Todesgrüße aus Hollywood

23.08.2010 - 07:00 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Tatort: Hauch des Todes
SWR
Tatort: Hauch des Todes
Der 50. “Odenthal”-Tatort wartete mit einer ganz besonderen Mordserie auf. In stark ästhetisierten Bildern waren die Kommisare Odenthal und Kopper einem Serienmörder auf der Spur, der mit seinen Mordinszenierungen auch einem modernen Hollywoodthriller entsprungen sein könnte.

Zum 50. Einsatz des Ludwigshafener Tatort-Duos Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe) hatte sich der SWR mächtig ins Zeug gelegt, um die alte Dame Tatort in ein edles und modernes Gewand zu kleiden. Dabei galt leider: Was nicht passte, wurde passend gemacht.

Odenthal und Kopper hatten es diesmal mit einem besonders außergewöhnlichen Fall zu tun. Der Mörder ging seinem Handwerk hier gleich in Serie nach. Dabei arrangierte er seine Opfer besonders imposant nach spezifischen Ritualen. Im Laufe ihrer Ermittlungen stießen die Kommissare in den Polizeiarchiven auf immer mehr Opfer, die auf das Konto des Serienkillers gingen. Der Mörder schien es ganz besonders auf starke unabhängige Frauen abgesehen zu haben. Dabei merkten sie erst, dass sie genau der Fährte folgten, die der Täter für sie gelegt hatte, als Kommissarin Odenthal selbst in dessen Fadenkreuz gerät.

Foto-Show: Die Bilder zum Tatort

Zutaten stimmten, Rezept ging nicht auf

Statt üblicher Szenarien wie Morden aus Leidenschaft verkaufte sich dieser Tatort als waschechter Serienmörder-Thriller. Auch in seiner Ästhetik und Inszenierung versuchte der Tatort neue Wege zu beschreiten. Er war gespickt mit Anleihen an große Serienmörderfilme Hollywoods. Elemente aus Filmen wie Sieben, The Cell oder Blue Velvet wurden zitiert. Digitale Farbnachbearbeitung sowie beklemmende Settings und Zwischensequenzen sollten den Fall mit einer Atmosphäre der Bedrohung umrahmen. Obwohl die Zutaten stimmten, wollte das Rezept nicht wirklich aufgehen. Dies lag vor allem daran, dass die Macher sich nicht dafür entscheiden konnten, was sie wollten.

Streckenweise war der Tatort ein klassischer Krimi, streckenweise moderner Thriller. Dieses Wechselpiel bremste die Spannung aus und nervte den Zuschauer. Auch das suggerierte Bedrohungsszenario zündete nicht wirklich, da das Drehbuch zu sehr in musterhaften Tatortkonventionen verhaftet blieb und der Zuschauer weder wirklich überraschende Wendungen erwartete, noch geliefert bekam. Vor allem zur Mitte der Folge baute der Tatort ab, da der Täter für den Zuschauer quasi schon feststand und das übliche „Rate-den-Mörder“ Spiel somit ausblieb. Die Kommissare agierten hier plötzlich besonders begriffsstutzig, um dem Täter bloß nicht zu früh auf die Schliche zu kommen. Allerdings schaffte es der Tatort zum Ende hin, den Zuschauer durch einem dramatischen Showdown noch einmal an den Fernseher zu fesseln.

Fazit: Uninspiriertes Drehbuch, aufwändige Ästhetik

Folkerts und Hoppe spielten die Kommissare gewohnt routiniert und überzeugend. Die Nebenrollen blieben jedoch überwiegend blass. Statt eigenständige Interpretationen ihrer Rollen zu liefern, blieben sie hölzern und in gängigen Klischees verhaftet.
Insgesamt ein solider Tatort, doch die Melange von klassischer Tatortunterhaltung und modernem Serienmörderfilm funktionierte nicht wirklich. Vor allem das dünne Drehbuch, welches sich eher uninspiriert an den Stories großer Serienmörderthriller bediente, fiel negativ ins Gewicht. Positiv anzumerken ist die durchaus aufwendige und ansprechende Ästhetik. Steigerungspotenzial für die nächsten Fälle von Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe ist somit durchaus vorhanden.

Was sagt Ihr: War Tatort: Hauch des Todes eine gelungene Variation oder eher unpassend für das Tatort-Format?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News