Mord mit Bio-Siegel

25.10.2010 - 07:00 Uhr
Tatort-Premiere für Sibel Kekilli
NDR/Marion von der Mehden
Tatort-Premiere für Sibel Kekilli
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Im gestrigen Tatort musste Komissar Borowski einen Tod durch verunreinigte Getränke aufklären. Dabei wurde er erstmals von Sibel Kekilli unterstützt, die auch in den nächsten Borowski-Fällen zu sehen sein wird. Der Fall begann innovativ und abwechslungsreich, zum Ende hin wurden aber leider wieder altbekannte Tatort-Muster abgespult.

Axel Milberg wurde als Komissar Borowski im Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack diesmal aufs Land geschickt, um in einer Großmolkerei zu ermitteln und Sibel Kekilli kennen zu lernen. Was als innovativer Wirtschaftskrimi begann, endete in einer Tatort-typischen Familientragödie.

Foto-Show: die Bilder zum Tatort “Borowski und eine Frage von reinem Geschmack”

Nachdem ein allergischer Jugendlicher an einer Überdosis Farbstoffe in einem Fitnessdrink ums Leben kam, stellte sich bei den Ermittlungen heraus, dass der Drink in der Molkerei mutwillig verunreinigt worden war. Der Verdacht lag zunächst auf einem fanatischen Umweltschützer, der auf die Produktionsmethoden des Drinks aufmerksam machen wollte. Am Ende stand jedoch ein klassisches Familiendrama im Mittelpunkt. Als Täter stellte sich der Vater der Molkereifamilie heraus, der sauer auf seine Tochter war, weil sie die Molkerei an einen internationalen Großkonzern verkauft hatte.

Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack war der Tatort-Auftakt für Sibel Kekilli, die auch in den nächsten Borowski-Tatorten zu sehen sein wird. Kekilli hat eine sympathische Rolle bekommen und sich gut in das Format eingeführt. Ob sie mit ihrer Rolle auch weitere Episoden bereichern kann, wird sich zeigen müssen. Denn der größte Schönheitsfehler an der Rolle von Sibel Kekilli lag vor allem darin, dass sie leider überhaupt keinen Beitrag zum Vorantreiben der Handlung oder der Lösung des Falls lieferte. Falls sich das bei weiteren Auftritten nicht ändern sollte, dann ergibt ihr Engagement bei den Borowski-Tatorten wenig Sinn.

Die Handlung von Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack ist zum Glück um einiges besser geraten als der dämliche Titel der Folge. Der Tatort nahm sich zunächst Zeit, dass Themenfeld rund um industrielle und ökologische Landwirtschaft auszurollen. Dies war im Prinzip recht interessant, ist nur etwas plakativ geraten und war geprägt von naiven schwarz-weiß Vorstellungen von ökologischer Landwirtschaft.

Und so enttäuschte es, dass der Tatort am Ende in eines der altbekannten Familienszenarien auswich. Vom Wirtschaftskrimi wandelte sich Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack so zum Familiendrama. Problematiken rund um die Profitgier der industrialisierten Lebensmittelwirtschaft wurden zwar angerissen, aber leider nicht zu Ende gedacht. Symptomatisch hierfür war der reduzierte Auftritt des Goldmann-Instituts. So schnell wie die zwielichtigen Machenschaften des Unternehmens thematisiert wurden, so schnell war das Institut auch wieder in der Schublade verschwunden. Interessante Fragen und Themen wurden so nur beiläufig gestreift. Aus dem Quotenstandpunkt und der Erwartungshaltung des Zuschauers heraus war es wohl schlau, wie der Tatort verfuhr, dennoch ist es schade um ein interessantes Thema, das ruhig auch in einem Sonntag-Abend Krimi kritischer und komplexer durchleuchtet werden könnte.

Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack eröffnete die ARD-Themenwoche “Essen ist Leben”. Dort werden die wahren Wirtschaftskrimis rund um Nahrung und Lebensmittel hoffentlich noch intensiver durchleuchtet werden. Bei den Zuschauern Interesse am Thema zu wecken, dürfte dem Tatort jedenfalls durchaus gelungen sein.

Wie spannend fandet ihr Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack?

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