Es gibt Dinge die sind zu schrecklich um sie wirklich trefflich zu beschreiben. Sie haben den Appeal eines grauenhaften Verkehrsunfalles, man ist angeekelt, entsetzt und kann doch nicht wegschauen. Wer bislang glaubte, dass George Lucas mit den Episoden I-III schon alles getan hat, um das Andenken an eine glorreiche Filmserie zu beschädigen, der kennt jenes Machwerk nicht, jenen Bastard des Star-Wars-Universums, der so scheusslich ist, dass sogar Lucas selbst sich dafür schämt, seinen Namen zurückzog und jedes Interview dazu verweigert.
Das soll etwas heißen, reden wir doch von dem Mann der Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels erdacht hat und dessen verschrobener Fantasie Dinge wie Jar Jar Binks entsprangen. Ein Mann also, dessen Schamgrenze schon naturgemäß unter der eines angetrunkenen Dorfexhibitionisten liegen dürfte.
Was kann also so schlimm sein, dass Lucas es am liebsten aus den Annalen seiner Saga ausradieren und jede existierende Kopie vernichten würde? Ganz klar: The Star Wars Holiday-Special eine TV-Show die ein einziges Mal 1978 zu Thanksgiving ausgestrahlt wurde und nie auf Video erschien. Seit Jahrzehnten geisterten VHS-Kopien über Fanconventions und sein gigantischer Misserfolg – der noch weit über den legendären Lucas-Flop Howard, ein tierischer Held hinausgeht – machte die Sendung zum heiligen Gral aller Fans und Kompletisten. Noch vor wenigen Jahren waren es nur wenige Auserwählte, die tatsächlich einen Blick auf diese Show werfen konnten, in der man versuchte, die Welt von Star Wars mit Variete-Nummern, Gaststars, Zeichentrickclips und Gesangseinlagen zu kombinieren.
Mittlerweile ist das Special häppchenweise bei YouTube verfügbar und ein jeder darf sich davon überzeugen: Ja, es ist wirklich so schrecklich wie behauptet wurde. Ja es hat seine Gründe, dass Harrison Ford peinlich berührt schwieg, als ihn Talkmaster Conan O’Brien unlängst auf die Sendung ansprach und es sich nicht nehmen ließ einen Ausschnitt zu zeigen.
Doch was kann so schlimm sein? Nun zunächst mal die Grundidee. Die Story dreht sich um die Familie von Chewbacca: Die Wookies Itchy, Lumpy and Nala und wie sie zusammen mit den bekannten Helden aus Star Wars den Life Day feiern wollen. Dummerweise ist der Wookieplanet vom Imperium besetzt und es dauert bis die Freunde ankommen. Das bedeutet in erster Linie, dass Han Solo, Luke und Leia nur in kurzen Clips zu sehen sind und die Haupthandlungen von den Wookies bestritten wird. Das bedeutet auch minutenlange ununtertitelte Dialoge in typischen Wookiegegrunze. Der Produzent des Spektakels erinnert sich: “Wookies klingen beim Reden, wie fette Leute beim Orgasmus.”
Und Orgasmus war auch eines der Schlagworte die einem in den Sinn kommen konnte, wenn man zusah wie sich Großvater Itchy sabbernd und hechelnd die leichtbeschürzte Sängerin Diana Caroll mit Hilfe einer Virtual-Reality Brille ansah. Wer immer schonmal notgeile Wookie-Daddys beim Cybersex sehen wollte, der ist mit dem Holiday Special genau richtig bedient.
Dagegen verblassen fast der Anblick eines an einen überschminkten Transvestiten erinnernden Luke Skywalker (Mark Hamill hatte kurz vor dem Dreh einen schweren Autounfall und konnte nur unter massivem Make-Up seine Narben verbergen), absolut pointenfreie Sketche, eine bekiffte Prinzessin Leia die das Schlußlied anstimmte und den Auftritt der Gruppe Jefferson Starship deren Frontmann in eine Art Dildo sang.
Ich habe ein mieses Gefühl bei der Sache. Manche Dinge sind einfach zu schlimm, man muss sie sehen um sie zu glauben. Hier also das Star Wars Holiday Specials passend zur Weihnachtszeit:
Edit: Danke an Alanger für den Link zur kompletten Version
Ausführliche Infos mit Interviews, Fotos und Behind-The-Scenes-Infos findet ihr auf der extrem liebevoll gemachten Fan-Seite Starwarsholidayspecial.com