Kaltes Herz, lauwarm serviert

22.03.2010 - 07:00 Uhr
Schenk im Spiegel
ARD / WDR
Schenk im Spiegel
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Der Kölner Tatort zeigte einmal mehr soziales Elend und Ermittler in emotionalem Tumult.

Kindesmissbrauch, Schwangerschaft, Korruption und Mord: Einen Fall wie eine Überschrift der Boulevard-Presse durften Ballauf und Schenk im Tatort: Kaltes Herz diesmal aufklären. Dabei mangelte es nicht an Klischee-Figuren und der dramaturgisch eher groben Kelle. Asoziale Eltern, überforderte Jugendämter, zwielichtige Pflegeeltern und ein schwarzer Peter, den so recht niemand haben wollte.

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Trotzdem das Leben eines Kindes auf dem Spiel stand, hielt sich die Spannung oftmals in Grenzen. Was wohl auch den Drehbuchautoren klar war, die zwischendurch ein sinnfreie Verfolgungsjagd im Parkhaus einbauten, damit wenigstens ein bisschen Bewegung ins Spiel kam.

Dass am Ende ein Mitarbeiter des Jugendamts den Mord an seinem Kollegen beging, weil er fürchtete, dass die vom Jugendamtschef gedeckten Mauscheleien mit den überbelegten Pflegeeltern auffliegen könnten, war ein ganz netter Dreh, der die Story dann von der reinen Sozialfabel ins Reich der Krimimärchen gleiten ließ.

Ohne die sympathischen Ermittler und den bewährten kölschen Charme wäre die Story wohl völlig versandet, doch Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt schafften es, auch dieses mal den Tatort vor dem Totalausfall zu bewahren und lieferten letzten Endes doch noch ganz unterhaltsame 90 Minuten Krimiunterhaltung ab.

Was nicht so einfach war, schrammte doch die arg erzwungen wirkende B-Story doch arg am Sozialkitsch vorbei, wenn die Kollegin Franziska Lüttgenjohann Tessa Mittelstaedt innerhalb einer Folge mit einer ungeplanten Schwangerschaft, der Suche nach dem Vater, Abtreibungsgedanken, falsch verstandener Fürsorge, der Entscheidung für das Kind, der Vereinbarkeit von Schwangerschaft und Arbeit und schließlich dem Verlust des Kindes konfrontiert wurde. Das mochte als ergänzender Gegenpol zur Geschichte um vernachlässigte Kinder und Pflegeeltern gedacht gewesen sein, überfrachtete die Story jedoch mehr, als es ihr gut tat und schickte Tessa Mittelstädt durch soviel emotionalen Tumult, dass das flappsige Traditions-Ende an der Pommesbude zum ersten Mal wirklich unpassend wirkte.

Kein schlechter Krimi, aber einer mit einigen Durchhängern, von einem Team, das bessere Fälle verdient hätte. In letzter Zeit leben die Kölner-Tatorte leider immer häufiger von der Chemie des Dreiergespanns Ballauf, Schenk, Lüttgenjohann – ein bisschen aufregendere Fälle und etwas weniger Midlife-Crisis wären ab und an doch wünschenswert.

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