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Teil 11: Der Star-Wars-Effekt

28.09.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, elegant, britisch.
United Artists
Tödlich, elegant, britisch.
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Mit Moonraker lässt Bond Glaubwürdigkeit vorerst gänzlich hinter sich und hebt vollends ab.

1979: Moonraker
Auf dem Weg von Kalifornien nach England wird ein Space Shuttle Typ Moonraker vom Rücken des Transportflugzeugs gestohlen. Um nach feindlichen Aktivitäten zu suchen und eine Entschuldigung auszusprechen, wird James Bond (Roger Moore) in die USA geschickt, wo er sich mit dem Industriellen Hugo Drax (Michael Lonsdale) trifft. Dieser stellt die Moonraker her und zeigt sich mäßig begeistert vom Verschwinden der Rakete. Bereits kurz nach seinem Eintreffen wird ein Anschlag auf Bond verübt, als er einen Astronautentest macht. Glücklicherweise kann ihm die Raketenexpertin Holly Goodhead (Lois Chiles) rechtzeitig helfen. Doch Bonds Misstrauen ist geweckt. Hat Drax möglicherweise die Rakete selbst entführt? Aber wozu? Verfolgt von Auftragskillern reist Bond nach Venedig und Rio. Aber der Feind ist ihm immer einen Schritt voraus.

Um es vorweg zu nehmen: Ich bin einer dieser Leute, die Moonraker nicht grundsätzlich verteufeln. Ganz im Gegenteil, ich finde ihn wirklich gelungen. Dabei kann ich den Drehbuchautoren nur zu der Entscheidung gratulieren, aus dem im Buch als Altnazi dargestellten Hugo Drax einen Amerikaner zu machen, was an der grundlegenden Handlung nur wenig ändert, da diese mehr oder weniger neu erfunden ist.

Seinerzeit war dies der teuerste Bondfilm überhaupt. Und er kam unerwartet. Denn im Abspann von Der Spion, der mich liebte, wurde dem Zuschauer In tödlicher Mission versprochen. Was die Produzenten aber nicht einkalkuliert hatten, war der bahnbrechende Erfolg von Star Wars und so entschied man sich, auf den Science-Fiction-Zug aufzuspringen und Bond ins All zu schicken. Damit festigte sich Moonraker als der Inbegriff von Over-the-top-Bondfilmen.

Aber ich greife schon wieder voraus. Erst einmal zu den Schauspielern: Wie schon im Vorgänger, oder eher den Vorgängern, spielt Roger Moore den Agenten mit Charme, Witz und leichter Selbstironie, der trotzdem nicht vor Gewaltakten oder unbarmherzigen Aktionen zurückschreckt. Scene-stealer in gemeinsamen Szenen sind aber die ausnehmend hübsche Lois Chiles, die ihrer CIA-Agentin eine grazile Anmut und kühles Selbstbewusstsein verleiht (aber trotzdem Bonds Lächeln nicht widerstehen kann, und Michael Lonsdale, dem man nur zu gern glaubt, dass er ein wahnsinniger Weltverbesserer ist. Seine gedrungene Gestalt, die hochgezogenen Schultern und die gewählte Ausdrucksweise, gepaart mit Skrupellosigkeit seinen eigenen Leuten und Bond gegenüber sowie die beklemmende Ruhe, die er ausstrahlt, machen ihn zu einem fast schon gruseligen Schurken. Besonders, weil sein beinahe als Under-Acting zu bezeichnender Stil im krassen Gegensatz zum Plan seines Hugo Drax steht. Erwähnenswert ist außerdem Geoffrey Keen, der schon häufiger als Verteidigungsminister Gray auftrat, hier aber etwas mehr Raum bekommt, seine Rolle zu entfalten.

Drax' Handlanger machen keine Gefangenen.

Wessen Herz schon in Spion höher geschlagen hat, als die Action losging, der wird mit Moonraker seine helle Freude haben, denn noch vor dem Titelsong von Shirley Bassey explodiert ein Airbus und James Bond wird aus einem Charterjet geworfen. Und von wem? Vom Mann mit dem Stahlgebiss, denn der Beißer (Richard Kiel) feiert seine Rückkehr. Eine weise Entscheidung, schließlich gehört die Figur zu den Höhepunkten des Vorgängers. Und auch wenn man nicht erfährt, warum er diese Zähne hat, ist er hier wieder eine große Bedrohung, wenn auch stellenweise sehr viel lustiger inszeniert.

Wie reich Hugo Drax ist, zeigt der Film gleich zu Beginn: Mit dem Hubschrauber überfliegt Bond das Anwesen, dass laut der Pilotin “Stein für Stein aus Frankreich importiert wurde”. Tatsächlich handelt es sich dabei um das französische Schloss Vaux-le-Vicomte, gedreht wurde aber natürlich vor Ort. Zusätzlich besucht Bond die Produktionshallen, wo die Moonraker hergestellt werden und den schon angesprochenen G-Kraft-Test. Nach einer als für ihn tödlich ausgelegten Fasanenjagd verschlägt es 007 nach Venedig, zum ersten Mal seit Liebesgrüße aus Moskau. Der Durchlauchtigsten wird diesmal aber mehr Platz eingeräumt als noch zu Zeiten Sean Connerys. Unter anderem inszeniert Regisseur Lewis Gilbert eine Verfolgungsjagd durch die Kanäle und über den Markusplatz. Dabei sitzt Bond am Steuer einer modifizierten Gondel, die auch als Luftkissenboot über Wasser fahren kann.

Dabei sehe ich eines der größten Probleme, das Leute mit dem Film haben: Zu sehr verlässt sich Bond in diesem Abenteuer auf seine Gadgets, beziehungsweise die Gadgets, die er an die Hand bekommt, sind stellenweise recht absurd. Andererseits ist das nur konsequent, wenn man sich mal das Gesamtwerk ansieht. Originell sind vor allem die als Accessoires getarnten Gerätschaften von Holly Goodhead.

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