Über 100 Jahre war er verschollen: Western von absoluter Regie-Legende kurz vor Zerstörung gerettet

05.12.2024 - 09:15 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Verschollener Film von Der schwarze Falke-Regisseur John Ford gefundenWarner Bros.
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John Ford hat mehrere der besten Western aller Zeiten gedreht. Nun wurde eines seiner Frühwerke entdeckt, das lange Zeit als verschollen galt. Es ist über 100 Jahre alt.

Ohne John Ford wäre die Geschichte des Western im Kino ganz anders verlaufen. Seit der Stummfilmära prägte der US-amerikanische Regisseur die Entwicklung des Genres. In seiner rund fünf Dekaden umfassenden Karriere hat er Meisterwerke wie Ringo, Der schwarze Falke und Der Mann, der Liberty Valance erschoss gedreht.

Diese Titel laufen regelmäßig im Fernsehen, stehen bei Streaming-Diensten zur Verfügung und lassen sich als DVD ins Regal stellen. Doch wie sieht es mit Fords Frühwerk auf? Wenn wir tief in seine Filmografie vordringen, offenbaren sich selbst im bestsortierten Filmkatalog einige Lücken. Denn viele Filme sind verschollen.

The Scarlet Drop: John Fords verschollener Western in einem Lagerhaus in Chile gefunden

Gerade im Streaming-Zeitalter wirkt es selbstverständlich, dass ein Film immer und überall verfügbar ist. Je weiter wir in der Filmgeschichte zurückgehen, desto klarer wird jedoch, dass Film auch ein äußerst fragiles Medium sein kann, das die Zeit nicht oder nur zum Teil überdauert. The Scarlet Drop aus dem Jahr 1918 ist ein gutes Beispiel dafür.

Der von Ford inszenierte Western über einen Mann, der sich weigert, im Amerikanischen Bürgerkrieg zu kämpfen und sich stattdessen einer Gruppe Plünderer anschließt, galt lange Zeit als verschollen. Nur 32 Minuten existierten in den Getty Images-Bildarchiven. Jetzt, nach 106 Jahren, wurde der Film erstmals wieder vollständig gezeigt.

Wie die spanischsprachige Filmseite Cinetransit  berichtet, war der Fund ein Glücksfall: In einem Lagerhaus in Santiago, Chile hatten ein Sammler, der vor über 40 Jahren verstorben ist, eine Kopie von The Scarlet Drop aufbewahrt. Der Filmhistoriker Jaime Cordova von der University of Vina del Mar konnte diese sicherstellen.

Eine Rettung in letzter Sekunde: Eigentlich sollte das Lagerhaus – und damit auch dessen Inhalt – dem Erdboden gleichgemacht werden. Kurz vor dem Abriss wurde Cordova kontaktiert, um sich die Inhalte anzuschauen und sicherzustellen, dass kein ungeahnter Schatz verloren geht. Keine Frage, er hat seine Arbeit getan.

Ab sofort existiert von The Scarlet Drop ein 4K-Scan, aber die Restauration steht noch aus

Das Material soll sehr beschädigt sein, was einerseits auf die nicht fachgerechte Lagerung zurückzuführen ist. Andererseits schließt Cordova daraus, dass der Film zu seiner Zeit sehr beliebt war und deswegen sehr oft gezeigt wurde. In Anbetracht der Umstände dürfte der dürftige Zustand der Kopie jedoch niemanden verwundern.

Wichtig ist, dass der Film jetzt wieder komplett ist – oder zumindest so komplett, wie er es seit Jahrzehnten nicht mehr war. Cordova konnte die nun 50 Minuten von The Scarlet Drop bereits digitalisieren und das Bild reinigen. Daraus ist ein 4K-Scan entstanden, der im September beim Valparaiso Recovered Film Festival gezeigt wurde.

Eine umfangreiche Restauration steht noch aus. Wann und ob diese überhaupt stattfindet, ist aktuell unklar. Ebenso wissen wir nicht, ob der Film nach Deutschland kommt oder vorerst nur auf Festivals zu sehen sein wird. Bis ihr eure John Ford-Werkschau vervollständigen könnt, müsst ihr euch also noch ein bisschen gedulden.

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