu und Jimi gekommen?
Es war ja so: Oskar und ich kannten uns von Terror 2000 – Intensivstation Deutschland von Christoph Schlingensief, und wir hatten daraufhin schon mehrmals überlegt, ob wir zusammen arbeiten. Das kam dann eine ganze Weile nicht zustande – bis wir uns vor einiger Zeit in Los Angeles wieder getroffen haben. Dann bekam ich das Drehbuch von Lulu und Jimi, das mich von Anfang an fasziniert hat. Ich wollte mal richtig mit Oskar Roehler zusammen arbeiten. Jetzt weiß ich, es ist hervorragend mit ihm zu arbeiten, man darf ihm nur nicht so viele Fragen stellen. Ich habe das beherzigt, und es ging ausgezeichnet.
Sie leben ja in Amerika – Kommen Sie gerne für Dreharbeiten immer wieder nach Deutschland?
Ja, auf jeden Fall. Ich dreh ja auch gerade sechs Wochen hier für Til Schweiger s neuen Film 1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde. Ich lebe mittlerweile 16 Jahre in Amerika und habe natürlich zwischendurch immer wieder woanders gedreht, vor allem in Deutschland. Natürlich ist es am schönsten, im eigenen Land zu drehen, das ist doch klar. Ich habe hier meine Sprache und mehr Rechte als in Amerika, da bleibt man Ausländer. Hier kann ich sagen, was ich will.
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