Plädoyer für den klassischen Kinderfilm

27.08.2010 - 08:50 Uhr
Der kleine Nick
Central Film Verleih
Der kleine Nick
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Mit Der kleine Nick läuft seit gestern mal wieder ein waschechter Kinderfilm in unseren Kinos. Einer von der Sorte, die so schön und unbeschwert sind, dass sie Erinnerungen an die eigene Kindheit wecken. Wisst Ihr noch, wie das damals bei Euch war?

Es gibt Filme, bei denen werden Erinnerungen an früher wach. An Weihnachten vor 20 Jahren, als es draußen dicke Flocken schneite, es drinnen in der warmen Wohnung nach frischgebackenem Kuchen duftete und wir mit großen Kinderaugen Das letzte Einhorn im Fernsehen verfolgten. Oder daran, wie wir als kleiner Steppke mit dem Papa das erste Mal Disney’s Das Dschungelbuch sahen und uns beim Anblick des bösen Tigers Shir Khan vor Angst die Knie schlotterten.

Klingt das kitschig? Ja, und wie! Sentimental und verklärt? Aber hallo! Trotzdem werden wir alle ähnliche Erinnerungen an einige ganz besondere Kinderfilme haben. Solche, die wir auch heute noch manchmal gerne sehen und die uns dann immer noch ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern … sei es Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter oder Die unendliche Geschichte, allesamt richtig schöne Filme über echte Freundschaft, das Erwachsenwerden und gefährliche Abenteuer. Geschichten aus der Zeit in der wir noch absolut sorgenfrei sein durften und die Welt in Ordnung war.

Aber heute hat sich einiges geändert. Wo für viele von uns Fernsehen früher ein ganz besonderes, weil seltenes und meist recht kurzes Vergnügen war, werden Kinder heutzutage immer öfter regelrecht vor der Klotze geparkt. Computer und Spielekonsolen im Zimmer sind längst keine Seltenheit mehr. Die Folge: Kinder werden medial regelrecht überflutet mit vielen bunt glitzernden, aber inhaltsleeren Unterhaltungsformaten. Die Helden von heute sind die Power Rangers, die Spy Kids oder die dämlichen Meerschweinchen aus G-Force – Agenten mit Biss … flache Geschichten ohne Anspruch und Kreativität.

Dabei sind Kinder zwar jung, aber nicht dumm (Die vielen Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel). Ein gewisses Maß an Anspruch in Filmen schadet ihnen nichts. Im Gegenteil. Filme sollen Kindern (wie auch Erwachsenen) etwas über die Welt um sie herum erzählen, Orientierung bieten und die Fantasie anregen. Sie sollen Werte wie Toleranz, Mitgefühl und Liebe vermitteln und den angehenden Menschen damit ein Stück auf seiner Entwicklung begleiten. Das mag für einen Film etwas viel verlangt sein, aber Filme sind doch genau betrachtet auch eine Form der Erziehung. Und bei der Erziehung werden die meisten Eltern ja auch nicht ein Auge zudrücken und sagen, „Einen guten Menschen aus unserem Kind machen? Ist das nicht etwas viel verlangt?“.

Einige der besten Kinderfilme stammen aus der ehemaligen DDR, wobei besonders die DEFA-Produktionsgesellschaft in den 50ern mit Märchenfilmen wie Die Geschichte vom kleinen Muck und Das kalte Herz ein paar richtige Klassiker geschaffen hat. Auch unsere tschechischen Nachbarn sind für ihre wunderschönen Märchenverfilmungen (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel) bekannt, während die westdeutsche Filmindustrie unter anderem mit Erich Kästner Verfilmungen wie Das fliegende Klassenzimmer von 1954 oder Pünktchen und Anton aufwarten konnte. Und natürlich gehören auch viele der älteren Disney (Zeichentrick-)Filme auf die Liste der schönsten Kinderfilme. Ich sage nur Das Dschungelbuch, Robin Hood oder Mary Poppins. Charmant, witzig, liebevoll – so muss kindgerechte Unterhaltung aussehen. Und das Beste: Die macht auch einigen Erwachsenen noch Freude.

Es würde an Blasphemie grenzen Der kleine Nick mit diesen Klassikern zu vergleichen. Doch der französische Kinderfilm basiert auf den beliebten Comics der 60er und gibt sich alle Mühe, dem Original gerecht zu werden … und das mit Erfolg. Der kleine Nick glaubt, dass seine Eltern ein zweites Kind erwarten und dass sie ihn dafür im Wald aussetzen wollen. Also muss sich der pfiffige Lausbub schleunigst etwas einfallen lassen. Das Ergebnis sind 90 Minuten ungetrübte Fröhlichkeit, ein kindlich-naiver Blick auf die Welt der Erwachsenen voller Nostalgie, dazu Kinderdarsteller, die zum Schreien komisch sind, und am Ende auch eine Moral. Das ist wieder kitschig, sentimental und verklärt, aber es ist auch für einen Moment wieder wie früher.

Jetzt Ihr! An welche Kinderfilme müsst Ihr immer wieder zurückdenken?

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