Unterhaltsam-nachdenkliche Dramaturgiekurve
Schon nach etwa 30 Sekunden Spielzeit ist klar, welchen Verlauf die unterhaltsam-nachdenkliche Dramaturgiekurve von So wie du bist nehmen wird. Wir sehen Richterin Helene Offer (Gisela Schneeberger), die an ihrem letzten Arbeitstag vor der Pensionierung noch einmal ein hartes Urteil fällt, um dann mit versteinerter Miene die Flure des Gerichtsgebäudes entlang zu stolzieren und von ihren Kollegen aufgesetzt lächelnd einen Korb voll Abschiedsgeschenke entgegen zu nehmen. Selbstverständlich wird es nun ausschließlich darum gehen, das Monster zu brechen und in einen guten Menschen zu verwandeln. Dafür muss es im angetrunkenen Zustand zunächst einen fürchterlichen Autounfall verursachen, bei dem der Vater eines Mädchens mit Down-Syndrom so schwer verletzt wird, dass er in ein Koma fällt. Weil die Mutter der jungen Michalina (Juliane Götze) bereits verstorben ist, bleibt ihr als einzige Bezugsperson nur ihr Sozialbetreuer.
Ein Hamster namens George Clooney
Zunächst aus Berechnung für das drohende Strafmaß verbringt Helene ein Wochenende mit der geistig behinderten Michalina, die der mürrischen Beamtin aber durch ihre natürliche Art noch die eine oder andere Lebensweisheit beibringen kann. Um das Rascheln der Drehbuchseiten noch weiter anzuheizen, wird das ungleiche Paar in bester Wohlfühltradition (Ziemlich beste Freunde lässt grüßen) mit einigen irrwitzigen, herzensguten Situationen konfrontiert, die, da hat der Pressetext nicht zu viel versprochen, zugleich unterhaltsam und nachdenklich stimmend die gesellschaftliche Stellung behinderter Menschen problematisieren. Das spielt sich dann etwa so ab: Michalina bringt augenzwinkernd Helenes Tagesablauf durcheinander („Ich hab Fischstäbchen gekauft und ’ne DVD.“), schenkt ihr einen Hamster namens George Clooney und stichelt auch mal ironisch gegen den Kontrollzwang der verbitterten Frischpensionierten („Frau am Steuer, Ungeheuer“). Hach, ist eben doch alles gar nicht so schwierig und überhaupt.
„Bist du behindert?“
Die beiden fahren sogar gemeinsam U-Bahn! Am Ticketschalter stellt Helene sich so ungeschickt an, dass Michalina nichts anderes übrig bleibt, als die Unfallverursacherin verdutzt zu fragen: „Bist du behindert?“. Kurz darauf macht Michalina gegenüber einem kleinen Mädchen lustige Grimassen, was der „Richterin Gnadenlos“ zunächst unangenehm ist, ehe sie selbst heimlich schmunzeln muss. Mensch, diese neue Ungezwungenheit in Helenes Leben, die ist einfach so erfrischend, das hätte sie wohl selbst nie geglaubt! Toll! Wozu so ein Unfall doch alles gut sein kann! Und diese herrlich selbstlose Art des Mädchens, richtig wohltuend! Der Rest der Annäherung nimmt sich selbstverständlich nicht weniger plakativ, geschweige denn berechenbar konventionell aus. Mit „ulkigen“ Alltagssperenzien verweist der Film auf die Ungleichheit der beiden Frauen, um daraus eine Art sozialen Erkenntnisgewinn zu ziehen. „Subtile“ Versuche freilich, das Thema humoristisch angehen und die Perspektiven in Frage stellen zu können – immer mit dem Holzhammer voran, soll ja auch hübsch-heiter sein, nicht wahr?