“One of the things I do when I’m starting a movie […] – when I have an idea for a film – is I’ll go through my record collection and just start playing songs. Like trying to find the personality of the movie, the spirit of the movie…”
Quentin Tarantino
Ja, der olle Quentin hat wirklich Ahnung, wie man die Kreativität ankurbelt. Überhaupt hat er total Ahnung. Von Musik, von Filmen, von der Kombination beider Dinge, von Drehbüchern und Besetzungsfragen.
Eigentlich also könnte ich ihn hier besingen, er hätte es zweifellos verdient. Er ist auch ebenso zweifellos ein Liebling meinerseits und seine Fähigkeiten sind zweifellos über alle kriechenden Zweifler erhaben.
Trotzdem geht es nicht um ihn oder die kriechenden Zweifler, sondern darum, wie sein obenstehender Satz mich zu meinem eigentlichen Liebling brachte.
Ich wollte es nämlich ebenso anstellen: den Nachbarn die Überlegenheit meines Musikgeschmacks demonstrieren und dabei die Inspiration finden, wen ich nun beweihräuchern soll.
Aber es kommt immer etwas anders. Ein Teil der Musiksammlung fehlt. Verdammt! Muss auf der externen Festplatte oder irgendeinem Stick sein, alles irgendwo verteilt wie die Wintervorräte eines Eichhörnchens, also ist Randale angesagt. Regale werden spontan entrümpelt, unflätige Laute geäußert, aber nichts.
Jedoch fallen auch ein paar Bücher aus dem Regal. Gänzlich überraschend grinst mich das kinoinspirierte Cover von James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim an.
Ein echter Sir. Mehr noch, Knight Commander of the British Empire. Roger Moore.
Kein unterschätzter oder vergessener Held, keine Kurzzeitberühmtheit und auch kein kommender Stern. Nein, ein richtiges Pfund in Sachen Startum. Der produktivste Bond, der langjährigste Bond. Mein Bond.
Irgendwie kann ich wirklich jedem der 007 Jungs was abgewinnen, sogar Pierce „hey, zumindest hab ich diese Drehbücher nicht geschrieben“ Brosnan, aber Roger Moore tauchte nicht nur in meinem ersten Bond auf und jagte einen Mann mit edelmetallenem Schießeisen, sondern präsentierte auf herrliche Weise eine Vielzahl von britischen Klischees und das mit einer Nonchalance, die ihresgleichen suchte und noch immer sucht.
„Wo waren Sie, als ich Sie nicht brauchte?“
Vor allem aber vermittelte Moores Bond eine solch durchschlagende Ironie, die Britannien später wohl beinahe allein durch die schweren Jahre unter Thatcher half. Ob er nun während der Fasanenjagd in Moonraker seine Schießkünste mit dem Bösewicht diskutierte und ganz nebenbei die Liquidierung eines auf ihn angesetzten Jägers mit „ein hübscher Sport“ kommentierte, oder echte Entspannungspolitik mit KGB General Gogol betrieb „That’s detente, comrade. YOU don’t have it, I don’t have it.“.
Moore stand immer für den Bond mit der entspannten Bemerkung anstelle des schnellen Handkantenschlags, die schwarzhumorige Stimme aus dem Off, für den Bond, der zur Not auch mal mit einer guten alten Ente als Fluchtfahrzeug zufrieden war. Aber er konnte auch zupacken. Er war der erste Bond im All. Der erste Bond im wunderschönen Lotus Esprit. Der Bond, der sogar einen Benz auf Bahnschienen brachte. Der erste Bond mit einem Gegner, der vollkommen ihm entsprach, Francisco Scaramanga „Ich mag Frauen in Bikinis – keine versteckten Waffen.“
Einfach ein grandioser Genussmensch, dessen Ironie durch alle Stufen der Subtilität blitzte.
Aber Moore ist nicht nur Bond. Er ist auch Sir Brett Sinclair aus The Persuaders, einer Serie, die in Deutschland als Die 2 mit ihrer Synchronisation das Tor für die als Schnodderdeutsch bekannten Vertonungsarbeiten öffnen sollte, die Bud Spencer & Terence Hill zu dem Ruhm verhalfen, der ihnen gebührte. Diese Serie bringt mir immer wieder gute Laune zurück.
Aber das sind alles Nebenschauplätze, ebenso die durchaus tolle Serie Simon Templar oder der Film Sprengkommando Atlantik, in dem er einen Katzenfan und die Special Forces in Einmannform darstellt. All das ist für mich nicht entscheidend.
Ja, nicht einmal die Tatsache, dass er seinen Ritterschlag für sein großes UNICEF Engagement bekommen hat, oder, dass er im Nachgang seiner Bond-Ära auch mächtig viel Grütze gedreht hat, sind von irgendwelcher tiefgehenden Bedeutung für mich.
Sir Roger ist einfach mein Bond. Die Agentenfilme mit ihm sind für mich eine stete Mahnung an die Art, wie großartig Kino sein kann. Knallhart und urkomisch. Mit Slapstick und Toten, schönen Frauen und tollen Autos. Unvergessenen Songs und abgedrehten Typen. Und mittendrin einfach ein echter Charakter, der selbst die wahnwitzigsten Widrigkeiten seines Jobs mit dem Heben einer Augenbraue aus dem Universum wirft.
“If you don’t have humor, then you may as well nail the coffin lid down now.”
Wenn ich jetzt auf diesen Text schaue, dann erkenne ich, dass ich kaum eine bessere Wahl hätte treffen können. Klar gibt es bessere Schauspieler oder solche mit bedeutend besserer Filmographie. Sogar einige, gar zahlreiche, deren Leistung mich ganz generell mehr begeistert. Aber es gibt eben nur einen Roger Moore. Zwar gibt es nicht nur einen Bond, aber dieser ist eben meiner:
„Bond was escapism, but not meant to be imitated in real life.“
Ein Stück Leben(sgefühl) ist es trotzdem. Nicht zuletzt dank Sir Roger.
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