Sci-Fi-Fans haben umsonst gewartet – Dune: Prophecy wird seinem guten Namen nicht gerecht

19.11.2024 - 16:56 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Dune: ProphecyHBO
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Mit Dune: Prophecy gehen wir in der Zeit zurück: 10.000 Jahre vor Paul Atreides gründet sich der Schwesternorden der Bene Gesserit, der aus den Schatten heraus die Geschicke des Universums lenkt. Doch lohnt sich die Serie?

Nach einigen Verzögerungen und viel Rabatz hinter den Kulissen ist nun endlich das Science-Fiction-Prequel Dune: Prophecy angelaufen. In den Staaten sogar beim US-Premiumsender HBO, der als Heimathafen für Highlights des goldenen TV-Zeitalters gilt. Aber wird die Serie dem Sender und ihrem guten Sci-Fi-Namen auch gerecht?

Wir haben im Vorfeld vier Episoden der Vorgeschichte über den geheimnisvollen Orden der Bene Gesserit sehen können und verraten euch, ob das Format der Kwisatz Haderach unter den Serien ist oder uns doch einiges wurmt. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat beim deutschen Pay-TV-Sender Sky ab sofort die Gelegenheit dazu.

Dune: Prophecy – darum geht es im langerwarteten Sci-Fi-Prequel

In der neuen Dune-Serie befinden wir uns über 10.000 Jahre vor den Wüstenplanet-Geschehnissen um Paul Atreides – und trotzdem versucht man, sich ästhetisch an den erfolgreichen Filmen von Denis Villeneuve zu orientieren. Design-technisch scheint diese Sci-Fi-Welt also seit jeher recht festgefahren, was nicht nur für Kostüme und Architektur, sondern auch Raumschiffe und technisches Gerät gilt. Nur die leuchtenden Denkmaschinen wirken in Rückblenden angemessen fehl am Platz.

Das galaktische Imperium unter Kaiser Javicco Corrino (Mark Strong) hat diesen computergetriebenen Maschinen mittlerweile abgeschworen und setzt stattdessen auf geistige Disziplinen zur Problemlösung. Meisterinnen dieser mentalen Machenschaften sind die Schwestern des Ordens, der unverzichtbare Beraterinnen für die Adelshäuser stellt. Aus den Schatten heraus leiten sie somit die Geschicke zugunsten der Menschheit.

Emily Watson und Olivia Williams machen als Valya und Tula Harkonnen das Herzstück der Serie aus. Aber Moment mal, sind die Harkonnens nicht die Baddies von Dune? Jein. Zu dieser Zeit sind die späteren Glatzkopfgegner ein in Ungnade gefallenes Adelshaus, das unter der Leitung von Evgeny Harkonnen (Mark Addy) unter Minderwertigkeitskomplexen leidet. Die ambitionierte Valya übernahm zur Überraschung vieler die Leitung der Schwesternschaft und schreckt nicht davor zurück, für die Ziele dieser über Leichen zu gehen. Ihre Treue gilt jedoch ihrer verschworenen Vereinigung, nicht ihrem Adelshaus.

Watson ist tatsächlich das Highlight der Serie. Sie strahlt Autorität aus und kann unangenehm bedrohlich rüberkommen – auch ohne die von ihr entwickelte Psycho-Kraft der "Stimme" einzusetzen, mit denen man anderen den eigenen Willen aufzwängen kann. Ulkig ist auch, dass Watson eine solche Planerinnenrolle in einer Zivilisationsgestaltungsserie inne hat, nachdem ihr Chernobyl-Co-Star Jared Harris gerade erst in einer ganz ähnlich gestrickten Rolle im Sci-Fi-Format Foundation von Apple TV+ zu sehen war.

Es ist nicht alles Spice, was glänzt: Dune bleibt auch in dieser Serienversion eher mittelmäßig

Vieles, was direkt mit der Schwesternschaft und ihren mysteriösen Plänen auf dem Planeten Wallach IX zu tun hat, ist in weiten Teilen genauso Dune-typisch esoterisch, wie man es haben möchte, und macht filmisch sogar mehr mit dem Konzept von Träumen, Visionen und Drogentrips als Villeneuve es sich in seinen beiden Filmen getraut hat. Leider geht dabei der mystische Fokus des Franchise zugunsten einer vermeintlichen Superschurkenbedrohung in Form von Travis Fimmel und ein apokalyptisches Unheil namens The Reckoning verloren, gegen die der Orden die letzte Verteidigungslinie bildet. Marvel lässt grüßen.

Viel weniger hochkarätig fühlen sich Cast, Setting und Kostüme immer dann an, wenn wir beispielsweise zu den Kaiserkindern den imperialen Palast, zu den verdeckt arbeitenden Rebellen, oder für Flashbacks in die Vergangenheit von Valya und Tula wechseln. Dann sind wir auf einmal in einer ärgerlich generischen Science-Fiction- oder Fantasy-Serie, die man auch im Programm der US-Sender The CW oder Syfy finden könnte. Beim Stichwort Dune und vor allem HBO erwarten wir eigentlich etwas mehr.

Ebenso frequente wie unerträglich uninspirierte Sexszenen versuchen dann auch noch bei dem von nackter Haut verwöhnten Game of Thrones-Publikum nach Anerkennung und Aufmerksamkeit zu fischen – mit monumentalem Misserfolg.

Nicht ganz so elegant wie man es von einer Prestigeserie erwarten würde, ist auch das Drehbuch gestrickt, dem die vielen Überarbeitungen durchaus anzumerken sind. Bemühte Exposition wird in direkten Mission-Statements abgeliefert, wodurch sich die verstrickte Story gleichzeitig zu kompliziert und zu simpel anfühlt. Dass vor allem unter den jungen Cast-Mitgliedern viele austauschbare Mitwirkende mitmischen, die man leicht verwechseln kann, hilft dem Ganzen auch nicht gerade beim Durchdringen der Handlung auf die Sprünge.

Wer hingegen kein Stück mit einer anderen Figur verwechselt werden kann, ist der von Vikings-Star Fimmel gespielte Desmond Hart. Er ist der mit aufgerissenen Crazy-Augen sprechende Superschurke dieser Dune-Serie, der gegen die mentalen Fähigkeiten der Schwesternschaft immun zu sein scheint. Zumindest, seit er angeblich von einem Sandwurm verschluckt und wieder ausgespuckt wurde. Immerhin mal etwas anderes, als von einer radioaktiven Spinne gebissen zu werden. Geht von ihm die große Gefahr aus, die dem Orden als verheerendes The Reckoning vorhergesagt wurde? Sisters, assemble!

Dune: Prophecy wurde definitiv aus Versatzstücken der Wüstenplanet-Mythologie hergestellt, wobei Alison Schapker (Fringe) als lediglich letzte im Showrunner-Kuddelmuddel keinen leichten Job gehabt haben konnte. Zusammengekommen sind diese Stücke aber nicht auf besonders ansprechende Weise wie bei Denis Villeneuve oder sogar David Lynch. Die Erwartungen sollten dementsprechend eher auf das Niveau der damaligen Miniserien aus den frühen 2000ern heruntergeschraubt werden.

Wann und wo ist Dune: Prophecy in Deutschland zu sehen?

Die 1. Episode von Dune: Prophecy geht am Montag, den 18. November 2024 an den Start. Sky Atlantic zeigt sie ab 20:15 Uhr, online ist sie beim Streamer WOW abrufbar. Sechs Wochen lang gibt es jeweils eine Folge zu sehen – wahlweise in der englischen Originalversion oder als deutsche Synchronfassung.

Und wer noch etwas mehr Dune: Prophecy in den Ohren haben möchte ...

Podcast: Lohnt sich die Dune-Serie als Serien-Erweiterung der Sci-Fi-Welt?

Im selben Universum wie Denis Villeneuves zwei Dune-Filme angesiedelt, erzählt Dune: Prophecy 10.000 Jahre vor Paul Atreides vom Orden der Bene Gesserit. Doch erreicht die Sci-Fi-Geschichte der Schwestern Valya und Tula Harkonnen dieselben Höhen wie die Kino-Hits?

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Ob Sandwürmer, Travis Fimmel oder Dune-Parallelen: Wir stellen euch die Science-Fiction-Serie Dune: Prophecy genauer vor, sprechen über die langwierige Produktionsgeschichte und diskutieren spoilerfrei Stärken und Schwächen.

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