Kinderarbeit im Kino

03.02.2011 - 08:50 Uhr
Emma Schweiger in Kokowääh
Warner Bros.
Emma Schweiger in Kokowääh
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Einfach ist es nicht, schon als Kind berühmt zu werden. Wenn die Eltern es dann auch noch forcieren, beginnen die Alarmglocken zu läuten. Sind die Eltern sogar selbst Stars, können wir nur noch besorgt den Kopf schütteln.

Heute startet Kokowääh in den deutschen Kinos, aber für Hauptdarstellerin Emma Tiger Schweiger dürfte eine Filmpremiere längst nichts besonderes mehr sein. Immerhin begann die 2002 geborene Tochter von Til Schweiger ihre Karriere schon mit sechs Jährchen im Kinohit Keinohrhasen und trat natürlich auch in dessen Fortsetzung auf. So lang wie ihr Bruder Valentin ist sie allerdings noch nicht im Geschäft. Der “spielte” schon als Säugling in Knockin’ on Heaven’s Door. Da können seine Schwestern Luna und Lilli längst nicht mithalten, die beide über das Säuglingsalter hinaus waren, als sie ihre ersten Kinoauftritte absolvierten. Das soll aber nicht heißen, die Schweiger-Kinder seien untätig gewesen. Ganz im Gegenteil: Für die Modemarke Bellybutton, die Mutter Dana Schweiger mitgegründet hat, agierten die Kiddies regelmäßig als Modell.

Aber die Schweigers sind natürlich keine Ausnahme, wenn es um Schauspieler geht, die die Karriere ihres Nachwuchses schon antreiben, bevor dieser die Pubertät überhaupt am Horizont erspähen kann. Uwe Ochsenknecht, berühmter deutscher Kollege von Til Schweiger, dürfte ein Experte darin sein. In Erleuchtung garantiert von Doris Dörrie aus dem Jahr 1999 durften wir uns erstmals des Kinopotenzials von Jimi Blue Ochsenknecht und seinem Bruder Wilson Gonzalez Ochsenknecht vergewissern. Aber wer hätte damals ahnen können, dass die beiden wenig später ein eigenes Franchise (Die Wilden Kerle) und Karrieren als Musiker stemmen würden? Freilich, die Musikwelt wäre um einiges ärmer, wenn es solche Hits wie “I’m Lovin…” und “Hey Jimi” nicht gegeben hätte. Aber 5x Die Wilden Kerle innerhalb von fünf Jahren grenzt schon ein wenig an Kinderarbeit, oder?

Zum großen Meister der Sprösslings-Vermarktung mausert sich aber seit einiger Zeit Will Smith. Vor ein paar Jahren freuten wir uns noch darüber, wie wahnsinnig normal und bodenständig die Familie Smith auf dem roten Teppich aufzutreten schien. Doch jetzt wissen wir, dass das ganze wohl nur ein Casting-Prozess war. Als Will Smith vor einer Weile verkündete, eine Pause zu machen, um sich seiner Familie zu widmen, haben wahrscheinlich so gut wie alle Berichterstatter diese Meldung fehl interpretiert! “Um die Familie kümmern” war in Wirklichkeit ein Code für “ich will meine Kinder zu Stars heranzuziehen, die mit Blockbustern Geld scheffeln und im Musikbiz Hits abliefern”.

Schon 2006 spielte der Superstar mit seinem Sohn Jaden Smith in Das Streben nach Glück. Da war Jaden gerade einmal acht Jahre alt. Doch der Junge lief sich in dem Hit nur für Größeres warm. Einem Auftritt in Der Tag, an dem die Erde stillstand folgte der von seinem Daddy produzierte internationale Durchbruch mit Karate Kid. Einem weltweiten Kassenschlager und einem Duett mit Justin Bieber muss seine jüngere Schwester Willow Smith erst einmal etwas entgegensetzen. Doch Willow, die im Oktober ihren zehnten Geburtstag gefeiert hat und immerhin schon in I Am Legend zu sehen war, arbeitet kräftig an ihrer Karriere. Oder sind es ihre Eltern? Wie dem auch sei, letztes Jahr veröffentliche die Smith-Tocher die Single “Whip my Hair”, die in den USA Platin-Status erreichte und demnächst wird die kleine Dame wohl auch auf der großen Leinwand singen. Im Musical Annie soll sie die Hauptrolle übernehmen. Wer der Produzent ist? Natürlich ihr Vater.

Talentierte Jungstars sehen wir immer wieder gerne bei ihrem kometenhaften Aufstieg zu, aber der Abstieg macht dann meistens weniger Spaß. Auch ein Oscar mit zehn Jahren hat Tatum O’Neal (Paper Moon) nicht davor bewahrt, drogensüchtig zu werden. Doch selbst wenn es nicht so schlimm kommt für die genannten Schauspielerkinder, und das wollen wir hoffen, ist Filmemachen immer auch Arbeit, sind Pressetermine und Fotoshootings kein Spaß, der mal eben nach der Schule erledigt werden kann. So eine langweilige Jugend ganz ohne Blitzlichtgewitter und Blockbuster schadet manchmal nicht.

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