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The Artist - Verneigung im Traum

01.02.2015 - 13:21 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Jean Dujardin in The Artist
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Jean Dujardin in The Artist
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Träume sind ein Thema, welches in allerlei Filmen der Geschichte aufgegriffen wird, und wenn man genauer darüber nachdenkt, ergeben sich mehr Ähnlichkeiten als man zuerst vermuten würde. Um das Thema angemessen erfassen zu können, soll im Folgenden auf verschiedene Filmbeispiele und deren Bezug zum Traum eingegangen werden.

Ein Traum ist eine „im Schlaf auftretende Abfolge von Vorstellungen, Bildern, Ereignissen, Erlebnissen“, schreibt der Duden . Dies lässt sich ideal mit dem Darstellungsmittel der Montage vergleichen, denn auch hier werden oft abstrakte Zusammenhänge durch aufeinanderfolgende Bilder erzeugt und der Regisseur hat die Aufgabe, dem Zuschauer diese Zusammenhänge zu verdeutlichen. Will man einen Traum im Film kreieren, kann man die vermeintliche Schwäche dieser Darstellungsform, zusammenhangslose, nicht nachvollziehbare Bilder zu zeigen, nutzen, um verwirrende, traumähnliche Situationen zu schaffen und das chaotische System eines Traums nachzuahmen. Dabei muss sich der Regisseur nicht allein auf das Mittel der Montage, welches raumzeitliche Zusammenhänge außen vor lässt und diskontinuierlich arbeitet, beschränken, denn eine Vermischung von zusammenhangslosen Bildern mit eingestreuten kurzen Sequenzen oder Szenen erzeugt maximale Traumnähe. Hier verweise ich für jeden, der sich unter den einzelnen Begriffen nichts vorstellen kann gerne auf Christian Metz, welcher sich in der Fachliteratur der Filmsemiotik findet, oder Google. Als ein Beispiel für die eben beschriebene Traumkonstruktion kann die Gutterball-Sequenz  aus The Big Lebowski fungieren.

Hier wirken die Bilder maximal wahnwitzig und verrückt. Um einen Traum allerdings vollständig zu erfassen, gehört mehr dazu als nur die Aneinanderreihung von Bilder, denn vor allem Alpträume leben von den Emotionen und Ängsten die diese verursachen. Dies kann im Film entweder durch überzeugendes Spiel der Darsteller erzeugt werden, oder aber durch andere künstlerische Mittel. Um diese näher zu erläutern bedient sich der Text an dieser Stelle verschiedener Vergleiche, welche sich in ihrer Gesamtheit auf Michel Hazanavicius' „The Artist“ beziehen, da dieser Film unterschiedliche Ideen und eindeutige Anleihen an anderen, klassischen Filmen mit ähnlicher Thematik hat. In der besagten Szene  befindet sich der Protagonist George Valentine, Schauspieler im Stummfilm, welcher miterleben muss wie sein Medium vom Ton-Film abgelöst wird, in einem Raum und bemerkt, dass alles um ihn herum Geräusche von sich geben kann außer er selbst. Dieser Umstand wäre in einem anderen Film wohl sofort als Traum zu identifizieren, da es sich bei „The Artist“ allerdings um einen modernen Stummfilm handelt, fragt sich auch der Zuschauer im ersten Moment wie ihm gerade geschieht. Folglich wird dem Publikum erst im Folgenden klar, dass es sich hierbei um einen Traum handelt, als nämlich typische Elemente eingebaut werden, die die Szenerie surreal und nicht nachvollziehbar erscheinen lassen. Dies beginnt bei der Musik, denn diese ist nicht vorhanden und legt somit den Fokus vollkommen auf die hier erstmalig vorhandenen Umgebungsgeräusche. Zwar gibt es auch im restlichen Film Passagen, die ohne Musik auskommen, allerdings gibt es in diesen Szenen keinerlei Kontrast in Form von atmosphärischen Geräuschen, dieser ist im Traum gegeben. Das Scheppern von Gläsern, die schreienden Mädchen und die fallende Feder, welche im Verlauf der Szene auftauchen sind Indikator für die Angst Valentines vor dem Aufstreben des Tonfilms und dem Verlust seiner „Macht“ und seiner Existenz. Dieser Einsatz von prägnanten Geräuschen zur Darstellung von Angst, findet sich in etwas anderer Form im von 1957 von Ingmar Bergman geschaffenen Film „Wilde Erdbeeren“ wieder. Hier  befindet sich der Protagonist Professor Isak Borg zu Beginn in einem Traum, in dem er den Blick auf eine Uhr ohne Zeiger wirft. Hierbei ertönen bei Verzicht auf Musik Zeigerschläge und im Laufe der Geschichte wird dem Professor immer mehr bewusst, dass er sein Leben vergeudet hat. In einer späteren Szene sieht er erneut eine ähnliche Uhr und es wird klar, dass die Zeigerschläge die Angst und den Verlust seiner Zeit verdeutlichen sollen. Es sind möglicherweise zufällige Parallelen, dennoch sind die Ähnlichkeiten gegeben und befassen sich mit einer ähnlichen Thematik.

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