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Secret Obsession: Anime

12.09.2014 - 18:55 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Universal Pictures
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Warum man Animes eine Chance geben sollte

Ich erinnere mich an die Wochenenden meiner Kindheit. Morgens, wenn meine Eltern noch geschlafen haben, sind meine Brüder und ich ins Wohnzimmer, setzten uns direkt vor den Fernseher und versuchten, so leise wie möglich RTL2 zu sehen. Ich wuchs auf umgeben von Sailor Moon, Pokémon, Digimon, Dragon Ball, Inuyasha, Detective Conan, One Piece und noch viele, viele mehr.

Ich erinnere mich noch an die Intros (die man natürlich mitsingen konnte), ich erinnere mich an Helden und Heldinnen, an epische Kämpfe, an Mut und Ehrlichkeit und Freundschaft. Es ging darum nie aufzugeben, für seine Träume zu kämpfen, für andere einzustehen, es ging um „Gut gegen Böse“. Erst mit 16 eröffnete sich mir das da noch mehr war, als nur die Animes meiner Kindheit, noch sehr viel mehr. Wie ein Schwamm sog ich alles auf. Ich fing an Mangas zu lesen, die mir von Freunden, die sich damit viel besser auskannten als ich, ausgeliehen wurden. Ich sah Animes, die „erwachsener“ waren, manchmal schmerzhaft brutal oder unglaublich komplex und intelligent.

Ich hab auch nie verstanden, warum Animes heutzutage noch von vielen noch so negativ konnotiert werden, jedenfalls bis ich Naruto auf Deutsch gesehen habe (Wer Naruto nie gesehen hat ist selbst schuld). Hierzu kurz erklärt: Nachdem man 2006 die fixe Idee hatte, den erfolgreichen Anime, der auf der Mangareihe des japanischen Mangaka Masashi Kishimoto basiert, nach Deutschland zu bringen, fiel den Verantwortlichen auf, dass dieser wohl doch zu brutal für das sehr junge Zielpublikum war (In Japan gehört Naruto und Naruto Shippuden zum "Shonen“ - eine Manga/Animekategorie für männliche Jugendliche). So nahm man die bereits gekürzte US-Version und kürzte diese erneut. Das Ergebnis war ein bis zur Sinnlosigkeit zurechtgestutzter Rest, der jetzt zwar kinderfreundlich war, jedoch keinen Sinn mehr machte. Beispielsweise wird aus einem Dorf, dass komplett ausgelöscht wurde (seeeeehr viele Tote), ein verschwundenes Dorf. Wo ist das Dorf hin? Man weiß es nicht. Ähhhh jaaaa. Danke dafür. (Schnittbericht)

Inzwischen hat sich die Meinung vieler geändert. Nach den wunderschönen Bildern, die uns die Studio Ghibli-Filme von Hayao Miyazaki geschenkt haben (2003 wurde Chihiros Reise ins Zauberland sogar Oscar-prämiert), oder den großen Erfolgen der Animes Death Note und Attack on Titan, besteht Hoffnung. Trotzdem stoße ich in meinem Umfeld auf größtenteils negative Resonanz. Menschen, die trotz aller Argumente Animes als „Kinderkram“ abstempeln oder sich nicht vorstellen können, dass ich wirklich gerne Animes gucke, obwohl ich weder 16 Jahre alt bin, noch in einem selbstgenähten Cosplayoutfit von Convention zu Convention tingle. In Japan sind Animes ein wichtiger Teil der Kultur und werden extra für verschiedenste Zielgruppen konzipiert. Für Jung und Alt, Mann oder Frau, Kitsch oder Action. ES GIBT WIRKLICH ALLES.

Und ich kann nur immer wieder sagen, dass Animes das schaffen, was amerikanische Serien oft nicht gelingt (von den Deutschen will ich gar nicht erst anfangen): Sie erschaffen eine Welt, die bei noch über 500 Episoden (Naruto, One Piece, Detective Conan) sehenswert bleibt mit Figuren, die vielfältig sind und sich stetig weiterentwickeln (Keine Sorge: Meistens sind es weniger Episoden und diese dauern auch nicht länger als ca. 20-25 Minuten).

Im Jahr 2011/2012 gab es in der Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung zum Thema Anime: High Art - Pop Culture (Link). Es ging unter anderem um den Geschichte, Ästhetik und Produktionsweise des Anime. Ein wichtiger Aspekt handelte von Animes/Mangas, die sich mit der Zerstörung Japans und und der Welt beschäftigten (Ghost in the Shell, Neon Genesis Evangelion). Es ging um Dystopien und das permanente Gefühl der drohenden Zerstörung, die in der Geschichte der Japaner verankert ist und das schon Jahre vor Fukushima. Das zeigt nur einmal mehr, dass auch Animes und Mangas ein Spiegel ihrer Zeit und des Umfeldes sind, in denen sie entstanden. Sie können sich an der Popkultur orientieren, an Musik (Intros und Outos bekannter Animes werden von namenhaften Bands eingespielt und sind manchmal schon ein kleines Kunstwerk an sich) oder sogar an der Kunst (Ein wunderschönes Beispiel ist die Intro von Elfen Lied, dass Bilder von Gustav Klimt verwendet und diese mit den Hauptfiguren in Verbindung bringt).

Ich verstehe nicht, wie man etwas „aus Prinzip“ ablehnen kann, wenn man nicht einmal weiß, wie viele unterschiedliche Richtungen und Genre es zu entdecken gibt. Vielleicht kann man mit One Piece nichts anfangen (Ernsthaft? Geht das?), aber steht dafür auf „härtere Action“ alá Ergo Proxy oder man probiert es nochmal mit dem Anime aus der Kindheit wie zum Beispiel Dragon Ball Z (Der geht sowieso immer).

Also wenn ihr Animes nicht mögt, dann sag ich nur: Give it a try. Und falls doch, dann finde ich euch super.

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