Ganz egal, ob es sich um Psycho von Gus van Sant oder Die glorreichen Sieben von Antoine Fuqua handelt, Remakes werden immer kritisch nach ihrem Sinn hinterfragt. Musste das sein? War es notwendig, den altbewährten Stoff neuzuinterpretieren? Das sind immer Fragen, denen ich mich als erstes Stelle, nachdem ich ein Remake gesehen habe. Und ganz oft fällt mir auf, dass meine Ansicht zur Qualität eines Filmes häufig zur Notwendigkeit eines Remakes auseinander driftet. Oftmals gefallen mir Filme, auch wenn ich ihre eigentliche Existenz als Remake in Frage stelle. Im Folgenden möchte ich einmal darlegen, wann ein Remake meiner Auffassung nach sinnvoll ist:
Vorab muss ich klären, dass Remakes-wie man dem verwirrenden Titel anders entnehmen könnte- meiner Auffassung nach nicht totaler Schwachsinn sind, zumindest nicht immer. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass viele Remakes nicht zur Bereicherung der Kunstform inszeniert werden, sondern um noch mal mit einem beliebten Filmtitel ordentlich Cash zu machen. Ein Remake kommt häufig auch dann zustande, wenn eine Fortsetzung keinen Sinn ergeben würde, man aber trotzdem irgendwie an dem Franchise verdienen möchte. Filme dieser Art lassen sich aber relativ schnell entpuppen, alleine schon, wenn man sich die folgenden Punkte ansieht, die ich für sinnvolle, wenn auch sehr pauschale Kriterien zur Bewertung der Sinnhaftigkeit eines Remakes halte.
1. Zeitgeist
Nehmen wir mal an, ein Film mit linker Aussage wurde zur NS-Zeit inszeniert. Dieser Film war für den damaligen Zeitgeist recht sozial und links, würde aber aus heutiger Perspektive nicht mehr als linker Film funktionieren. Hätte man sich zur Zeit Hitlers für die Gleichberechtigung ausgesprochen, würde das als für damalige Verhältnisse links zählen, während man das heute als ein Minimum einer sozialen Gesellschaft bezeichnen würde. Hier wäre ein Remake beispielsweise sinnvoll, weil man die Ansätze ausbauen könnte, damit sie auch auf den heutigen Zeitgeist nicht an Aussagekraft verlieren.
2. Technik
Da würde ich mich vor allem auf das Science-Fiction-Genre beziehen. Hätte man in den 50ern einen Film im Weltraum gedreht, dann würde er aus heutiger Perspektive wohl eher als trashig gelten. Möchte man dem zugrunde liegendem Stoff jedoch weiterhin eine ernsthafte Relevanz garantieren, so macht es durchaus Sinn, ein Remake anzustreben.
3. Änderung der politischen/gesellschaftlichen Tendenz
Das Ganze geht zwar ein wenig mit dem ersten Punkt konform, aber ist es für mich trotzdem nochmal Wert, einzeln aufgelistet zu werden. Hier geht es um Filme, die eine politische oder gesellschaftliche Tendenz aufweisen, die man als Künstler gerne abwandeln würde. Nehmen wir an, da gäbe es einen super spannenden Thriller, der sich jedoch leider gegen die Gleichberechtigung der Frau stellt. Da wäre es für jemanden, der sich an diesem Aspekt stört, durchaus sinnvoll, ein Remake zu inszenieren, in dem er diese inhaltliche Komponent wegfallen lässt.
4. Bekanntheit
Da wäre als aktuelles Beispiel wohl Knock Knock zu nennen, der ja (für viele unbekannt) auch ein Remake darstellt. Remakes können auch dazu dienen, unbekannte Stoffe, erneut mit hoffentlich größerer Bekanntheit auf die Leinwand zu bannen.
5. Relevanz älterer Filme
Viele vermeintlich alte Filme finden keinen Anklang mehr in der Filmlandschaft, niemand hat diese Filme mehr auf dem Schirm, obwohl sie es eventuell genauso verdient hätten, zum Kultfilm zu avancieren. Wenn man das als Regisseur schade findet, macht es doch durchaus Sinn, den Stoff neu zu etablieren. Hier machen ausnahmsweise auch Shot-for-Shot-Remakes Sinn.
6. Neue Richtung
Vielleicht gefällt einem Künstler aber auch die Grundidee eines Filmes, aber die Umsetzung nicht. An dieser Stelle wäre es wohl sinnvoll, den Stoff auf eigene Art und Weise neuzuinterpretieren, wie es beispielsweise bei Rob Zombies Halloween der Fall war.
-> Natürlich gibt es sicherlich noch andere Aspekte, die man nennen könnte, aber für mich sind das pauschale und grundlegende Kriterien, nach denen man durchaus bewerten kann, ob ein Remake sinnvoll ist.
Insgesamt betrachtet ist ein Remake meiner Meinung nach sinnvoll, wenn es einen direkten Anlass zu einer Neuinterpretation gibt, wenn ein Remake eine eigene Relevanz/ Einfluss entwickeln kann.