Nach dem Ende von The Walking Dead begann für das Zombie-Franchise eine neue Ära mit mehreren Spin-offs, die Charaktergeschichten mit frischen Ideen und neuen Schauplätzen weitersponnen. Allerdings zeichnete sich auch ein Problem ab: Sowohl Dead City als auch Daryl Dixon hatten schwache Fortsetzungen. Dead City plätscherte in Staffel 2 vor sich hin, während die 2. Staffel der Daryl-Serie in eine Identitätskrise stürzte und die in Frankreich angesiedelte Geschichte überhastet beendete.
Am 8. September startet hierzulande bei Magenta TV jetzt die 3. Staffel von The Walking Dead: Daryl Dixon, die das Spin-off einem Soft-Reboot unterzieht. Der Neuanfang in Spanien stellt sich dabei als Glücksfall heraus, denn die neue Season, die ich für diesen Serien-Check vorab komplett sehen konnte, ist wieder richtig stark. Au revoir, France. Que viva España!
The Walking Dead: Daryl Dixon wird in Staffel 3 eine neue Serie
Wer die ersten beiden Staffeln nicht gesehen hat, kann theoretisch auch problemlos mit Staffel 3 einsteigen. Nachdem Daryl (Norman Reedus) zuerst allein und später an der Seite von Carol (Melissa McBride) durch Frankreich geirrt ist, beginnt für das Duo jetzt ein neues und eigenständiges Kapitel. Gestrandet in Europa, müssen sie einen Weg zurück nach Amerika finden. Erstes Ziel: Großbritannien.
Im Gegensatz zur Zombie-Apokalypse der 28 Days Later-Filmreihe ist das England des The Walking Dead-Universums so gut wie menschenleer. Ein Trip in die Sicherheitszone des zerfallenen Londons lässt sie schließlich auf jede Menge mit Sträuchern verwachsene Untote bzw. "Squids" sowie den anscheinend letzten noch lebenden Engländer treffen: The Office-Star Stephen Merchant als liebenswerter Einsiedler Julian, der zufälligerweise im Besitz eines Segelboots ist.
Die komplett unerfahrenen Amateur-Seeleute geraten aber direkt in einen gewaltigen Sturm, der sie an der Küste Galiciens, in Spanien stranden lässt. Das Boot reparieren und möglichst schnell von hier abhauen, lautet Daryls neue Mission. Doch die Begegnung mit einem jungen Liebespaar und einer Horde Bandidos verstrickt das Duo in einen weiteren Konflikt, der ihre Rückreise verzögern wird.
Die Ereignisse aus Frankreich spielen jetzt keine Rolle mehr. Stattdessen eröffnet Staffel 3 eine spannende neue Mythologie um die monarchische Großmacht El Alcazar, die kleine Gemeinschaften wie das Dorf Solaz del Mar unterdrückt und im Gegenzug für Waffen, Medikamente und Genussmittel junge Frauen als Tribut fordert.
In Staffel 3 treffen Western-Vibes auf spanische Leidenschaft
Zu Beginn begeisterte die Spin-off-Serie mit fantastischen Schauwerten französischer Landschaften sowie abgefahrenen Zombie-Ideen und einer unerwarteten Mystik. Mit dem Wechsel nach Spanien fühlt sich The Walking Dead: Daryl Dixon frisch und anders an, was nicht nur an den neuen Sprachbarrieren für Carol und Daryl liegt.
Von der Küstenlandschaft Galiciens über eine im spanischen Bürgerkrieg zerstörte "Western"-Stadt im staubigen Aragonien und das überwucherte Barcelona bis hin zur atemberaubenden Stadtburg Alhambra entführt Staffel 3 an wunderschöne Sets, die es in The Walking Dead so noch nie zu sehen gab.
Mit der typisch spanischen pasión zieht auch die Thematik der Liebe inmitten der Post-Apokalypse in das Spin-off ein. Im Zentrum steht dabei das verliebte Jungpaar Roberto (Hugo Arbues) und Justina (Candela Saitta), dessen Sehnsucht nach Freiheit die von Justinas Onkel Federico (Óscar Jaenada) angeführte Gemeinde Solaz del Mar in eine Krise manövriert, die Carols und Daryls Hilfe erfordert.
Egal, ob Federico, der zum Schutz seiner Nichte schreckliche Fehler begeht; die Peitschen-schwingende Kämpferin Paz (Alexandra Masangkay), die ihre große Liebe Elena (Greta Fernández) an den spanischen Prinzen verlor oder Robertos Vater Antonio (Eduardo Noriega), der seine Trauer über den Tod seiner Frau nie überwinden konnte: Die neuen Charaktere von Daryl Dixon Staffel 3 sind (größtenteils) interessant geschrieben und bilden ein engmaschiges Ensemble das zu den besseren unter den aktuellen The Walking Dead-Serien gehört.
Eines der größten Highlights von Staffel 3 ist Eduardo Noriegas Antonio, der nicht nur mit seiner tragischen Vorgeschichte und Liebe für spanische Filmklassiker begeistert, sondern auch Carols Geschichte in eine unerwartete Richtung lenkt. Während Daryl vor allem für die Action zuständig ist, durchläuft Carol eine spannende Charakterentwicklung, wenn sie nach Jahren im Überlebensmodus plötzlich an ihre persönliche Zukunft denken und lang vergessene Gefühle wieder zulassen kann. Eine zuckersüße Romanze für Carol hatte wohl kein The Walking Dead-Fan auf seiner Bingo-Karte. Ja, dies ist die Season of Love.
Lohnt sich The Walking Dead: Daryl Dixon Staffel 3?
Die 3. Staffel braucht ein paar Folgen, bis sie wirklich an Fahrt aufnimmt. Nach dem kurzen London-Ausflug werden das spanische Setting, neue Figuren und Konflikte zuerst langsam etabliert, ehe ab Episode 4 das klare Ziel der Staffel deutlich wird und die Action wirklich losgeht, wenn buchstäblich brennende Zombies vom Himmel fallen.
Obwohl die perfekt eingespielte Dynamik zwischen Daryl und Carol für spaßige und berührende Momente sorgt, dürfen die beiden Charaktere am meisten strahlen, wenn die Story sie voneinander trennt. Das wird besonders deutlich in der besten Folge der Staffel, in der sich eine Solomission für Daryl plötzlich in einen extrem unterhaltsamen Mix aus Italowestern und Mad Max voller kreativer Ideen verwandelt.
Der kreative Richtungswechsel in Staffel 3 ist ein echter Gewinn für das Spin-off und zugleich eine starke Verbesserung gegenüber der 2. Staffel. Dank neuer Charaktere, Spaniens atemberaubender Landschaften und einer völlig neuen Kultur und Sprache (ihr müsst wieder fleißig Untertitel lesen) fühlt sich die Serie wieder frisch an, ohne sich in endlos ausgetretenen Konflikten zu verlieren.
Wer sich hingegen große Erkenntnisse über die The Walking Dead-Welt, spannende Franchise-Mysterien oder überraschende Cameos erhofft, könnte enttäuscht sein, dass auch Staffel 3 eine komplett für sich stehende Geschichte erzählt. Ebenso schwächeln die neuen Folgen ausgerechnet an der Zombie-Front. Nachdem Frankreich ätzende Untote und sogar rasende Superzombies zu bieten hatte, haben die spanischen Los Huecos leider wenig Neues zu bieten.
Aber keine Sorge. Wenn Zombies als Katapultgeschosse und Zugtiere für Eisenbahnwagen benutzt werden und sogar in historische Kostüme gekleidet zu Stars eines bizarren Marionettentheaters werden, überzeugt die Daryl Dixon-Serie einmal mehr mit spaßigen Ideen für die ansonsten eher langweiligen Horror-Monster.
Mit Staffel 3 kann The Walking Dead: Daryl Dixon den Fluch schwächerer Spin-off-Fortsetzungen brechen. Nach den sieben Folgen hätte ich aber nichts dagegen, wenn Daryl und Carol endlich ihre Heimreise antreten. Doch zuerst steht noch der 2. Teil ihres Spanien-Abenteuers in der finalen 4. Staffel bevor, die kommendes Jahr zu sehen ist
Die sieben Folgen der 3. Staffel von The Walking Dead: Dary Dixon werden ab dem 8. September 2025 wöchentlich immer montags bei Magenta TV veröffentlicht. Grundlage für den Serien-Check ist die komplette Staffel.