Eigentlich startet ja heute 1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde und normalerweise wäre es dann angebracht, über den neuen Film von Til Schweiger zu schreiben. Er vereint immerhin die deutsche Comedy-Szene auf der Leinwand und wie schon Keinohrhasen wird er wahrscheinlich die Kino-Charts erstürmen. Aber keiner hat heute etwas dazu gesagt. Vielmehr ist zu lesen, dass der einzige Filmstar von Rang, den Deutschland aktuell hat, eine Casting-Show bei RTL machen wird und dort junge Bewerber für Hollywood fitmachen will. (Spiegel) Außerdem steht geschrieben, dass er sich nach der Scheidung von seiner Frau für die Vielweiberei entschieden hat: Monogamie ist auch irgendwie blöd. (Frankfurter Rundschau)
Alles Meldung, die auf das heutige Suchwort “Til Schweiger” bei google & Co. reagieren, aber die nicht die wirklichen Suchanfragen von Millionen Deutschen beantworten können: Was passiert in 1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde? Ist es ein guter oder schlechter Film? Funktioniert er als Komödie? Wie steht es mit anderen Ritterfilme? Gibt es da Verweise und Anspielungen? Sind die Schauspieler gut? Und überhaupt, was sagt die deutsche Filmkritik zu dem Film? Tja … die sagt nichts! Denn Til Schweiger hat den Film der Presse nicht vorgeführt. Schon bei Keinohrhasen hat er sich nicht vor die Journalisten getraut und einen der größten Kassenerfolge des deutschen Films eingefahren. Wiederholt sich das jetzt?
Nur eine kleine Schar handverlesener Kritiker wurden zur Vorführungen im kleinen Kreis gebeten, einige durften auch Interviews mit dem Schauspieler, Regisseur und Produzenten führen. Til Schweiger rechtfertigt sein Verhalten, indem er argumentiert: Warum für Pressevorführungen viel Geld ausgeben, wenn das Feuilleton den Film sowieso in Stücke zerreißt. Wir machen eine flache Klamotte, dazu stehen wir und das Publikum wird schon entscheiden, ob der Film sein Geld wert ist.
Hat er natürlich irgendwie recht und irgendwie unrecht. Das Publikum wird schon entscheiden; Kritiker zerfetzen gern. Aber er übersieht, dass gute Filmkritik mehr sein sollte als ein blosses Instrument zum Marketing eines Films.