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Teil 14: Intuitive Improvisation

05.10.2015 - 10:57 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, britisch, elegant.
United Artists
Tödlich, britisch, elegant.
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Mit 56 tritt Roger Moore zum letzten Mal als Bond an. Ist das schon zu alt?

1985: Im Angesicht des Todes
Ein Mikrochip, den James Bond (Roger Moore) bei einem toten Kollegen in Sibirien findet, bringt ihn auf die Spur des Industriellen Max Zorin (Christopher Walken), der scheinbar die Technologie nutzt, um beim Pferderennen zu betrügen. Bei einem Treffen in Frankreich läuft Bond auch Zorins Leibwächterin May Day (Grace Jones) und der mysteriösen Stacey Sutton (Tanya Roberts) über den Weg. Bald häufen sich die Anschläge auf sein Leben, doch er kann stets in letzter Sekunde entkommen und folgt Zorin nach Amerika, wo er eine schreckliche Entdeckung macht.

Im Grunde bin ich ja ein Verfechter der Moore-Filme, aber ob er sich mit Im Angesicht des Todes einen Gefallen hat, wage ich stark zu bezweifeln. Immerhin war er zum Zeitpunkt des Drehs 56 und damit eigentlich schon viel zu alt, um den smarten und auch körperlich gestählten Bond zu spielen. Kein Wunder, dass Max Zorin ihn mehrfach beinahe besiegt und die Tagline des Films “Has James Bond finally met his match?” lautet.

Aber das Alter des Hauptdarstellers ist nicht das größte Problem des Films; da gibt es einige, allerdings werden die mit vielen guten Ideen aufgewogen, wenn auch nicht völlig. Also erst einmal zum Negativen.

Dass Grace Jones nicht sonderlich gut im Schauspielern ist, finde ich im Grunde nicht schlimm, schließlich verlangt die Rolle der May Day ja vor allem physische Präsenz und stoische Blicke. Aber Tanya Roberts, so schöne Augen sie auch haben mag, hätte in jedem Fall mehr aus ihrer eigentlich ganz interessanten Figur machen können und das auch so darstellen können. Sie ist auf jeden Fall der schwächste schauspielerische Link.

May day demonstriert ihre Kraft.

Die Handlung geht für mich soweit in Ordnung, was den übertriebenen Plan von Zorin und dessen Herkunftsgeschichte angeht: Ein Erdbeben im San-Andreas-Graben auslösen, um so Silicon Valley zu zerstören und dadurch das Monopol auf Mikrochips zu haben. Klingelt’s irgendwo? Einen ähnlichen Plan hatte bereits Auric Goldfinger. Geschenkt, bietet die Story doch einige spannende Elemente. Warum die Russen involviert werden mussten, ist mir aber nicht wirklich klar. Ja, Zorin war beim KGB und “niemand verlässt den KGB”, aber an diesem Punkt ist es doch viel mehr eine Chance Walter Gotell noch einmal als General Gogol auftreten zu lassen. Immerhin beschert uns die Präsenz des KGB den jungen Dolph Lundgren, Grace Jones’ damaligen Freund.

Das Alter Moores ist dann aber nicht völlig zu übersehen. In vielen Szenen wirkt er schwach und hilflos, zwei Dinge, die Bond nur in kleinen Portionen sein darf, wenn überhaupt, aber nicht ständig. Da wäre zum Beispiel das getürkte Pferderennen gegen Zorin, bei dem er zwar noch eine recht gute Figur abgibt, aber schon zu schwanken beginnt. Ärger wird es auf dem Dach eines Leiterwagens, bei der home invasion oder im Showdown.

Und wieder wird eine eigentlich coole Sequenz mit völlig unpassendem Ton unterlegt - Der Mann mit dem goldenen Colt und sein Auto-Stunt haben es vorgemacht. Nicht, dass das Auslassen der Beach Boys aus der Ski-Surf-Szene Im Angesicht des Todes deutlich verbessert hätte, aber er hätte einiges an Lächerlichkeit verloren. Ansonsten finde ich den Soundtrack vom Film äußerst gelungen (siehe: Golden Gate Fight ) und sogar den Duran Duran-Titelsong kann ich gut leiden. Das Video dazu ist allerdings eine ganz andere Sache.

Mein Bruder hat mal gesagt, er würde den Film wegen der vielen Toten nicht mögen, das sei “selbst für einen Bond-Film zu viel”. Tatsächlich kann ich dem in gewisser Weise zustimmen. Das Massaker, das Zorin am Ende anrichtet, lässt sich irgendwo auch rechtfertigen, ist aber echt krass und passt eigentlich nicht in einen Bondfilm, schon gar nicht in einen Moore-Film. Außerdem möchte ich den unschlüssigen Originaltitel - A View to a Kill - ansprechen. Der wurde von From a View to a Kill inspiriert, einer Fleming-Geschichte, und von May Day und Zorin ausgesprochen. Was es genau heißt, weiß vermutlich niemand, aber es unterstreicht noch einmal den Wahnsinn Zorins.

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