Mit jedem Start einer neuen Episode von Tales from the Borderlands, beschleicht mich die Angst, dass die Geschichte, die Telltale Games aus dem actiongeladenen Borderlands-Franchise strickt, plötzlich doch noch daran scheitert, dass die comichaften Gewaltexzesse des Originals fehlen und das Abenteuer an Fahrt verliert. Doch auch Escape Plan Bravo, die mittlerweile 4. Episode des Adventures, stellt unter Beweis, dass es zwei Lesarten der Borderlands-Reihe gibt und sie problemlos koexistieren können.
Tatsächlich tun sie das aber nicht immer und schon gar nicht in Escape Plan Bravo, einer Episode, die sich zum ersten Mal traut, wirklich spürbaren und dauerhaften Einfluss auf das Original-Reihe zu nehmen. Die vorletzte Episode von Tales from the Borderlands enthält ein Ereignis, das nicht Fans der bisher erschienenen Borderlands-Titel schockiert, sondern auch auf das noch nicht angekündigte Borderlands 3 einwirkt. Wer die Hintergründe des Franchises also kennt, darf sich auf etwas gefasst machen.
Du, das Klischee und ich gegen den Rest der Welt
Doch auch abseits dieses Momentes bleibt Tales from the Borderlands frisch und neu. Nachdem in der letzten Episode besonders viel Wert auf die Charakterbeziehungen der Kerntruppe gelegt wurde, baut Escape Plan Bravo auf diesem Fundament auf. Mit gefestigten Konstellationen müssen sich Rhys, Fiona und der Rest der Bande nämlich mit den Gedanken anfreunden, Pandora zu verlassen, um auf der entfernten Raumstation Helios nach dem nächsten Gortys-Artefakt zu suchen.
Daraus entwächst dieses Mal ein Heist-Szenario, das nicht nur auf die Ocean's Eleven-Filme Bezug nimmt, sondern angesichts der gefährlichen Weltraummission natürlich auch SciFi-Katastrophen wie Armageddon - Das jüngste Gericht zitiert. Abermals wird uns ein leicht durchschaubarer Genre-Rahmen geboten, der uns nicht mit unvorhersehbaren Wendungen überrascht oder sich durch einen virtuosen Spannungsaufbau auszeichnet, sondern ganz allein durch die sympathische Figurenzeichnung und dem gewitzten Charme der Dialoge überzeugt.
Es ist mir egal, was Rhys auf Helios entdeckt und was sich auf seiner ehemaligen Arbeitsstätte verändert hat, mich interessiert nur, wie er darauf reagiert und was seine mittlerweile zu Freunden gewordenen Mitstreiter dazu zu sagen haben. Dieser konsequente Fokus auf die Charaktere zieht sich durch die gesamte Episode, die sogar die Bösewichte in das Ensemble integriert. Die Gefahr, die von ihnen eigentlich ausgehen sollte, rückt in den Hintergrund und Vallorys Gehilfen bekommen ebenfalls ihre sympathischen Momente spendiert.
Fazit
Der plotrelevante Höhepunkt der Episode besteht in der Beziehung von Rhys und der AI des verstorbenem Handsome Jack. Über mehrere Episoden hat sich dieser Konflikt abgespielt und je nachdem, ob ihr euch auf Handsome Jack eingelassen oder rebelliert habt, kommt Escape Plan Bravo zu einem interessanten Finale, dass große Lust auf die letzte Episode macht. Bei allem Lob für die Figuren und die Dialoge bleibt aber meine Abneigung gegen die Erkundungs-Einschübe bestehen. Diese sind teilweise derart belanglos, dass ich einfach einen Gang entlanglaufe, an dessem Ende sich des Rätsels Lösung befindet. Die Interaktionen auf dem Weg dahin sind irrelevant und somit verkommt die Erkundung zu einem Schaulaufen aufgesetzter Interaktivität.
Tales from the Borderlands: Episode 4 – Escape Plan Bravo wurde uns in Form eines Steam-Keys zur Verfügung gestellt.