Die großen russischen Schriftsteller begegnen dem Zuschauer im Film entweder in überkanditelten TV-Produktionen oder monumentalen Kino-Mammutwerken. Gerade für Leo Tolstoi gilt das in besonderem Maße: Die sowjetische Verfilmung von Krieg und Frieden durch Sergej Bondarchuk dauert insgesamt sieben Stunden, kostete schon damals schätzungsweise 100 Millionen Dollar, wurde sieben Jahre lang gedreht, und beschäftigte über 120.000 Soldaten der Roten Armee als Komparsen.
Dass Filmemacher das Thema Tolstoi auch mit einer gewissen Leichtigkeit angehen können, will uns nun die Komödie Ein russischer Sommer beweisen. Statt Rot-Armisten im Überfluss bewundern wir hier die herrlich verschrobene Ehefrau von Leo Tolstoi bei ihrem Versuch, das Erbe ihres Mannes zu sichern.
Zur Geschichte von Ein russischer Sommer: Leo Tolstoi (Christopher Plummer) hat in seinem letzten Lebensjahr beschlossen, seinen Adeltitel abzulegen, Vegetarier zu werden und ein Leben in Armut auf dem Land zu führen. Auch zu sexueller Enthaltsamkeit will er sich als Gründer der neuen Naturreligion verpflichten. Das passt seiner Ehefrau, der 13-fachen Mutter Gräfin Sofya (Helen Mirren), allerdings gar nicht. Als dann noch Tolstois Mitarbeiter Chertkov (Paul Giamatti) versucht, Tolstoi dazu überreden, sein gesamtes Werk dem russischen Volk statt seiner Familie zu vererben, ist das Maß voll. Mit allen Mitteln kämpft sie nun um das, was ihr ihrer Meinung nach zusteht. In dieses Wespennest platzt der junge und unerfahrene Assistent Valentin (James McAvoy). Nicht nur, dass sowohl Gräfin Sofya und Chertkov versuchen, ihn zu manipulieren, er verliebt sich auch sofort in die schöne Marsha (Kerry Condon), eine verführerische Anhängerin der neuen Tolstoi-Religion.
Was folgt, sind lustige Verwicklungen, Romantik und viel Miss-Marple-Charme. Regisseur Michael Hoffman verfilmt in Ein russischer Sommer den Roman “The Last Station” von Jay Parini. Zuvor inszenierte er unter anderem Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare mit Kevin Kline und Michelle Pfeiffer für die Kinoleinwand. Genug Erfahrungen mit Adaptionen sollte er also besitzen.
Aber hier zunächst der Trailer zu Ein russischer Sommer:
Ein russischer Sommer wird ab 21. Januar 2010 in den deutschen Kinos zu sehen sein.