No Tomorrow - Pilot-Check zur gutgelaunten Weltuntergangs-Serie

06.10.2016 - 17:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Pilot-Check zur neuen The CW-Serie No Tomorrow mit Tori Anderson und Joshua SasseThe CW
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Was würdest du machen, wenn es kein Morgen gäbe? No Tomorrow, die neue Serie aus dem Hause The CW, stellt genau diese Frage und führt dabei zwei Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir haben uns den Pilot für euch angeschaut.

Die Welt geht unter. Daran besteht kein Zweifel, zumindest für Xavier (Joshua Sasse), einen überaus gut aussehenden jungen Mann, der eines Tages die Bekanntschaft von Evie (Tori Anderson) macht, als diese ein Paket bei ihm vorbeibringt, das fälschlicherweise vor ihrer eigenen Haustür abgeliefert wurde. Evie ist zuerst entzückt: Wer hätte gedacht, dass ein solch charmanter Nachbar mitten am hellichten Tag auf der Straße anzutreffen ist. Doch schnell findet sie auch die Macken des Unbekannten heraus: Xavier ist der festen Überzeugung, dass in acht Monaten und zwölf Tagen ein Asteroid die Erde zerstören wird und will daher jeden Tag so verbringen, als wäre es sein letzter. Seinen Beruf hat er daher längst an den Nagel gehängt. Fortan folgt er nur noch seiner sogenannten "Apocalist", einer Sammlung von Dingen, die er getan haben will, bevor er den Jordan überquert. Evie ist ... irritiert.

Diese Irritation ist durchaus nachvollziehbar. Immerhin schreibt sich No Tomorrow, die neue Dramaserie aus dem Hause The CW, die Apokalypse mit großen Buchstaben auf die Segel. Von Tod und Verderben ist in der Pilot-Episode jedoch wenig zu sehen. Ganz im Gegenteil: Am Ende des 45-minütigen Serienauftakts dominiert eine geradezu unheimlich lebensbejahende Stimmung das Geschehen. No Tomorrow ist definitiv nicht die übliche Weltuntergangsserie, die mit düsteren Bildern vom Niedergang der Menschheit kündigt. Nein, No Tomorrow versteht sich vielmehr in der Tradition von unkonventionellen Genrevertretern à la The Last Man on Earth und You, Me and the Apocalypse, die sich dem Ende aller Tage mit einer ordentlichen Portion Humor und Selbstvertrauen annähern und trotzdem vor dem Abgrund ihres Settings keinen Halt machen.

Joshua Sasse und Tori Anderson in No Tomorrow

An diesen Punkt gelangt No Tomorrow im Rahmen der Pilot-Episode allerdings nicht. Trotzdem passiert unfassbar viel, ehrlich gesagt zu viel. Wenn sich das erste Kapitel der von Corinne Brinkerhoff entwickelten Idee dem Ende neigt, fühlt es sich so an, als würde der Abspann eines abendfüllenden Spielfilms laufen. Zu zahlreich sind die Themen, die etwas übermotiviert angeschnitten werden. Zu unbefriedigend wirkt dahingehend auch das Ergebnis, denn kaum eine der vielen kleinen Subplots erhält die Aufmerksamkeit, die er verdient. Da wäre etwa eine turbulente Familiengeschichte rund um Evie sowie die Midlife-Crisis, in der sich die Protagonistin zu Beginn der Geschichte befindet. Dazu gesellen sich Probleme am Arbeitsplatz und ein Heiratsantrag, der dermaßen aus dem Nichts kommt, dass Evie gänzlich überfordert uns Zuschauer aus der Seele spricht: "Let me, um... get back to you".

Dennoch gibt es eine Sache, die ausgesprochen gut funktioniert und auch auf lange Sicht einen vielversprechenden Eindruck macht: die dynamische Annäherung zwischen Evie und Xavier. In einer knalligen, farbenfrohen Welt, die mehr Idylle als echtes Leben vereint, lernen sich die beiden aufgrund mehrerer Zufälle kennen. Nichtsdestotrotz verliert sich Evie für einen Augenblick in der Fantasie, die ihr Xavier in Aussicht stellt: Das eigene Leben so zu leben, wie sie es will - ganz ohne lästige Aufgaben und Verpflichtungen. Wenn in weniger als einem Jahr wirklich die Welt untergeht, gilt es, keine Zeit mehr zu verlieren. Was folgt, ist eine Montage naiver, purer Lebensfreude. Dieser Traum kann allerdings nicht für immer währen.

Joshua Sasse und Tori Anderson in No Tomorrow

Irgendwann eskaliert die Situation und Evie hat die Schnauze voll. Ein schicksalhafter Unfall sorgt für ein gewaltiges Ungleichgewicht und rettet ihr trotzdem das Leben. Es sind die sympathischen Gegensätze und Widersprüche, die No Tomorrow so reizvoll machen, vorausgesetzt ihr seid bereit, euch auf diese mitunter überdrehte Geschichte einzulassen. Corinne Brinkerhoffs Schöpfung versteht sich perfekt in der Tradition etablierter The CW-Serien wie Jane the Virgin und Crazy Ex-Girlfriend und integriert dementsprechend viele Eigenheiten, die sicherlich nichts für Zyniker sind und im schlimmsten Fall in einer belangloses Aneinanderreihen von kleinen Pre-Apokalypse-Abenteuern enden können. Von Klischees ist die Pilot-Episode ebenfalls nicht frei. Gerade Jane the Virgin, die wie No Tomorrow auf einer brasilianischen Serie basiert, hat im Lauf ihrer bisherigen zwei Staffeln jedoch immer wieder bewiesen, dass eine clevere Erzählperspektive selbst die mühseligen Mechanismen einer Telenovela geschickt entkräften kann.

Ein Schritt in diese Richtung ist auch bei No Tomorrow zu erkennen. Es dauert nicht lange, bis sich Evie ihrer vermeintlichen Hilflosigkeit entledigt und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Xavier mag ihr zwar die Tür gezeigt haben, doch er kann sie nicht mit sich hindurchzerren. "I'm the one who decides how I live my life, not you", schleudert Evie ihrem Gegenüber ins Gesicht, nachdem sie es endlich geschafft hat, den Menschen um sich herum die Wahrheit hinsichtlich ihre Gefühle und Gedanken zu sagen. Selbst wenn das Endergebnis ihres Sinneswandel früher oder später auf den gleichen Nenner wie Xaviers Lebensphilosophie gelangt, folgt Evie nicht blind seiner meist komplett unüberlegten Anleitung, sondern trifft selbst die Entscheidung. Ab jetzt stehen No Tomorrow wie der Protagonistin alle Türen offen. "What's next?", fragt Evie ganz berechtigt, denn auf der einen Seite fühlt sich diese Geschichte fast schon abgeschlossen an. Auf der anderen Seite verspricht der Cliffhanger jedoch, dass so schnell keine Ruhe vor dem Weltuntergang einkehren wird.

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