Neuer Bericht enthüllt: Sci-Fi-Abenteuer Elio wurde angeblich geändert, damit der Held nicht queer erscheint

01.07.2025 - 14:00 Uhr
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Pixars Elio hätte laut neuen Berichten um ein Haar völlig anders ausgesehen. Besonders der queere Subtext der Hauptfigur soll aus dem Sci-Fi-Film entfernt worden sein.

Seit wenigen Wochen läuft der neue Pixar-Film Elio in den weltweiten Kinos. Nach dem Milliardenerfolg von Alles steht Kopf 2 im letzten Jahr scheint Elio in den Lichtspielhäusern jedoch völlig unterzugehen. Gegen ein Budget von schätzungsweise 150 Millionen US-Dollar konnte der Sci-Fi-Film bis dato nur 72 Millionen (via Box Office Mojo ) wieder einspielen – eine bittere Enttäuschung für Pixar und das Studio Disney, das die Animationsschmiede unter seinen Fittichen weiß.

Während die Gründe für den Flop teilweise bei einer Verschlossenheit des Publikums gegenüber Originalstoffen gesucht wird, suggeriert ein neuer, umfangreicher Bericht des Hollywood Reporters  dessen Ursprung in der schwierigen Entstehungsgeschichte des Films, die von zahlreichen Änderungen und Wechsel der wichtigsten Positionen geprägt gewesen sein soll.

Pixar-Film Elio: Hauptfigur hätte ursprünglich queer sein sollen

Wie der Hollywood Reporter von mehreren Insidern bei Pixar erfahren haben soll, unterscheide sich der Film, der aktuell in den Kinos läuft, massiv von der Version, die vor zwei Jahren bei ersten firmeninternen Screenings gezeigt wurde. Darin soll Elio sich ein pinkes Tank Top aus Müll gebastelt haben, den er am Strand gesammelt habe. Dieses soll er in einer "Trash-ion Show" (in Anlehnung an "Fashion Show") einer dort lebenden Krabbe präsentiert haben. Darüber hinaus habe er in mehreren Szenen ein Interesse an Mode gezeigt. Poster an der Wand seines Zimmers hätten dazu einen männlichen Schwarm suggeriert.

Die queere Lesart dieser Szenen soll von dem ursprünglichen Regisseur des Films, Adrian Molina, intendiert gewesen sein. Molina, der als kreativer Kopf hinter dem Pixar-Mega-Hit Coco steht, lebt als offen schwuler Filmemacher und habe Teile seiner Identität in Elio als Figur zum Ausdruck bringen wollen. Laut Pixar-Insidern wollte Molina aus Elio zwar keine Coming-out-Story machen, da der Junge im Film erst elf Jahre alt ist. Seine Figurenzeichnung sollte diese Lesart jedoch erlauben.

Im Laufe des Produktionsprozesses soll diese Lesart jedoch immer mehr verschwunden sein. Die Veränderungen sollen als Reaktion auf Feedback vorgenommen worden sein, die von höheren Executives bei Pixar auf das bisherige Material gekommen seien. Demnach verschwanden die beschriebenen Szenen, während Elio als Figur mit gesellschaftlich männlicher konnotierten Interessen gezeichnet wurde.

Regisseur Adrian Molina soll das Projekt kurze Zeit später verlassen haben, während Madeline Sharafian (Burrow) und Domee Shi (Rot) als neue Co-Regisseurinnen die Zügel übernahmen. Große Teile des Films wurden daraufhin überarbeitet, was auch America Ferrera (Barbie) dazu veranlasst haben soll, den Film als englische Originalstimme der Figur Olga zu verlassen. Olga wurde ursprünglich als Elios Mutter geschrieben. Nach Ferreras Ausstieg wurde die Figur zu Elios Tante umgeschrieben. Zoe Saldaña (Avatar) wurde schließlich gecastet.

"Ich war tief traurig und gekränkt über die Änderungen, die gemacht wurden", erklärte die ehemalige Pixar-Schnittassistentin Sarah Ligatich, die als Teil der firmeninternen LGBTQ+ Gruppe PixPRIDE fungierte. Auch weitere Crewmitglieder sollen das Projekt nach Molinas Ausstieg verlassen haben. Ein anonym bleibender, ehemaliger Pixar-Mitarbeiter verriet dem Hollywood Reporter: "Es war während der Produktion ziemlich klar, dass die Studio-Führung die Momente herunterspielen wollte, die auf Elios queere Sexualität anspielten." Laut des Mitarbeiters soll Molinas ursprüngliche Version um ein Vielfaches besser gewesen sein, als die Version, die aktuell in den Kinos zu sehen ist.

Pixar-Chef Pete Docter erklärte 2024 gegenüber The Wrap, dass Molinas Ausstieg damit zu tun gehabt hätte, dass er stattdessen für ein kommendes, großes Projekt die Zügel übernehmen sollte. 2025 wurde schließlich bekannt, dass Molina für Coco 2 die Regie übernehmen wird.

Die Änderungen queerer Szenen und Figuren sind bei Pixar kein Einzelfall

Erst letztes Jahr gerieten Disney und Pixar wegen ähnlicher Berichte in die Kritik, als Pixar-Insider davon berichteten, dass queerer Subtext der Hauptfigur Riley in Alles steht Kopf 2 entfernt worden sein soll. Auch bei der Pixar-Serie Win or Lose soll es ursprünglich eine trans Figur gegeben haben, die im Produktionsprozess umgeschrieben wurde. Ein Pixar-Insider betitelte die Entscheidung damals als "furchtbare Schande".

Ob Elios schlechte Performance an den Kinokassen tatsächlich mit seiner Entstehungsgeschichte zu tun hat, kann nur gemutmaßt werden. Der Pixar-Insider des Hollywood Reporter gab sich dahingehend wenig diplomatisch: "Ich würde Pete [Docter] und die anderen Disney-Executives gerne fragen, ob sie glauben, die Änderungen waren es wert. Hätten sie so viel Geld verloren, wenn sie Adrian [Molina] einfach hätten seine Geschichte erzählen lassen?"

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