Weihnachten. Fest der Familie, der Liebe, des 'Oh, ich wusste nicht, dass wir uns was schenken!'. Und natürlich auch eine Feiertagssaison mit ihren ganz eigenen Filmen, die sich meist um eine ganz besondere Sagengestalt drehen. Um den Mann mit einer Vorliebe für fliegende Paarhufer und unpraktische Trageutensilien: den Weihnachtsmann.
Vor Kurzem hat der Mann in Rot wieder im Kino zugeschlagen. Red One - Alarmstufe Weihnachten mit Dwayne Johnson liefert alle vertrauten Motive auf Anabolika – vom großen Mann, gespielt von J.K. Simmons, selbst bis hin zu Schneemännern. Natürlich existieren auch die liebenswerten, sanftmütigen und harmloseren Versionen. Kris Kringle in Das Wunder von Manhattan beispielsweise. Oder die überforderte Tim Allen-Version in Santa Clause - Eine schöne Bescherung.
Für mich gibt es in all den real verfilmten Weihnachtsvehikeln zwar ein paar süße oder subversive Santa-Versionen. Aber wenn ich ehrlich bin, kann es am Ende nur einen geben. Oder sagen wir, einen ganz Großen unter harter Konkurrenz. Und alle meine Favoriten haben eines gemeinsam: Sie müssen animiert sein. Warum? Nehmt euch einen Punsch, setzt euch zu mir ans Feuer und hört zu.
Weihnachtsmann, Weihnachtsmagie und Animation gehören einfach zusammen
Weihnachten ist eine magische Zeit. Es liegt ein gewisser Zauber in der Luft. Betritt man einen Weihnachtsmarkt, schmückt man die Wohnung – alles strotzt nur so vor Kunsthandwerk. Geschnitzte Räuchermännchen, Strohsterne, handgezogene Kerzen. Kein Adventskalender kommt ohne schön gemalte Vorderseite aus. Von glitzerndem Baumschmuck ganz zu schweigen.
Zu Weihnachten bekommen wir wieder diesen kindlichen Blick auf eine Welt, in der wir alles mit dem Pinsel verzieren und überall Glitzer draufkleben wollen. Wir können und wollen uns künstlerisch und dekorativ austoben, alles schöner machen und den Alltag auf eine neue Ebene heben. Animationsfilme machen das ebenfalls. Nur eben mit Filmen.
Sie verwandeln vertraute Geschichten zurück in die Bilderbücher, die wir früher mit kakaoverschmiertem Lächeln gelesen haben. Nur mit dem tollen Bonus, dass sich diese Bilder nun auch noch bewegen. Gleichzeitig können die klügsten Vertreter noch so viel mehr aus Figuren wie dem Weihnachtsmann herausholen.
Animierte Weihnachtsmänner sind cooler, sehen besser aus und dürfen mehr
Die unglaubliche künstlerische Arbeit, die in einen guten Animationsfilm fließt – sei es handgezeichnet, herrlich dynamisch 3D-animiert oder in Stop-Motion bewegt – öffnet die Tür für geniale, einzigartige Weihnachtsmann-Designs. Hier kann die buchstäbliche Charakterzeichnung selbst die Persönlichkeit herausarbeiten und für sich sprechen.
Die Hüter des Lichts ist mit seinem „North“ gerufenen Weihnachtsmann fast meine liebste Santa-Version aller Zeiten. Gleichzeitig warm-weich-kuschelig bebaucht und zu 50 % aus muskulösen, tatoobewehrten Armen bestehend, werden in ihm slawische Motive mit westlicher Identifikationsfigur und purer, kindlicher Begeisterung verbunden.
Norths Look und seine Animation machen ihn zur Vaterfigur, zum mythischen Krieger, zum überblubbernden Spielzeugfan und zum Hüter des naiven Staunens, das wir Erwachsene so leicht verlieren. Niemand könnte diese völlig anders proportionierte, überdynamische Figur in echt so darstellen. Allein die Animation kann seine Magie einfangen.
Im Stop-Motion-Bereich dagegen stehen den
Filmemacher:innen zwei ganz andere Optionen offen: Tiere, Elfen, Menschen wirken
auf der einen Seite wie geliebtes, zum Leben erwachtes Spielzeug – ein
wahrgewordener Kindertraum. So können die Protagonisten in Rote Robin oder Rudolph mit der roten Nase fluffig und knuffig bezaubern.
Oder ... man nutzt andererseits die Tatsache, dass animierte Puppen auch richtig gruselig wirken können. Weihnachtsmuffel dürfen bei dieser Animationsform die groteske Schattenseite der Stop-Motion auskosten. Möchtegern-Santa Jack Skellington aus Nightmare Before Christmas verwandelt die Feiertage in eine Albtraumversion. Und im Love, Death & Robots-Beitrag Bescherung wird es wahrlich böse.
Am Ende kann es nur einen wahren Weihnachtsmann geben – und er hat mir das Herz gebrochen
Wenn North, auf den ich bereits meine Lobeshymne gesungen habe, nur fast mein liebster animierter Weihnachtsmann ist – wer ist dann die Nummer 1? Die Antwort lautet: Klaus. Der Weihnachtsmann, der erst noch Weihnachtsmann werden musste.
Der spanische Netflix-Film Klaus aus dem Jahr 2019 schenkt Santa eine verschrobene, absurde, aber wundervolle Ursprungsgeschichte.
Über eine kleine verzweifelte Siedlung, die durch zwei unerwartete Helden wieder
an eine Zukunft glauben kann. Und über eine Figur, deren Schicksal mir auf
beste Weise das Herz gebrochen hat.
Ich liebe Klaus nicht nur dafür, dass sein Künstler:innen-Team einen eigenen 2D-Zeichenstil entwickelt hat. Seine Welt sieht dadurch wie eine Mischung aus nostalgischer Romantik und moderner Ideen aus (ehrlich, seht euch die Insider -Doku dazu an, denn die Liebe zum Detail ist atemberaubend). Allein das Licht des Films zieht mich magisch an wie Kerzenschein mein Kindheits-Ich.
Ich liebe Klaus nicht nur dafür, dass er Groteske und schwarzen Humor mit liebevollen Botschaften über Empathie, Verlust und Gemeinschaft mischt. Auch nicht nur für das wundervoll überzeichnete, bärige, Harte-Schale-weicher-Kern-Design des titelgebenden Noch-nicht-ganz-Weihnachtsmanns.
Ich liebe Klaus vor allem dafür, dass er eine inzwischen oft verkitschte, karikatureske, von Kommerz und Popkultur vereinnahmte Figur in die Arme schließt und ihr die Menschlichkeit zurückgibt. Dass er Santa „Klaus“ einen wahren Kern schenkt. Dass er ihm ohne Zaubertricks eine reale Magie verleiht, die aus geteilter Hoffnung entsteht. Und das auf kunstvollste, greifbarste Weise.
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Wenn ihr euch also dieses Jahr zu Weihnachten nur einen Film anschaut: Schaut Klaus. Er ist im Netflix-Abo streambar und braucht anders als der neue Amazon-Blockbuster Red One keine zwei Stunden, um euch völlig zu verzaubern. Klaus wird euch zu den ehrlichsten Tränen rühren, die ein Film hervorrufen kann.