Kinder des Sturms: Deutsche werden zu Opfern

25.03.2009 - 12:00 Uhr
Kinder des Sturms
ZDF
Kinder des Sturms
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Regisseur Miguel Alexandre über die Ambivalenz der Schuld in Kinder des Sturms.

Miguel Alexandre, Jahrgang 1968 und in Portugal geboren, ist beim Fernsehen angekommen. 2005 wurde er für den Fernsehfilm Grüße aus Kaschmir mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Großen Erfolg hatte er auch mit dem Zweiteiler Die Frau vom Checkpoint Charlie (2006). Im Jahr 2007 führte er Regie für den Kriminalfilm Der Tod meiner Schwester und den Dreiteiler Die Patin – Kein Weg zurück, der Ende 2008 zu sehen war. Hier ist ein Statement von ihm zu lesen über die Ambivalenz der Schuld in seinem neuesten Film.
Kinder des Sturms bot die einmalige Gelegenheit, eine Tür zur Vergangenheit zu öffnen – mit einem jahrzehntelang tabuisierten Thema: Das deutsche Volk wird selbst zum Opfer des von ihm verursachten Zweiten Weltkrieges. Dass die Aggression gegen andere Völker nicht ohne Folgen blieb und zu unendlichem Leid auf Seiten der Aggressoren führte, erzählt eine wichtige Lektion über die zerstörerische Natur des Krieges. Gleichzeitig führt es uns die Ambivalenz der Schuld vor Augen. Denn die Hauptfiguren unseres Filmes tragen, weiß Gott, keine Verantwortung für diesen Krieg und sind in erster Linie Opfer.

Und dennoch ist die Rede davon,wie Rosemaries Mutter an den “Führer” geglaubt hat – stellvertretend für eine ganze Generation, die die Diktatur des Dritten Reiches erst ermöglichte. Für die heute noch lebenden Zeitzeugen bietet der Film einen hoffentlich wahrhaftigen Blick in ihre eigene Vergangenheit – ohne einer Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung und Schuld aus dem Weg zu gehen. Für junge Zuschauer, die vielleicht durch den Film zum ersten Mal mit dem Thema “Zweiter Weltkrieg” in Berührung kommen, wird der Film zu einer Zeitmaschine, die in die Gefühlswelt einer vergangenen Generation und in die Atmosphäre einer Zeit entführt, die das gesamte 20. Jahrhundert entscheidend geprägt hat.

Ein Schlüssel für die Identifikation einer jungen Generation mit der Geschichte bietet zweifellos Felicitas Woll in ihrer Darstellung der Rosemarie. Auch Wotan Wilke Möhring oder Inga Birkenfeld sind Identifikationsfiguren ihrer eigenen Generation, die eine emotionale Projektionsfläche bieten – ganz abgesehen davon, dass alle drei hervorragende, seelenvolle,warmherzige Darsteller sind, die den emotionalen Kern dieser Geschichte transportieren. Das Ziel war, eine an historischen Tatsachen orientierte Geschichte so emotional, so menschlich und so universell wie möglich zu erzählen – um Geschichte lebendig zu erhalten. Denn erst im Bewusstsein eigener Geschichte kann man verantwortungsvoll Gegenwart und Zukunft gestalten.

Quelle: ARD, Statement des Regisseurs

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