Luc Besson & die Kunst, Ikonen zu erschaffen

18.03.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Luc Besson am Set von Das Fünfte Element
Tobis Filmkunst
Luc Besson am Set von Das Fünfte Element
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Luc Besson ist der kommerziell erfolgreichste, französische Filmemacher unserer Zeit und wir gratulieren dem Mann, der Action-Ikonen am Fließband produziert, mit einem Blick in seine Vergangenheit zum 55. Geburtstag.

Einer von Frankreichs größten Filmemachern feiert heute seinen 55. Geburtstag. Luc Besson schuf mit Nikita seinen ganz persönlichen „Daddy’s Girl“-Stereotypen. Er ist jener Produzent, der als genialen Schachzug Liam Neeson die Hauptrolle in 96 Hours gab und nicht der einzige im Showbusiness, der Milla Jovovich zur Frau nehmen durfte. Luc Besson hat eine eigene Produktionsfirma, einen eigenen Verleih und designte sein eigenes Studiogelände – die Cité du Cinéma bei Paris. Er ist ein Mann, der filmische Guilty Pleasures salonfähig erscheinen lässt und als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Kinogeschichte schreibt.

Es ist noch keine Regielegende vom Himmel gefallen…
…und im Falle von Luc Besson dauerte es eine ganze Weile, bis die Sache mit dem Filmemachen klappte. Als er am Ende seiner Schulzeit begann, Mitschülern von seinen Ideen und Geschichten zu erzählen, wurde er nur mit großen Augen angeguckt und auch zu Hause konnte seine Vorliebe keiner nachvollziehen, schreibt die Zeit. “Ich wollte beweisen, dass ich etwas drehen kann und so drehte ich einen Kurzfilm“, verriet der Franzose einst dem Guardian. “Ein guter Freund von mir sah sich den Film an und sagte: ’Luc, es gibt da eine Sache, die du lernen musst und die ist, wenn du nichts zu erzählen hast – halt den Mund!“ So beschloss der damals 17-jährige Luc Besson, der nach einem Unfall den eigentlichen Berufswunsch des Tauchens aufgeben musste, erstmal als Assistent von anderen Assistenten am Set zu arbeiten.

Nicht intellektuell genug
Verliebt hatte er sich längst in das Erschaffen von Filmwelten. Auch in dem Interview mit dem Guardian betonte er, dass er das Selbstvertrauen, ein Regisseur sein zu können, erst erlangte, als er seine drei kultigsten Regiearbeiten Nikita, Léon – Der Profi und Das fünfte Element bereits abgeliefert hatte. Ein herber Rückschlag waren zuvor die vernichtenden, französischen Kritiken für seine liebevolle Comic-Adaption Im Rausch Der Tiefe von 1988. Wie er der Süddeutschen vor zwei Jahren verriet, hat er heute noch einen Ordner mit den “200 Verrissen in seinem Büro stehen”, um sich niemals in Sicherheit zu wiegen, dass seine Filme zu Erfolgen werden: “Zwei Jahre hatte ich an dem Film gearbeitet, bin in elf Länder gereist, hatte 200 Tauchgänge gemacht, und dann erzählen dir diese Schnösel, dein Film ist ein großer Scheiß.“ Das klingt demotivierend. International schnitt das Taucherdrama bei den Kritikern übrigens gar nicht so schlecht ab. Der Film wäre den Franzosen nicht intellektuell genug gewesen, meint Luc Besson.

Ikonen ohne Wurzeln und ohne Anspruch
Dass Luc Bessons Filme selten intellektuelle Ansprüche stellen, ist kein Geheimnis. Das macht er mit wundervoller Actionchoreografie und rasantem Storytelling sowie immer ähnlichen und immer aufregenden Figurentypen wett. Bestes Beispiel dafür ist der Action-Kult Ghettogangz – Die Hölle vor Paris, den er schrieb und produzierte. Wie auch er selbst es erfuhr – er war mit seinen Eltern als Kind stets auf Reisen – vergönnt er den Figuren in seinen Regiearbeiten selten einen ausreichenden Hintergrund und wirft sie stattdessen schutzbedürftig oder bereits knallhart und abgehärtet in die kalte Welt. In Der letzte Kampf und Subway ist die Familie nicht existent, jedoch gibt es eine Vaterfigur, während in Léon – Der Profi die Familie niedergemetzelt wird und das kleine Mädchen Schutz beim einsamen Wolf sucht. In Im Rausch der Tiefe muss der Vater ertrinken und in Das fünfte Element und Angel-A werden einsame Seelen zueinandergeführt. Luc Bessons Johanna von Orleans ist überhaut gleich Zeugin der Vernichtung ihres Heimatdorfes geworden. Mit The Lady – Ein geteiltes Herz und Malavita – The Family traute sich Besson jüngst in neue Gefilde und wir können gespannt sein, wo ihn diese Neugier – hatte er doch schon mehrmals das Ende seiner Regie-Karriere vergebens angekündigt – hinführen wird.

Ikonen vom Fließband
Luc Besson, der seinen Filmfiguren so oft die Behaglichkeit einer Familie verwehrt, ist eine Ein-Mann-Armee des amerikanisierten, französischen Kinos und wir wollen ihm alle ein herzliches Dankeschön für die vielen Jahre hinterm Schreibtisch und hinter der Kamera aussprechen. Besson ist kein Poet der tiefschürfenden Dialoge und kein Meister des hochgelobten Dramas, doch was er kann, das macht er mit Bravour. Und dazu gehören knallharte Action, wunderschöne Bilder, knackige Drehbücher und das Erschaffen von weiblichen und männlichen Action-Ikonen, die die Jahrzehnte überdauern.

Welcher ist euer liebster Film von Luc Besson?

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