Riverdale bei Netflix: Die neue Folge ist die beste seit langer, langer Zeit

24.03.2019 - 11:55 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Riverdale - Staffel 3, Folge 16The CW
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In der neuen Riverdale-Episode bei Netflix schreien zerstörte Teenager ihren Schmerz in die Welt. Archie, Betty, Juggy, Cheryl und Vroni haben sich diese Folge verdient - und wir auch. Lest hier, was Big Fun so stark macht.

Da steht plötzlich ein gebrochenes Mädchen vor uns und singt sich in die Ferne. Vroni will einfach nur noch raus aus diesem Riverdale. Dem Riverdale, das ihr die Jugend vermieste, nein, sie ihr komplett entriss. Vroni ist nur eines von unzähligen geprügelten Riverdale-Kindern. Sie führt, von dieser Welt gnadenlos in die Illegalität getrieben, eine Flüsterstube, wo sie noch illegalere Glücksspielabende veranstaltet. Um Schulden bei ihrem Vater und einer dahergelaufenen Drogenkönigen abzubezahlen. Mit zigtausenden Dollars steht sie in den Miesen.

  • Die Musical-Folge der 3. Staffel von Riverdale könnte eine der wichtigsten Folgen der Serie werden
  • Betty, Vroni, Archie und Juggy lehnen sich gegen Riverdale auf
  • Ganz am Ende lernen wir den neuen Bösewicht kennen, der Riverdale wahrscheinlich bis in die nächste Staffel hinein prägen wird.

Warum die neue Riverdale-Folge so wichtig ist

Musical-Specials bieten einer Serie die Möglichkeit, die Dinge ins Reine zu bringen. Big Fun ist eine hinreißende Musical-Folge geworden und die beste Riverdale-Episode seit Langem. In ihr singen die verlorenen Figuren wie in einer Theraphiesitzung ihr Leid in die Welt. Das ist nicht unbedingt elegant, aber immerhin erlösend.

Riverdale

Riverdale fehlte es zuletzt an Nähe zu seinen Figuren. Was um Archie, Betty, Juggy, Cheryl und Vroni herum passierte, war den Autoren wichtiger. Heraus kam ein manchmal unerträgliches Plotgeschiebe, das vor allem Archie zermalmte (der auch in dieser Episode nicht mehr als ein besserer Statist ist, trotz eigenem Song)

Die Riverdale-Teenager sind die ältesten 17-jährigen der Welt

Riverdale-Teenager sind wie Roboter, die stets lächelnd weiter funktionieren, obwohl neben ihnen die Welt in Flammen aufgeht. Ein sicheres Familienumfeld ist in diesem Alter wichtig. Doch bis auf Archie hat jeder der fünf Hauptcharaktere mindestens einen hochkriminellen Elternteil:

  • Juggy: Vater - Ex-Gang-Anführer mit diversen Vorstrafen und Gefängnisaufenthalten. Die Mutter - eine Drogenkönigin.
  • Cheryl: Ein in Drogenkram verstrickter Vater, der der Mörder ihres Bruders ist
  • Betty: Ihr Vater ist der berüchtigte Black Hood
  • Veronica: Ihrer Eltern sind Könige des organisierten Verbrechens in Riverdale

Jeder Siebzehnjährige in Riverdale hat mehr erlebt als auf eine Kuhhaut geht und die aktuelle Folge quetscht den angestauten Schmerz aus ihren gebeutelten Figuren heraus. Sie singen sich die Seelen aus ihren fragilen Leibern.

Riverdale

Die Riverdale-Kinder proben den Aufstand gegen die Eltern

In Big Fun kommt der ganze brutale Irrsinn, der in Riverdale jede Woche Kindheiten zerstört, endlich mal auf den Tisch. Eine Musical-Version des Films Heathers wird zur Plattform. Aber "Wieso sollte ein Stück über Gewalt und Selbstmord unter Teenager gut für Riverdale sein", fragt Hermione Lodge. Nun, weil genau das die Realität ist, in der die Schüler zurechtkommen müssen.

In dem besten Song des Line-ups, Seventeen (Siebzehn), tröpfeln dann geheulte Sätze wie "Die Kindheit geht in Flammen auf" und "Wir sind alle beschädigt" aus den schluchzenden Mündern von Betty und Jughead. Veronica verlangt nach einem Rettungsboot. Sie haben alle genug. Sie wollen normal sein, Brownies essen, am Freitagabend Bowlen gehen. Sie wollen wieder 17 sein, aber wie soll das gehen, mit diesen Eltern.

Die eisige Riverdale-Realität

Die ganze Folge suhlt sich so genüsslich wie heilsam in den Teenage-Ängsten ihrer traumatisierten Kids. Es gibt eine absolut kranke Szene zwischen Kevin und Veronica, wo sich Gefühlskälte und Einfühlsamkeit die Klinke in die Hand geben, was in einem Satz so eisig wie ein norwegischer Wasserfall mündet:

Bei einer Probe für das geplante Stück kommt Kevin auf Veronica zu: "Ich wollte mit dir über die niederschmetternde Einsamkeit deiner Figur reden, die sie in diesem Moment spürt, aber offenbar ist das überflüssig." Veronica[1], in diesem Augenblick ein einziges Häufchen Elend, sagt nichts.

Was sonst noch wichtig war in Riverdale (Es passierte viel)

  • Die Evernevers sind komplett irre

Ihre Sektenideologie hören wir getarnt als Liebesballade: "Wir beginnen und beenden Kriege. Wir haben die Dinosaurier ausgelöscht. Wir sind der überfällige Asteroid. Die neue Welt braucht Platz für mich und dich." Betty wirft der Sektenanführertocher Evy, nicht ganz zu Unrecht, Indoktrinierungsabsichten bei den Heathers-Proben vor. Der Schulrektor, der in Riverdale wichtiger ist als der US-Präsident, ist dem Evernever-Kult schon längst verfallen.

Edgar Evernever bekam dann zum Ende der Folge noch seinen ganz großen Auftritt: Chad Michael Murray spielt den Sektenführer. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und sage: An dem hat Riverdale etwas länger zu knabbern. Die großen Zeiten von Hiram Lodge sind vorbei, der Gargoyle King nur noch ein Gerippe. Der Auftritt von Edgar zeigt ganz deutlich: Riverdale hat sich in dieser Episode neu geordnet.

Ganz normale Sekten-Szene in Riverdale
  • Das Beziehungsdomino von Riverdale

Sweet Pea und Josie -> Josie und Archie -> Archie und Vroni -> Vroni und Reggie: Welcher Stein fällt als erster?

  • Je mehr Cheryl, desto besser die Folge

Die Folge gerät vor allem für Cheryl zur Psychoanalyse: Die Art und Weise, wie Toni und sie sich trennten, wirkte sogar für Riverdale-Verhältnisse vollkommen überdramatisiert. Jetzt liefert die Serie eine Erklärung für Cheryls Hals-über-Kopf-Trennung: Was ist Liebe für sie? Die Antwort: Sie kann nur unterscheiden zwischen reiner Anbetung oder destilliertem Hass. Cheryls obsessives Verhalten in Beziehungen liegt tief in Riverdale-Mythen vergraben. Seit ihr Bruder, ihr liebster Mensch, starb, plagen sie tiefe Verlustängste.

Riverdale-Notizen

  • [1]Vronis größtes Problem ist übrigens ein ganz stinknormales: Hermione und Hiram lassen sich scheiden. Grund ist ein hinter dem Rücken verkauftes Drogengeschäft. Klassische unüberbrückbare Differenzen.
  • Cheryl: "Did you have a lobotomie for breakfast."
  • Der verstorbene Luke Perry trat nicht auf. Eine Folge, die die fürchterlichen Eltern in den Mittelpunkt stellt, wäre allerdings auch ein falscher Abschied gewesen. Fred Andrews ist einer von den Guten.
  • Hiram wollte Vroni die Sache mit der Scheidung persönlich sagen. Wie denn sonst, per Luftpost?
  • "We can be beautiful - just not today."
  • "Step into my Candystore - Welcome to my Candystore" - Das 50 Cent-Vermächtnis lebt in Riverdale-Songs weiter.

Alle Recaps zur 3. Staffel von Riverdale

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