Ausgewählt habe ich Robert De Niro. Keine unbedingt unorthodoxe Entscheidung, da er sicher ungeachtet seines filmpreistechnischen Erfolgs bei den meisten Filmliebenden in der persönlichen Top 10 der begabtesten Schauspieler vorkommen dürfte – sofern nicht gerade Robert Pattinson Platz 1 garniert, aber lassen wir diese Spezies von Publikum außen vor.
Oben schrieb ich von einer Entscheidung. Bei genauem Hinschauen war es das gar nicht, zumindest keine bewusste.
Schließlich beruht das Empfinden von Größe im Betrachten des Talents eines Schauspielers wohl eher auf einer unbewusst persönlichen Weltsicht, Wahrheitserkenntnis und den eigenen Werte-Idealen.
Bla bla, ich weiß. Aber so ist es nun einmal und als ich De Niro erstmalig bewusst in irgendeinem seiner (noch qualitativen) frühen Filme sah, war ich nun einmal fasziniert. Wenn ich mich zu erinnern versuche, sage ich es war Taxi Driver. Oder Hexenkessel.
Aber eigentlich weiß ich das gar nicht mehr so genau, schließlich hat so ziemlich jeder schonmal einen Robert De Niro Film gesehen und die meisten Wissen es sicher nicht einmal, oder „können sich einfach keine Namen merken“.
Bei ihm konnte ich das jedoch, denn wenn man sieht, wie er reflektiert in seiner Rolle aufgeht, „real“ in seiner Rolle „lebt“ und auf Einflüsse/Sätze/Darsteller reagiert, kann man nur in Begeisterung verfallen.
Ich denke da an Die durch die Hölle gehen, als er in Vietnam gegen seinen besten Freund Nick (den ich hier von irgendwem „ausgewählt“ hoffe – Christopher Walken) „Russisch Roulette“ spielen muss und dabei in psychische Abgründe blickt. Oder an seine ganzheitliche Verwandlung in Jake laMotta, den legendären Boxweltmeister der 40er Jahre, für Wie ein wilder Stier, um nur kleine Karrierehöhepunkte zu nennen.
Da ich jedoch „Starvergötterung“ und unsägliche Idealisierung von Menschen im Rampenlicht einfach unerträglich finde, gibt es auch Karriereschattenseiten bei Größen wie De Niro. Und hier liegt der Schatten, wenn auch ab und zu mit kleinem Hoffnungsschimmer, leider schon seit vielen Jahren im Raum und lässt wenig Hoffnung, dass dieser noch einmal von einem Sonnenschein beleuchtet wird. Mensch, wie poetisch.
Auf jeden Fall ist er einer der Aktivsten in ganz Hollywood und überschwemmt den Markt geradezu mit kleineren Auftritten. Im Arbeitsleben würde man ihn dafür wohl in den meisten Fällen als überqualifiziert bezeichnen müssen, aber so lang die Bezahlung stimmt.
Vielleicht liegt es daran, dass ihm einfach keine Rollen mehr auf den Leib geschrieben wurden, er über die Jahre durch gestillten Ruhm und maßlosen Erfolg den Ehrgeiz verlor oder ihn mittlerweile die Motivation verlassen hat und er mittlerweile für die Traumindustrie in einer kleinen zynischen Rolle als Nebencharakter mehr Menschen (und Menschen = Geldscheine) ins Kino (und Kino = die Geldbörse der Filmbosse) lädt, als in einer ausgefüllten Charakterisierung einer bekannten Persönlichkeit in einer Hauptrolle.
Und dabei galt er als der Perfektionist Hollywoods, DER Star des qualitativen Kinos der 70er, dessen Vorbereitung auf seine Rolle höchstens von Stanley Kubrick geschlagen werden konnte.
Eine schlechte Performance wird man jedoch in seinem gesamten Filmportfolio nicht finden, so schlecht der Film im Endeffekt auch gewesen sein mag, dieser Mann hat einfach zu viel Talent.
Und für diese Symbiose aus Talent für die Schauspielkunst, aufopferungsvoller Hingabe und Arbeit an seinen Rollen und einfach dem Gespür für die richtige Entscheidung in seiner Filmwahl, in welchen er gerade am Anfang seiner Karriere ausnahmslos brilliert hat, machen Robert De Niro klar zu meinem zeitlosen Lieblingsschauspieler.
Ich muss mich also korrigieren, es war sehr wohl eine Entscheidung, wenn auch eine alternativlose.
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