Tatort bringt müde Morde aus Köln

06.12.2010 - 07:00 Uhr
War was? - Nee schlaf weiter...
ARD / WDR
War was? - Nee schlaf weiter...
Ballauf und Schenk in einem Fall, der so spannend war wie eine Familienfeier bei der Erbtante.

In letzter Zeit strapazieren die im Grunde sympathischen Kölner-Ermittler mein Wohlwollen nicht unerheblich. Denn auch wenn die Fälle nie unansehbar sind, schleicht sich doch immer wieder Langeweile ein. Auch diesmal im Tatort: Familienbande verlor sich die Spannung, nach einem harten Auftakt mit einem ermordeten Jungen, irgendwo in einer Story, die zu viele Figuren und zu wenig Drive hatte.

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Es ist schon eine Leistung aus einem Fall der mit einem grausig-traumatischen Ereignis wie der Ermordung eines kleinen Kindes beginnt, eine so fade Story zu machen, in der Ballauf und Schenk im Grunde nur die bewährten Klischees von Krimis im Umfeld dörflicher Familienbande durchdeklinierten. Allgemeines Misstrauen und Vorwürfe, Prüderie und die Furcht vor dem Fremden (diesmal: das Lesbenpärchen), Fremdgänge und Unehrlichkeiten, Spekulationen und undurchsichtige Immobiliengeschäfte gepaart mit Missgunst und Doppelmoral.

Wären nicht kleine Szenen, wie die Nebenhandlung vom Kampf von Schenks Tochter mit ihrer zickigen Fallbetreuerin der ARGE gewesen, hätte es wenig gegeben, was aus dem müden Einerlei herausrisse. Dass die Kommissars-Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) hier mehr zu tun hatte als im eigentlichen Fall, sprach Bände.

Auch Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär schienen diesmal nicht ganz mit dem Herzen dabei zu sein. Routiniert bis an die Grenze zur Apathie spulten sie die Dialoge herunter, die keinem von beiden die Chance gab zu glänzen.

Erstaunlich überhaupt, wie so gar niemand aus dem unübersichtlichen Ensemble wirklich herausstach, was aber wohl eher dem Drehbuch als den Darstellern vorzuwerfen ist, denn mit solchen 08/15-Dialogen tun sich auch gute Schauspieler schwer.

Wenn sich am Ende der Vorhang senkte und endlich klar wurde, dass der Tod des Jungen ein Unfall war und dessen Oma den zweiten Mord auf den Gewissen hat, hatten viele Zuschauer wohl schon längst den Faden verloren, wer da jetzt warum was gegen wen hatte. Und vor allem warum uns das eigentlich interessieren sollte.

Ballauf, Schenk – das könnt ihr besser. Und langsam wirds mal wieder Zeit für ein wirklich guten Köln-Krimi. Sonst isses mit Wurstessen, nämlich irgendwann Essig.

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