The Walking Dead - Staffel 8, Folge 15: Genug der Worte

10.04.2018 - 09:05 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 8, Folge 15: WorthAMC
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Eine Woche vor dem Finale verschlägt es uns mit der 15. Folge der 8. Staffel von The Walking Dead ins Lager der Bösen. Denn hier besteht einiges an Erklärungsbedarf und Negan hat sich vorgenommen, ordentlich aufzuräumen.

Die 8. Staffel von The Walking Dead verging wie im Flug. Kaum hat der Konflikt mit Negan (Jeffrey Dean Morgan) größere Dimensionen angenommen, befinden wir uns bereits in der Folge vor dem Finale und blicken dem drohenden Ende entgegen. Worth, das 15. Kapitel auf dieser Reise, legt seinen Fokus überraschenderweise nicht auf die Geschehnisse in der Hilltop Colony und dem Kingdom, sondern beschäftigt sich hauptsächlich mit den Ereignissen hinter feindlichen Linien. Bemühte The Walking Dead an diesem Punkt gerne die wörtliche wie metaphorische Ruhe vor dem Sturm, muss sich die 8. Staffel nichts mehr vormachen, sondern verhandelt erbarmungslos die Konsequenzen der Entscheidungen und Handlungen jüngerer Vergangenheit. Simon (Steven Ogg), Dwight (Austin Amelio) und Gregory (Xander Berkeley) rücken dabei vor allem in den Vordergrund, denn sie sind es, die bisher den größten Schaden angerichtet haben.

Die Stimme eines Toten, die für Gänsehaut sorgt

Zuerst ertönt allerdings Carls (Chandler Riggs) Stimme, der zwar nicht von den Toten aufersteht, sich jedoch vertrauensvoll in Form eines Briefes posthum an seinen Vater wendet. Rick (Andrew Lincoln) hat zuletzt eine ganze Folge damit verbracht, sich vor dem Öffnen des Briefumschlags zu drücken. Jede Ausrede war ihm recht, obwohl er sich dadurch noch weiter von sich selbst entfremdete. Nun sitzt er aber ruhig da und stellt sich seinem schlimmsten Albtraum. Carl ist tot. Die Erinnerungen, die er hinterlässt, brechen nicht nur Rick das Herz, sondern vermutlich auch jedem Zuschauer mit intaktem Einfühlungsvermögen. Da redet der Junge, der nie hätte sterben dürfen, vom Sommer, von der Schule und von seiner Familie. Hoffnungsvoll wendet er sich an Rick mit der Anweisung, er soll alles Erdenkliche dafür tun, um die naive Fantasie der "pizza night" am Freitag aufrechtzuerhalten. Viel bedeutender ist jedoch ein anderes Eingeständnis.

Bei all den - inzwischen weltfremden - Dingen, die Carl in seinem emotionalen Abschiedsbrief aufzählt, ist es die Geborgenheit der väterlichen Hand, die ihn am Leben hielt. "Holding your hand, I felt happy and special. I felt safe." Die Worte schmerzen noch mehr, wenn sich Rick an all die Momente erinnert, in denen er Carl nur flüchtig angesehen, aber sich nie vollends mit ihm ausgesprochen hat. Das kann er dafür jetzt mit Negan tun, denn was Carl als seinen letzten Wunsch formuliert, ist nichts Geringeres als der Frieden mit den Saviors, damit der Traum der besseren Welt am Ende dieses steinigen Weges doch noch Wirklichkeit werden kann. Damit legt Carl nachträglich einen Schalter bei Rick um, der nach dem jüngsten Kontrollverlust wieder zur Besinnung kommt und eine friedliche Lösung des Konflikts anstrebt. Zu ärgerlich, dass Negan nach den Schicksalsschlägen, die er kürzlich einstecken musste, von Carls Worten nicht mehr beeindruckt, geschweige denn umgestimmt werden kann.

Negan, der nicht mehr reden will

Für einen kurzen Moment wirkt es so, als wäre er wirklich ergriffen von dem, was Michonne (Danai Gurira) in ihrer Rolle als Überbringerin der Nachricht ins Walkie-Talkie flüstert. Denn auch für Negan hat Carl einen Brief hinterlassen, der sich als weiteres Plädoyer für den Frieden ausspricht und auf einen Neuanfang pocht. Nach den 45 Minuten von Worth liegt der Verdacht jedoch nahe, dass Negan schlicht die Schnauze voll hat. War er es anfangs, der gerne Spielchen spielte und mit seiner unverschämt lockeren Art stets die Überhand wahrte, hat sich mittlerweile jegliche Entspannung aus seinen Gesichtszügen verflüchtigt. Die Drehbuchautoren haben in der 8. Staffel wirklich ganze Arbeit geleistet, um Negan von dieser unerträglichen wie unbesiegbaren Schreckensfigur in einen menschlichen Bösewicht zu verwandeln, der sich zwar nach wie vor cooler Posen bedient, tief in seinem Inneren aber verstanden hat, dass sein schmutziges Handwerk von keinerlei sadistischer Poesie begleitet wird.

Kaum überrascht Negan seine treuen (und weniger treuen) Mitstreiter mit seiner unerwarteten Rückkehr, nutzt er die Überreste seines Images geschickt, um einen doppelten Racheplan gemütlich auszurollen, den er schließlich ohne mit der Wimper zu zucken durchführt. Simon steht ganz oben auf seiner Abschussliste. Von Dwight will er sich auch nicht länger an der Nase herumführen lassen. Und Gregory... nun gut. Womöglich ist Negan genauso wie wir Zuschauer einfach nur unendlich fasziniert davon, wie es ein Jammerlappen vom Schlage des ehemaligen Hilltop-Anführers gelingen konnte, bis an diesem Punkt in der Serie überhaupt am Leben zu bleiben. Bevor Negan seinen Hunger stillen kann, lassen David Leslie Johnson und Corey Reed, das Autorenduo hinter Worth, die Handlanger-Riege in ihrem Unglück ums Überleben rudern. Simon erkennt schnell den Ernst der Lage, beweist allerdings wie schon beim Hilltop-Desaster, dass er keinerlei strategisches Vermögen besitzt.

Dwight wird als Verräter entlarvt

Sein Plan, um Negan endgültig aus der Welt zu schaffen, darf mindestens als fahrlässig eingestuft werden. Wo Gregorys Worte längst jegliche Bedeutung verloren haben, findet sich zumindest Dwight in einer überaus spannenden Situation wieder. Als Überläufer, der sich aus der Not heraus wieder in die feindlichen Reihen geschlichen hat, während er Ricks Gruppe weiterhin loyal gegenübersteht, jongliert er mit vielen heißen Kartoffeln und bestätigt damit ebenfalls seine tolle Charakterentwicklung. Welche Rolle er auch immer im Finale spielen mag: Vor zwei Staffeln wäre schwer vorstellbar gewesen, dass sich in Dwight die tragischen Themen dieser Serie so schön spiegeln werden, angefangen bei seinem ständigen Hadern hinsichtlich der (non-)existenten Moralvorstellung in der Zombie-Apokalypse bis hin zu den Entscheidungen, die er treffen, und den Verlusten, die er einstecken musste. Dwight hat Bemerkenswertes durchgemacht.

Dementsprechend fällt seine Reaktion nur bedingt überrascht aus, als ihn Negan endlich zur Rede stellt und als Verräter entlarvt. Im Gegensatz zu Simon, der sichtlich überrascht ist, als er unerwartet Negans süßliches Pfeifen hört, ehe im klar wird, dass er aus dieser Nummer nicht mehr herauskommt, akzeptiert Dwight sein Schicksal wie ein geprügelter Hund mit gesenktem Haupt, der sich schon lange mit seinem Los in dieser trostlosen Welt abgefunden hat. Für all den Faustschlägen, in die Simon bis zur letzten Sekunde investiert, um sich selbst zu retten und zu beweisen, kann Dwight nur wenig Begeisterung aufbringen. Der Schalter, der durch die Geschehnisse bei ihm umgekippt wurde, sorgt lediglich dafür, dass er sich immer tiefer in sich selbst zurückzieht. Eugene (Josh McDermitt) bricht dagegen im wahrsten Sinne des Wortes aus sich heraus und beschert Rosita (Christian Serratos) den wohl unangenehmsten Tag in ihrem Leben. Am Ende will aber auch er nicht mehr reden, sondern die Sache bloß erledigen.

Die 8. Staffel von The Walking Dead wird sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und ist hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket  zu sehen. Unsere Besprechungen der einzelnen Folgen gibt es auch als Live-Stream und Podcast .

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