Manipulation bei Justice League: Die Snyder-Cut-Bots haben mehr zerstört als das DC-Universum

21.07.2022 - 16:35 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Zack Snyder's Justice League
Warner Bros.
Zack Snyder's Justice League
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Die Geschichte des Snyder-Cuts von Justice League wurde um ein weiteres trauriges Kapitel erweitert. Dieses Mal könnten sie Auswirkungen weit über das DC-Universum hinausgehen.

Zack Snyder's Justice League ist eines der der faszinierendsten, aber auch umstrittensten Filmprojekte unserer Zeit. Aus der Asche eines gescheiterten Kino-Blockbusters entstand ein vierstündiges Streaming-Epos, das die künstlerische Vision seines Regisseurs in vollem, Umfang präsentierte. Ein Triumph, der durch engagierte Fans ermöglicht wurde – und eine Armee aus Bots und Fake-Accounts im Internet.

Das ist das Ergebnis zweier neuer Studien, die von WarnerMedia in Auftrag gegeben wurden. Bei mindestens 13 Prozent der Stimmen, die sich im Internet für den Snyder-Cut von Justice League stark gemacht haben, handelt es sich um keine echten Menschen. Die Zahl ist mehr als doppelt so groß als bei vergleichbaren Fan-Bewegungen, die in sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook, Instagram und Co. entstehen.

Manipulation bei Snyder-Cut-Forderungen aufgedeckt

Bereits zuvor standen die Methoden bestimmter Fans in der Kritik: Mit den Online-Rufen nach dem Snyder-Cut gingen toxische Verhaltensweisen und Übergriffe einher, die bis zur Belästigung und Bedrohung von DC-Verantwortlichen geführt haben. Eine kleine, aber sehr laute Gruppe hat das gesamte Fandom in Verruf gebracht. Und darunter könnten jetzt auch noch weitere Fan-Bewegungen leiden.

Hier könnt ihr den Trailer zum Snyder-Cut schauen:

Zack Snyder’s Justice League - Trailer (Deutsch) HD
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Die Stimme der Fans war im popkulturellen Geschehen noch nie so prominent vertreten wie heute. Fan-Theorien, Fan-Wünsche, Fan-Träume: Auch wenn es die eine große Fan-Gruppe gar nicht gibt, versucht Hollywood, den Erwartungen der Fans gerecht zu werden. Aus kreativer Sicht ist das durchaus problematisch. Gleichzeitig haben wir in den vergangenen Jahren eine andere Seite davon kennengelernt.

Von Lucifer über The Expanse bis hin zu Brooklyn Nine-Nine: Ohne den Einsatz von Fans, die mit Petitionen ihre Lieblingsserien unterstützen, wäre vermutlich keine dieser Geschichten vollendet worden. Netflix hatte es sich zwischenzeitlich sogar zum Teil seines Geschäftsmodells gemacht, abgesetzte Serien zurückzubringen. Dem Streaming-Dienst hat das ein positives Standing bei den Fans gebracht.

Gerade das Beispiel Netflix veranschaulicht die Dynamik sehr gut: Die Rettung von Arrested Development wurde als eine der ersten Eigenproduktionen des Streaming-Diensts positioniert. Die Fans waren begeistert. Wenige Jahre später geriet Netflix in Verlegenheit und musste selbst ein Original, Sense8, absetzen. Die Fans waren nicht begeistert. Der Aufschrei bescherte uns ein nachträgliches Serienfinale.

Wenn Bots und Fake-Accounts die echten Fans verdrängen

Nach den nun veröffentlichten Snyder-Cut-Studien können derartige Erfolgsgeschichten jedoch nicht mehr unreflektiert gefeiert werden. Bots und Fake-Accounts sind natürlich keine neue Erfindung, mit der niemand rechnen konnte. Wenn über ein Zehntel aller Stimmen, die einen vermeintlichen Fan-Wunsch zum Ausdruck bringen, nicht existieren, legt sich ein Schatten voller Misstrauen über zukünftige Bewegungen.

Eines der wenigen Sprachrohre, mit dem Fans die Aufmerksamkeit von Kreativen und Studios erlangen können, ist beschädigt: Social Media. Und das allgemeine Fan-Image hat nach all den negativen Schlagzeilen der vergangenen Jahre einen weiteren Kratzer erhalten. Ganz zu schweigen davon, wie die systematische Manipulation das Selbstverständnis und Gemeinschaftsgefühl eines Fandom untergraben muss.

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Erste Fan-Bewegungen sehen sich bereits gezwungen, ihre Echtheit zu bestätigen, wie der obige Tweet von #MakeSolo2Happen zeigt. Unter dem Hashtag teilen Star Wars-Fans seit über vier Jahren ihre Liebe und Begeisterung für Solo: A Star Wars Story. Hier sind keine Bots am Werk, beteuert der Account. Halb im Scherz, halb im Ernst: Der Vertrauensbruch ist geschehen und dürfte niemanden glücklich machen.

Wenn es nicht schon nach der Morbius-Meme-Niederlage geschehen ist, wird sich Hollywood spätestens nach den Snyder-Cut-Studien genau überlegen, wem Gehör geschenkt wird und wem nicht. Den Ayer-Cut von Suicide Squad werden wir garantiert nicht mehr sehen. Aber vielleicht gibt das den Studios auch die Möglichkeit, wieder eigene Entscheidungen ohne Fan-Forderungen im Hinterkopf zu treffen.

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Glaubt ihr, dass die Snyder-Cut-Bots für größeren Schaden sorgen werden?

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