Streaming-Geheimtipp: Einer der berührendsten und bizarrsten Filme des letzten Jahres, den die Oscars völlig zu Unrecht ignoriert haben

09.03.2025 - 16:27 Uhr
QueerMubi
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Manche ausbleibenden Oscar-Nominierungen sind unmöglich zu verstehen. So auch der Fall beim heutigen Streaming-Tipp, dessen groteske, aber unendlich berührende Geschichte ihr auf Mubi erleben könnt.

Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie man Emotionen richtig verfilmt? Wie man Schmerz und Hoffnung und unglücklich verliebte Sehnsucht in Bilder destillieren kann? Und wolltet ihr außerdem schon immer mal wissen, was Daniel Craig so auf dem Kasten hat, wenn er mal keine witzige Detektivrolle und auch keinen Action-Helden verkörpert? Dann hätten wir da eine Antwort auf all diese Fragen in genau einem Film.

Luca Guadagninos neuester Geniestreich demonstriert eindrucksvoll, was ein Regisseur und seine Hauptdarsteller aus den tiefsten menschlichen Emotionen herausholen können. Stimmungsvoller als Call Me by Your Name, geladener als Challengers und von der Oscar-Jury sträflich ignoriert – aber immerhin derzeit ganz entspannt bei Mubi streambar. Das ist Queer. Und das sollte von so vielen wie möglich geschaut werden.

Streaming-Tipp: In Queer begibt sich Daniel Craig als Verbannter auf die Suche nach Sinn, Liebe und einer Zukunft

Mexiko-Stadt ist hübsch anzusehen in den beschaulichen Sonnenstunden und vor der Kulisse der 1950er Jahre. Hübsch und sehr einsam, wenn man wie Lee (Craig) als vor der Justiz geflohener, an vielen Orten aufgrund seiner Sexualität gemiedener, alternder Mann ziellos umherstreift. Lee ist ständig auf der Suche nach etwas. Wonach, weiß er wohl selbst nicht genau.

Doch er versucht verbissen, dieses Etwas zu finden. In der Bar um die Ecke, in schnellem Sex, in Drogen aller Art, in geheimnisumwobenen Schamanenritualen. Nichts hilft, nichts macht das Alleinsein wirklich erträglich. Dabei schlummert hinter dem etwas unbeholfenen Auftreten ein messerscharfer Verstand und der poetische Geist eines Schriftstellers. Aber auch eine ewig hungrige Dunkelheit.

Als Lee dann unverhofft auf den Ex-Soldaten Allerton (Drew Starkey) trifft, zieht ihn ausnahmslos alles zu dem attraktiven jungen Mann hin. Aus Neugier wird Besessenheit, aus einer Begegnung eine komplizierte Beziehung. Für Lee scheint es nur noch zwei Möglichkeiten zu geben: entweder diese Obsession heilt ihn endgültig – oder er zerbricht daran.

Queer auf Mubi ist zum Heulen schön, zum Schreien schmerzhaft und sträflich vernachlässigt

Kaum ein Film der letzten Jahre fühlt sich so unendlich schmerzhaft und dabei so fesselnd an wie Queer. Guadagnino hat ein einzigartiges Händchen für das Einfangen von Sehnsucht und Anziehung, so fehlgeleitet sie auch sein mag – und für die Entstehung von Intimität und Konflikt aus diesem emotionalen Cocktail. Stets serviert mit einer tödlichen Prise Hoffnung. Und der fünfzigsten Zigarette des Tages.

Craig durchquert den Film in ständiger Isolation, egal, wie eng und erotisch sich hier Haut an Haut schmiegt. Diese Verzweiflung tut sowohl durch die malerische Inszenierung als auch Craigs einmaliges Schauspiel weh beim Zuschauen – und ist doch ein verzücktes Traumwandeln durch die unglaublich intensiven Szenen. Dass nichts davon bei den jüngsten Oscar-Nominierungen Würdigung fand, grenzt an Blasphemie.

Queer ist philosophisch, cool, musikalisch genial unterlegt, poetisch und grausam nachvollziehbar für alle, die nur annähernd menschlich sind. Ach ja, und dann kommt der dritte Akt des Films, der all das auf ein völlig neues Level hebt. Der Sehnsucht in ein drogen-trippende Metaphernbilder packt, die dieses Gefühl so perfekt auf Leinwand bannen wie nichts je zuvor. Traurigkeit kann so schön sein.

Wer diese absolut sehenswerte Erfahrung eines traurigen und doch betörenden Gefühlstrips machen will, kann das aktuell bei Mubi.

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