Alejandro González Iñárritu hat sich mit drei Filmen eine weltweite Fangemeinde erspielt. 21 Gramm, Amores Perros und Babel sind seine Meisterwerke, die entweder geliebt oder gehasst werden. Mit Spannung wurde seiner neuer Film Biutiful im Internationalen Wettbewerb beim Festival Cannes erwartet.
Biutiful erzählt von Uxbal (Javier Bardem), einem Unterwelt-Geschäftemacher in Barcelona. Er war mit einer manisch-depressiven Frau verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. Bei ihm wurde Prostata-Krebs festgestellt. Sein Hauptgeschäft ist die Vermittlung von illegalen chinesischen Emigranten. Außerdem lässt er falsche Markenartikel herstellen, die afrikanische Straßenhändler dann verkaufen. Eines Tages muss er sich mit der Schuld auseinandersetzen, dass 25 Menschen aus China in einem Keller ersticken.
Florian Keller von der Basler Zeitung bezeichnet Biutiful als Drama um Schuld und Erlösung und den Überlebenskampf in der globalisierten Moderne. Der Kritiker “wittert schon das Pathos des Schmerzensmannes – und ist dann angenehm überrascht von der Zurückhaltung, die Alejandro González Iñárritu hier pflegt. Biutiful mag das schlichtere Werk sein als Babel, aber in einem glanzlosen Wettbewerb gibt es bislang wenig, was die fiebrige Intensität des Alejandro González Iñárritu erreicht.”
Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel lobt den Hauptdarsteller. “Mit einer finsteren Restkraft geht dieser Uxbal durch die Welt, und zugleich bleibt er in seinem Todmüdesein verletzlich, entwickelt ein Gefühl für Lebensschuld und versucht, während neue sich türmt, einen Teil zumindest der alten abzutragen. Javier Bardem gibt dem Film Trauer und Wärme, Abschied und Hoffnung – und Maribel Alvarez als die haltlose Mutter seine Kinder ist, als dramaturgischer Kontrapunkt, von geradezu herzzerreißendem Selbstzerstörungsdrang.”
Sennhauser ist auf seinem Blog völlig euphorisch einerseits, fragt sich aber auch gleichzeitig, warum. Die Bemühungen Alejandro González Iñárritu sind “fruchtbar und wirksam, der Film macht nicht nur seinen Protagonisten fertig, sondern auch sein Publikum. Das ist möglicherweise auch wirklich grosse Kunst, und – wieder nüchtern betrachtet – eine beachtliche Leistung. … Eigentlich nicht überraschend, dass sich mein ganzer Organismus gegen diesen Film wehrt, dass ich ihn physisch als unangenehm erlebt habe, und dass ich nicht die geringste Lust verspüre, mir das noch einmal anzutun, noch, das Erlebnis jemand anderem ans Herz zu legen. Eine künstlerische Leistung gewiss. Die Wirkung lässt sich allerdings auch dadurch erzielen, dass ich mir einen Hammer auf den Daumen haue.”
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