The Master überzeugt, Malick-Film ausgebuht

03.09.2012 - 15:00 Uhr
The Master überzeugte die Kritiker weitgehend
The Weinstein Company
The Master überzeugte die Kritiker weitgehend
Am ersten Wochenende des Festivals in Venedig gab es gleich zwei mit Spannung erwartete Premieren: The Master von Paul Thomas Anderson und To the Wonder von Terrence Malick. Wir haben für euch einige erste Stimmen zu den beiden ambitionierten Werken.

Die Filmfestspiele von Venedig gelten ja generell als eins der prestigeträchtigsten Festivals der Branche. Auch in diesem Jahr sind wieder etliche Werke renommierter Regisseure am Start, die im Vorfeld große Erwartungen erzeugt haben. Am ersten Wochenende gab es dann mit The Master von Paul Thomas Anderson und To the Wonder von Terrence Malick gleich zwei Premieren, auf die Kritiker und Fans lange gewartet haben. Beide zählen zu den Favoriten auf den Goldenen Löwen, die höchste Auszeichnung des Festivals. Wir haben für euch erste Reaktionen zu den beiden Filmen gesammelt.

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The Master
Seit Monaten hat The Master bereits Schlagzeilen gemacht – einmal, weil die Handlung über die umstrittene Glaubensbewegung Scientology für kontroverse Diskussionen sorgte, andererseits durch seine Beteiligten. Das Drama ist die sechste Regiearbeit des renommierten amerikanischen Filmemachers Paul Thomas Anderson, der für seine bisherigen Werke schon für fünf Oscars nominiert worden ist. Die Darsteller lesen sich ähnlich prominent. Joaquin Phoenix, der Johnny Cash aus Walk the Line, und Academy Award-Preisträger Philip Seymour Hoffman aus Capote, spielen die männlichen Hauptrollen. Amy Adams begleitet sie dabei.

Bei der Premiere in Venedig lobte The Playlist vor allen Dingen die schauspielerische Leistung der Protagonisten sowie die Kameraarbeit und den Schnitt. Allerdings gibt es ihrer Meinung ein Element, das den Film davon abhält, ein Meisterwerk zu sein. Paul Thomas Anderson wiederhole sich zu stark bei der Vater-Sohn-Komponente, die bereits mehrfach in seinen bisherigen Werken wie Magnolia, Punch-Drunk Love und There Will Be Blood aufgetaucht, aber hier viel distanzierter sei. Daher sei The Master ein Film, den das Publikum wohl eher sehr bewundern als lieben werde. Der Hollywood Reporter lobt die visuelle Arbeit von Anderson und seinem Team sowie die überzeugende Darstellerriege. Das Magazin wundert sich aber über das 70mm-Format, das der Regisseur verwendet hat, weil The Master wenig episch im Sinne von groß angelegten Szenerien sei. Insgesamt hält der Hollywood Reporter den Film für ‘sehr ungewöhnlich und erfrischend außerhalb der Norm’. Weiterhin streiten sich die Kritiker aber heftigst darüber, ob The Master denn von Scientology handele oder nicht. Der Hollywood Reporter bestreitet dies und schreibt, dass der Film vieles sei, aber ‘keine Auseinandersetzung’ mit der kontroversen Glaubensbewegung.

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To the Wonder
Ebenso wie das neue Werk von Paul Thomas Anderson hatten die Kritiker auch große Erwartungen in Bezug auf To the Wonder von Kultregisseur Terrence Malick. Es ist überraschend, dass der Film nur anderthalb Jahre nach The Tree of Life seine Premiere feiert. Malick ist nicht gerade für sein schnelles Arbeitstempo bekannt. Der Regisseur benötigte knapp vier Jahrzehnte für seine ersten fünf Filme. Nun legt er direkt nach, hat aber scheinbar nach To the Wonder sogar zwei weitere Projekte in der Mache. Für sein aktuelles Beziehungsdrama versammelte der zurückgezogen lebende Filmemacher eine illustre Besetzung mit Oscar-Gewinner Javier Bardem, Ben Affleck, Rachel McAdams und dem früheren Bond-Girl Olga Kurylenko. Der Film handelt von einem amerikanischen Mann, der sich nach einer gescheiterten Ehe mit einer Europäerin wieder mit einer alten Bekannten aus seiner Heimatstadt in Oklahoma trifft.

Wie gewöhnlich war Terrence Malick selbst nicht bei der Premiere in Venedig anwesend. Daher konnte er auch nicht die Buhrufe hören, die scheinbar auf den Abspann seines neuesten Werkes folgten. Die Kritiker waren sich uneins, was sie denn von To the Wonder halten sollten. Generall lobten sie die Kameraarbeit und die visuelle Sprache von Malick. Dies ist wenig überraschend, gilt dieser Aspekt doch als das große Markenzeichen des Regisseurs. Dafür waren die Leistungen der Darsteller etwas umstritten. Ben Affleck als hin- und hergerissener Mann überzeugte die Kritiker beispielsweise wenig. The Independent beschreibt ihn als ‘steif und unsicher’, während The Herald Sun seine Mimik kritisierte.

Olga Kurylenko und Rachel McAdams kamen bei den Kritikern besser an. Anscheinend lag ihnen das recht dialogarme, subtile Spiel bei Terrence Malick besser, das in der Regel hinter der Poesie der Landschaft zurücksteht. Der Guardian ist angetan von der einmal mehr innovativen Kameraarbeit in To the Wonder, aber findet, dass der Film gelegentlich schon ‘zu vertraut’ wirke, das heißt sich selbst wiederhole, und stellenweise an Selbstparodie grenze. Trotzdem lautet das Fazit der Zeitung, dass das Werk Entzücken verbreite. Auch The Independent stellt To the Wonder trotz der erwähnten Schwächen ein positives Zeugnis aus und bezeichnet ihn als ‘hinreißend’. Im Prinzip sind die Reaktionen wenig überraschend. Terrence Malick war schon immer ein Rebell in Hollywood, der gegen den Strom geschwommen ist. Auch The Tree of Life wurde Maßlosigkeit vorgeworfen – und am Ende gewann der Film die Goldene Palme in Cannes und erhielt mehrere Oscar-Nominierungen.

Wie lautet eure Meinung zu The Master und To the Wonder?

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