Rocky II kann einfach alles!

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Rocky II
United Artists/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Rocky II
7
24
Die Aktion Lieblignsfilm bietet euch die Möglichkeit, der moviepilot-Community zu erzählen, welcher Film euer Herz erobert hat. Einer der moviepilot-User erklärt euch heute, warum Rocky II für ihn mehr als nur ein Boxer-Film ist.

Wenn man der weltgrößte Rocky-Fan ist, kommt es einem fast schon wie ein Sakrileg vor, einen der 5 Teile als Favoriten zu wählen. Jeder hat seine Individualität und jeder trägt seine Qualität auf einem anderen Feld zum Sieg über mit ihm verglichene Filme.

Teil 1, Rocky, ist das Drama, der Inbegriff der Charakterstudie, feinfühlig pendelnd zwischen aussichtsloser Melancholie und triumphierender Euphorie. Teil 3, Rocky III – Das Auge des Tigers, ist der Actionfilm des Jahrzehnts. Hier stimmt alles: Die Physis des Hauptdarstellers, die gequälte Boshaftigkeit des Antagonisten und die Kampfchoreographie. Teil 4, Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts, ist die Geschichtsstunde der Reihe. Mit einem KO beendet unser mittlerweile gut ausgeleuchteter Protagonist das potentiell alles vernichtende Kräftemessen der beiden Supermächte des Kalten Krieges und in Teil 6, Rocky Balboa, findet Sylvester Stallone zurück zu den ruhig dramatischen Wurzeln seines Zöglings und lässt ihn würdevoll vergehen.

Der Film, den ich jedoch am ehesten als in diesem Rahmen hier angemessen betrachte ist Teil 2, Rocky II. Nur hier spielen Action, Drama und Humor so unbeschwert zusammen, dass sie sich gegenseitig ergänzen und zu einem gemeinsamen großen Ganzen wachsen, das über anderthalb Stunden unterhält und in der rührendsten Szene der Filmgeschichte kulminiert.

Rocky – soeben in einem nervenzerreißenden Kampf Weltmeister geworden, sieht sich zum ersten Mal ganz oben, er ist nicht mehr nur nicht „just another bum from the neighbourhood“, der 15 Runden stehen kann, er ist Weltmeister im Schwergewichtsboxen. Er hat den unangefochten besten Boxer der Welt besiegt und hält den Gürtel in der Hand, kurz zuvor hat er einen Sohn bekommen, hat die Liebe seines Lebens gefunden und geheiratet, hat hart gearbeitet, Hindernisse überwunden und einen Kampf bestritten, der ihm das Letzte abverlangte. Er reißt die Arme in die Höhe, er brüllt, die Fragen der Reporter nimmt er erst gar nicht wahr, doch dann: Die Kamera verharrt, mit dem Gürtel steht er da, umringt von Ring und jubelnden Menschenmassen. Ein Reporter fragt ihn etwas, es ist irrelevant, was: Für Rocky und für uns. Mit seinem verbeulten, blauen und roten und blutenden Gesicht blickt er bescheiden, fast schüchtern auf, antwortet auch nicht auf die Frage sondern mit tränenerstickter Stimme stottert er „I just wanna say one thing, to my wife at home.“ Eine Pause setzt ein, wir wissen, was er sagen wird und doch wollen, müssen wir es ihn sagen hören. „Yo Adrian.“ und die folgenden Worte spricht er nicht, er brüllt sie, er brüllt sich all die Momente des Versagens von der Seele, er brüllt seinen Triumph hinaus. „I did it!“ und die letzten Silben gehen bereits im Weinen unter.

Noch heute, wenn ich diese Szene zum mittlerweile zwanzigsten Mal sehe, treten auch mir immer noch Tränen in die Augen. Die schauspielerische Leistung des Sylvester Stallone, oft offen als muskelbepackter Dummkopf verkannt ist enorm. Er hat uns in dieser Szene gezeigt, was er kann, und auch wenn die Leistung nicht an allen Stellen des Films diese Qualität besitzt, verzeihen wir ihm das doch gerne, macht er am Ende wieder alles gut.

Doch der Film ist nicht nur sein Ende, auch wenn die Qualität und Intensität dahinstrebend
zunimmt. Der Kampf selber, also die Variable, mit der der Eindruck von einem Boxfilm steht und fällt ist an Spannung nicht zu überbieten. An Realitätsnähe vielleicht schon.
Ansonsten kriegen wir noch mehr geboten. Dumme Witze, eine trashige Liebesgeschichte (Nie habe ich verstanden, warum der Weltmeister im Schwergewicht sich nicht eine hübsche Freundin zulegt. Sogar Klitschko tut das.) eine atemberaubende Trainingsmontage und die altbekannte und stets vitalisierende Musik.

So weiß man nicht, ob man soeben Action- oder Liebesfilm, Komödie oder Drama gesehen hat, alles war dabei und das ist auch der Grund, warum Rocky II nicht nur ein Männerfilm ist (sofern es das überhaupt gibt). Auch Frauen erfahren eine Bereicherung, obwohl es keine unmittelbare Identifikationsfigur für sie gibt [Denn Adrian, der einzige relevante weibliche Charakter bleibt hölzern und dient nur dem Zweck, Rockys Motivation manifest werden zu lassen, wenigstens ein bisschen Story in den Film zu zaubern sowie ihm ein Kind zu schenken („Lets name him after you…“)].

So ist Rocky II ein streckenweise blöder und alberner, spannender und mitreißender sowie beschaulicher und rührender Film, der einen jeden bedauern lässt, nicht schon früh ins Profi-Boxgeschäft eingestiegen zu sein, denn da weiß man ja noch nicht, dass bald schon der härteste und böseste Gegner wartet, der beste Freund im Ring getötet wird und die Frau stirbt. Noch ist alles nur Weltmeistersein.


Sollte der Text euer Gefallen finden und ihr möchtet ihn gern in der weiteren Auswahl für die Jury sehen, dann drückt bitte auf den Button “News gefällt mir” unter diesem Text. Wir zählen am Ende der Aktion Lieblingsfilm alle moviepilot-Likes zusammen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News