Das Meer, die Sonne, lachende, wunderschöne Menschen – vor allem die Franzosen haben das Genre Sommerfilme perfektioniert und behandeln den Urlaub wie den Höhepunkt eines Jahres. Doch zum Entspannen kommen die Protagonisten dabei im seltensten Fall. Denn Urlaube im Film stehen oftmals für Wendepunkte in Beziehungen, dienen der nostalgischen Verklärung oder helfen uns dabei, Schicksalsschläge zu verkraften. Ab dem 7. Juli kommt mit Kleine wahre Lügen DER französische Urlaubsfilm schlechthin ins Kino, der mit mehr als 5 Millionen Besuchern in Frankreich schon jetzt zu den modernen Klassikern des Genres zählt. Es geht um eine Gruppe alter Freunde, die im gemeinsamen Urlaub feststellen, dass sie letztendlich doch weit weniger voneinander wissen als gedacht. Wie abenteuerlich Urlaube in Frankreich sein können, zeigen auch die folgenden Filmperlen…
Nostalgisches Schwelgen in Kindheitserinnerungen
Blicken wir einmal zurück auf unsere Kindheit: Jeder von uns hat ganz eigene Erfahrungen an den ersten Urlaub. Die Erinnerungen an das erste Mal Baden im Meer, die erste Sandburg, vermischen sich mit den schönen Gedanken an erste Freundschaften, die in den Ferien geknüpft wurden. Als Kind schwingt mit jedem Urlaub das Gefühl mit, der Sommer wäre unendlich und die schöne Zeit würde niemals zu Ende gehen. In Pauline am Strand von Eric Rohmer trifft die jugendliche Leichtigkeit auf die Welt der Erwachsenen. Die 15jährige Pauline (Amanda Langlet) macht in ihrem Urlaub ihre ersten Liebeserfahrungen, eine moralische Gratwanderung. Ihre ältere Cousine Marion (Arielle Dombasle) dagegen ist nach einer gescheiterten Ehe auf der Suche nach ihrer großen Liebe. Der Urlaub ist für die beiden wie der Ausflug in eine andere Welt. In Sommerliebelei ergeht es der 15jährigen Cécile (Bénédicte Bucher) ganz ähnlich, als sie von dem 15jährigen George in einen Unfall verwickelt wird. Zwischen den beiden beginnt eine liebliche Sommerromanze, während ihre unglücklich verheiratete Mutter Elizabeth (Romy Schneider) derweil ein Verhältnis mit dem Playboy vom Pool beginnt.
Sommerliche Leichtigkeit
Im Urlaub sehen wir alles etwas lockerer und gehen den Tag mit einer entspannten Leichtigkeit an. Dass es dabei auch gerne etwas flappsig zugehen kann, zeigt der Klassiker Die Ferien des Monsieur Hulot von 1953, bei dem Jacques Tati sowohl Regie als auch die Hauptrolle übernommen hat. In einer klapprigen Kiste fährt der kleinbürgerliche Monsieur Hulot in die Bretagne. Seinen wohlverdienten Urlaub verbringt er mit dem Versuch, die übrigen Gäste zu unterhalten. Ein bisschen Liebelei und eine Menge Slapstick verursachen jedoch vor allem ein riesiges Chaos. Erinnert sei an jene Szene, in der er mit seinem Boot hinausfährt, selbiges in der Mitte auseinanderbricht und er hilflos versucht, sich wie ein Käfer auf dem Rücken zu retten. Ähnlich skurril geht es auch in dem Kultfilm Die Strandflitzer zu, der die französischen Club-Urlaube auf die Schippe nimmt. 1978 schmiss Regisseur Patrice Leconte die Charaktere seines Films gemeinsam in einen Cluburlaub und ließ dem Chaos freien Lauf.
Flucht vor sich selbst und dem Alltag
Urlaub ist Abwechslung, Entspannung und Spaß. Dabei kommt es allerdings nicht selten zu Problemen. Als die Gruppe von Freunden in Kleine wahre Lügen gemeinsam ihren Urlaub antritt, werden ihre langjährigen Beziehungen auf eine harte Probe gestellt. Es ist nicht nur die Flucht aus dem Alltag, sondern auch eine Flucht vor sich selbst, mit der sich die Charaktere in dem Film von Guillaume Canet auseinandersetzen müssen. Ähnliches passiert in in Rückkehr ans Meer von François Ozon. Hier ist es Mousse (Isabelle Carré), die ihre große Liebe an einer Überdosis verliert. Nachdem sie im Krankenhaus von ihrer Schwangerschaft erfährt und ihre Eltern sie zu einer Abtreibung drängen wollen, flüchtet sie an die Côte d’Azur. Ein ewiger Urlaub, der ihr dabei helfen soll, ihr Schicksal zu akzeptieren und in ihrem neuen Alltag zurecht zu kommen.
Die Stadt der Liebe
Frankreich bietet aber nicht nur reizvolle Urlaubsziele am Meer. Neben den bereits erwähnten Spots an den Stränden Frankreichs, gibt es natürlich auch ein ganzes Füllhorn an Möglichkeiten für einen Städtetrip. In 2 Tage Paris dient die Stadt der Liebe als Ort, um Beziehungsprobleme zu lösen. Die Französin Marion (Julie Delpy) und der Amerikaner Jack (Adam Goldberg) leben gemeinsam in New York und kommen aus einem stressigen Venedig-Urlaub. Der Zwischenstopp in Paris, bei Marions Eltern, macht den beiden jedoch vor allem die kulturellen Unterschiede zwischen Amerikanern und Französinnen bewusst.
Trotz der Tatsache, dass jeder Sommer irgendwann ein Ende findet, bleiben uns die Erinnerungen. Gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen schweißen, wie in Sommerliebelei Mütter und Töchter zusammen oder stellen Freundschaften, wie in Kleine wahre Lügen, auf die Probe. Wenn wir irgendwann an die Ferien zurückdenken, bleiben uns die verrückten Hotelgäste wie Monsieur Hulot oder auch die wundervollen Stunden mit Freunden am Strand für immer erhalten. Kleine wahre Lügen bringt uns zurück zu diesem reinen Sommergefühl.
Mehr zum Film erfährst du im Tobis Filmclub und auf der offiziellen Website zum Film.