Bei drei Filmen hat Stephen Daldry Regie geführt, in allen drei Fällen hat er für seine Arbeit eine Nominierung für den Oscar als bester Regisseur bekommen. Diese Quote spricht für Qualität. Begonnen hat alles mit Billy Elliot – I Will Dance, der diverse Preise einheimste, und dem ein großer Erfolg bei Publikum und Kritikern zugleich beschieden war. Nach diesem fulminanten Debut verfilmte Daldry den Roman The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit von Pulitzer-Preisträger Michael Cunningham, der nicht minder erfolgreich war. Es folgte die zweite Oscarnominierung.
Und jetzt schlägt Daldry zum dritten Mal zu. Auch für seine Regie in Der Vorleser ist er für den Oscar nominiert. Und wieder handelt es sich um eine Literaturverfilmung. Und es bleibt auch nicht die letzte, soviel steht fest. Der Regisseur arbeitet bereits an der Verfilmung von Michael Chabons preisgekröntem Roman Die Abenteuer von Kavalier und Clay. Die Affinität zu Literatur kommt nicht von ungefähr; bevor Daldry begann, Filme zu machen, war er jahrelang ein äußerst erfolgreicher Theaterregisseur. Nach einem Englisch-Studium in Sheffield absolvierte er ein Ausbildung zum Clown, arbeitete drei Jahre lang für das Crucible Theatre, und hatte dann seinen Durchbruch 1991 am Londoner Gate Theatre mit dem Stück Damned for Despair. Danach arbeitete er für das National Theatre und heimste für die Inszenierung von An Inspector calls (1992) unter anderem den begehrten Tony Award für die beste Regie ein, und setzte schließlich seine Arbeit am Royal Court Theatre mit zahlreichen kaum minder erfolgreichen Produktionen fort.
Diese Einflüsse prägen natürlich auch seine Regiearbeit beim Film. David Hare, der schon in diversen Produktionen als Drehbuchautor eng mit Daldry zusammenarbeitete (so auch in im Vorleser), sagt über ihn: “Er arbeitet nur mit Leuten, die großen Einsatz zeigen. In dieser Hinsicht ist es bei ihm eher, als würde man fürs Theater arbeiten anstatt fürs Kino. Er ist der gründlichste Regisseur, mit dem ich je zu tun hatte. Nichts, was er filmt, wird dem Zufall überlassen”. Bitte mehr von solchen Leuten, Qualität statt Quantität heißt die Devise!