Shutter Island mit Leonardo DiCaprio: Die Filmfehler sind Absicht

03.04.2020 - 15:00 Uhr
Shutter IslandParamount
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Shutter Island war die vierte Zusammenarbeit von Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese. Die kuriosen Diskussionen um ein ominöses Wasserglas überschatten den Film bis heute.

Nachdem Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese einst bei Gangs of New York erstmalig gemeinsame Sache machten, konnten sie daraufhin nicht mehr voneinander lassen. Nunmehr fünf Filme umfasst diese Kollaboration, darunter auch der bildgewaltige Mystery-Thriller Shutter Island, der vor kuriosen Filmfehlern nur so strotzt.

Selten allerdings hat es ein Filmemacher cleverer und effektiver verstanden, die (angeblichen) Filmfehler zum erzählerischen Gegenstand zu erheben. Ja, Shutter Island ist bis zum Bersten gefüllt mit Details, die irritierend oder belustigend wirken. Deswegen auf eine unkonzentrierte Regieleistung seitens Martin Scorsese zu schließen, wäre jedoch vermessen.

Shutter Island: Eine irre Diskussion um ein (un-)sichtbares Wasserglas

Neben den unzähligen Anschlussfehlern, die ihr euch auf diversen Filmfehler-Websites wie zum Beispiel Moviemistakes.com  zu Gemüte führen könn, ist es vor allem eine Szene gewesen, die immer wieder für reichlich Diskussionsstoff sorgt: Jenes Verhör, in der ein Glas Wasser durch den Schnitt aus der Hand verschwindet, um dann wieder auf dem Tisch aufzutauchen.

Selbsternannte Filmliebhaber wollten hier natürlich das inszenatorische Versäumnis des Jahrhunderts erkannt haben und durften sich dann auch einmal etwas klüger als Regisseur Martin Scorsese fühlen. Kurz jedenfalls, denn in Wahrheit ist diese Szene – und alle anderen vermeintlichen Fehler – aus zweierlei Gründen ein Geniestreich.

Zum einen, weil wir es hier mit einem Psycho-Thriller zu tun bekommen, der derlei kuriose Momente nutzt, um den Zuschauer zusammen mit Protagonistin Teddy Daniels in ein Labyrinth der Psychosen und Illusionen zu führen. Zum anderen, weil Scorsese noch den Mut besitzt, sein Publikum im großen Stil zu trollen, ohne es für dumm zu verkaufen.

Mit Leonardo DiCaprio: Shutter Island unterläuft Erwartungen

Von Beginn an nämlich wird uns weisgemacht, dass in Shutter Island tatsächlich ein großes Geheimnis schlummert, welches es unbedingt zu lösen gilt. Gibt es nicht. Gab es nie. Scorsese begreift das Lichtspielhaus in diesem Fall als apparaturerzeugte Realität des Sehens und entlarvt dabei extrem präzise tradierte Wahrnehmungsgewohnheiten.


Wer angesichts dieses Umstands immer noch der Überzeugung ist, dass ein Wasserglas hier unbeabsichtigt verschwindet oder dass Ben Kingsley versehentlich Steven genannt wird, obwohl sein Charakter eigentlich auf den Namen Dr. John Cawley hört, der hat die Meisterschaft eines Scorsese in Sachen Storytelling unterschätzt.


Shutter Island ist heute um 20:15 Uhr auf Tele 5 zu sehen.

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