Sword Art Online - Aufstieg und Fall eines Anime-Genres

26.02.2018 - 09:25 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Sword Art OnlineAniplex
2
3
Zur morgigen Free-TV-Premiere von Sword Art Online werfen wir noch mal einen Blick darauf, wie die Serie das Genre des MMO-Animes eigenhändig popularisierte, das aber schon bald von einer ähnlichen Serien-Gattung abgelöst werden könnte, wenn das nicht sogar bereits passiert ist.

Zur Erstausstrahlung Sword Art Onlines im Juli 2012 war das Hauptthema, auf dem es aufbaute, schon nichts Besonders mehr. Doch Jahre vorher, als das Internet sich nur langsam verbreitete und seine Nutzung fest mit einem klanglichen Trauma  verbunden war, hatte die Idee eines MMORPGs (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game oder frei übersetzt Online-Rollenspiel für Massen an Spielern) etwas Aufregendes, schon fast Magisches an sich. Videospiele, an denen Tausende bis Millionen von Personen gleichzeitig teilnehmen, um zusammen sonst was anzustellen. Eine jederzeit verfügbare Verbindung mit der ganzen Welt. MMOs waren eine der großen Sachen des letzten Jahrzehnts und dehnten ihre Reichweite auch auf andere Medien als nur Videospiele aus.

Von einem Medium ins andere

.hack//sign und .hack//Legend of the Twilight sowie ihre diversen späteren Spin-offs waren lange Zeit die einzigen bekannteren Anime-Serien mit einem Fokus auf MMORPGs, trotz der enormen Popularität, die das Genre in den 2000ern gewann. World of Warcraft zog Millionen von Spielern an, erhielt seine eigene Episode in South Park und war Hauptthema einer eigenen deutschen Fernsehsendung . Second Life wurde unterdessen in CSI: NY Schauplatz einer der lächerlichsten Verfolgungsjagden der Fernsehgeschichte . Das Thema trat immer wieder in einzelnen Episoden etablierter Serien auf, ihm eine ganze Serie zu widmen, würde sich aber schwierig gestalten. Schließlich schauen wir letzten Endes nur Leuten beim Spielen zu und die Spannung ist gering, wenn es um optionale Aufgaben geht, die jederzeit ohne besondere Auswirkungen unterbrochen werden können. Das fehlende Element brachte hier Sword Art Online mit seiner Premiere zehn Jahre nach Erscheinen der Buchvorlage, und neben dem Grundprinzip des MMO-Animes wurde von vielen nachfolgenden Serien noch ein spezifischeres Element übernommen.
Sword Art Online

Ähnliche Serien wie Sword Art Online gab es seitdem jährlich, die bekanntesten davon reihten sich aber auch in sein Sub-Genre ein: Die Kurzbeschreibung "Trapped in an MMO" wurde in der Zeit zu einem viel benutzten Schlagwort und einer einfachen Zusammenfassung einiger Serien, denn die sonst nach eigenem Bedarf begehbaren Videospielwelten wurden zu Gefängnissen ohne einen sicheren Ausweg. In Sword Art Online geht der Tod der eigenen Spielfigur, ein sonst regelmäßiges Phänomen, auch mit dem Tod des Spielers einher. Log Horizon oder Overlord präsentieren sich dagegen als Mystery-Serien, in denen die Ursache der misslichen Spielersituation erstmal geklärt werden muss. So wurde wieder Spannung und Drama in ein Serien-Konzept gebracht, das aufgrund der sonst etwas eintönigen Natur seines Spielvorbilds oft sehr öde rüberkam.

Gleichzeitig lässt sich aber auch beobachten, dass diese Serien mit größerem zeitlichen Abstand zum Ausgangspunkt des Genres immer weniger Aufsehen erregten. Log Horizon und Overlord schlugen sich wohl am besten, da sie noch als Alternativen zu Sword Art angepriesen wurden (denn offen gesagt wird die Serie von einer Vielzahl an Problemen geplagt). The King's Avatar aus dem letzten Jahr ging gefühlt völlig unter, während Recovery of an MMO Junkie sein Spiel immer mehr zum Nebenschauplatz entwickelte. Der MMO-Anime verlor schnell wieder an Treibkraft, das allgemeine Interesse schrumpfte wegen unzureichender Variation. Das Gimmick hatte sich abgenutzt, es musste ein neues Verkaufsargument her. Dies fand sich schließlich in einem ähnlichen Anime-Genre, das wesentlich älter ist, aber in den letzten Jahren eine Pause einlegte.

Weltenreisen

Das Wort Isekai, auf deutsch andere Welt, etablierte sich in den letzten Jahren als Genre-Bezeichnung für ein Prinzip mit langer Tradition. Sei es Der Zauberer von Oz, die Narnia-Reihe oder Ritter Jamal mit Martin Lawrence: gewöhnliche Menschen, die in für sie ungewohnte Welten transportiert werden, waren schon seit Langem eine ansprechende Prämisse. Das Publikum erlebt so ausschweifende Fantasywelten aus dem Blick von Personen, die ihm näherstehen, und als Bezugspunkt dabei helfen, die Übersicht zu behalten. Anime-Serien wie Inuyasha oder The Vision of Escaflowne haben dies auch erkannt und bauten auf dieser Bindung zwischen Zuschauer und Charakteren auf. So gesehen waren Serien wie Swort Art und seine Komparsen letzten Endes Isekai in Videospielwelten und haben dem übergreifenden Genre ein paar Jahre den Platz warmgehalten. Was bei seine Rückkehr nachhallen würde.

Denn wenngleich diese Parallelwelten für ihre Figuren nicht nur mental, sondern auch physisch begehbar sind, zeigen Serien wie KonoSuba: God's Blessing on This Wonderful World!, In Another World With My Smartphone oder Re:ZERO - Starting Life in Another World unverkennbare Videospieleinflüsse. Festgeschriebene Klassen, Level-ups, die plötzliche Freischaltung neuer Fähigkeiten oder ein Neuanfang nach dem Tod, viele Elemente folgtem den Mechaniken typischer Rollenspiele, sei es online oder für den alleinigen Konsum. Das Grundprinzip gewöhnlicher Personen in außergewöhnlichen Situationen bleibt bestehen, aber die Einschränkungen, die sich durch Spielmechaniken ergeben würden, können so außer Acht gelassen werden. Auch wenn mit diesen ohnehin schon vorher eher sorglos umgegangen wurde.

KonoSuba: God's Blessing on This Wonderful World!

Sword Art Online wird seiner eigenen Serien-Art mit Sicherheit durch die beiden kommenden Ableger Alternative Gun Gale Online und Alicization einen weiteren Popularitässchub verpassen. Durch diese, seine deutsche Free-TV-Ausstrahlung, den Film Ordinal Scale aus dem letzten Jahr und eine geplante Live-Action-Serie wird der Anime nicht so schnell aus dem allgemeinen Gedächtnis verschwinden. Aber es wäre nicht überraschend, wenn Sword Art Serien seine Gattung in der nächsten Zeit überwiegend alleine vertritt, während Isekai-Anime dank der größeren Möglichkeiten in Schauplatz und Gestaltung von Machern und Publikum gleichermaßen bevorzugt werden.

Sword Art Online startet am 27.02.2018 auf ProSieben.

Was sind eure liebsten Vertreter ähnlicher Serien wie Sword Art Online?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News