Im Rahmen der Aktion Deutschlands Lieblingskino 2017 veranstalten wir einen Schreibwettbewerb, bei dem wir euren liebsten Kinomoment suchen. Wie ihr dabei mitmachen könnt und was es zu gewinnen gibt, lest ihr hier.
Dabei werden nicht nur die Community, sondern auch Teile des moviepilot-Teams ihren liebsten Kinomoment beschreiben.
Wie über den liebsten Kinomoment schreiben, wenn die Festlegung unmöglich ist und bereits deine zwei Vorredner (Jenny und Emil) elegant um einen bestimmten Ort, eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Film herumgeschrieben haben? Dieser Text zur Aktion Lieblingskino bringt mich ganz schön ins Schwitzen, obwohl es vermutlich nichts gibt, über das ich lieber schreiben würde. Die Poster im Gang der Vorfreude, die erwartungsvoll jedes Kino zieren. Die Stille im Dunkeln, bevor sich der Vorhang öffnet. Und dann die Sehnsucht, wenn er sich nach dem Abspann wieder schließt, denn die soeben erlebten Stunden und Minuten können unmöglich alles gewesen sein. Wenige Dinge begeistern mich so sehr wie bewegte Bilder. Kaum sind sie verschwunden, will ich sie wieder sehen. So schwer es mir fällt, meinen liebsten Kinomoment in Worte zu fassen, vielleicht ist die Wiederholung mein liebster.
Es beginnt 2005, als eine glückliche Verstrickung schicksalhafter Ereignisse dazu führte, dass ich Harry Potter und der Feuerkelch zum zweiten Mal im Kino sehen durfte, was damals alles andere als selbstverständlich war. Es fühlte sich geradezu unerhört an, zwei Mal in kurzer Folge die gleiche Geschichte anzuschauen, angefangen bei der Empörung über Ticketpreise, über die Annahme es gäbe nichts Neues mehr zu entdecken bis hin zum besorgten Tonfall, der das Kino lediglich als Berieselung der Massen versteht. Unverständnis meinerseits, denn was gibt es denkbar Aufregenderes, als sich in der Welt von Hogwarts zu verlieren? Auf all die ratlosen Blicke habe ich meistens innerlich mit Unverständnis reagiert. Das ganze Leben, damals vor allem mein Schulalltag, strotzte förmlich vor unerträglichen Wiederholungen. Warum also ausgerechnet die schönste Wiederholung auslassen, wo sie doch so einfach ist?
Ich erinnere mich, wie ich des nachts mit einem der besten Freunde per Fahrrad zum Kino der nächsten Ortschaft geradelt bin, um eine weitere Vorstellung von Das Bourne Ultimatum zu erwischen. Oder im weit entfernten England nicht einmal die Sprachbarriere einen zusätzlichen Ausflug in die fantastische Welt von Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt verhindern konnte. Da saß ich nun in einem Saal voller Menschen, die weder mich verstanden noch ich sie. Auch die Dialoge auf der Leinwand blitzten zu schnell an mir vorbei, als dass ich mehr verstanden hätte als die Sätze, die mir noch in Erinnerung waren. Auf gewisse Weise erweckten so aber all diese Kinobesuche das Gefühl, als würde es sich um die ersten ihrer Art handeln. Allein die Sitzreihe kann die Aufnahme eines Films komplett verändern, ebenso die Projektion sowie unzählige andere Kleinigkeiten, die der Wiederholung eines wichtigen Films niemals einen langweiligen Charakter verleihen.
Letzten Dezember entdeckte ich etwa Der Herr der Ringe: Die Gefährten zum ersten Mal in der Brillanz von mitreißenden 35 Millimetern, nachdem ich bisher glaubte, ein Triple-Feature der verlängerten Fassung wäre die Höhe meiner Gefühle gewesen. Ebenso hat mir die diesjährige Berlinale-Vorführung von Unheimliche Begegnung der dritten Art einen Film eröffnet, denn ich in solch glühenden Farben noch nie gesehen hatte. Dazu veranstaltet das Arsenal in Berlin neben vielen anderen tollen Programmen einmal im Jahr eine Andrei Tarkowski-Retrospektive und ehrlich gesagt gibt es wenig vergnüglichere Dinge, als zum x-ten Mal Jacques Tati dabei zuzusehen, wie er verloren durch Paris in Playtime - Tatis herrliche Zeiten irrt, weitergeleitet von einem Missverständnis zum nächsten. So gerne ich neue Filme und Filmschaffende entdecke, die Rückkehr zu meinen liebsten Bildern wird für mich immer ein fester Bestandteil des Kinos bleiben.