War Steve Martin nicht mal lustig?

13.03.2009 - 11:30 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
montage: moviepilot
Von skurrilem Witz zum tumben Klamauk – Die durchwachsene Filmographie des Starkomikers Steve Martin

“Time makes fools of us all” – Die Zeit macht aus uns allen Narren – lautet ein angelsächsiches Sprichwort. Dies scheint im besonderen Masse auch für die Heroen des 80er Jahre Kinos zu gelten. Egal, ob Steven Spielberg, Ridley Scott oder Harrison Ford – kaum eine Filmikone aus jener Zeit konnte ihren frühen Ruhm gänzlich unbeschadet in die Neuzeit retten.

Auch Steve Martin gehört in diese Kategorie. Ende der 70ern erlebte er mit Reichtum ist keine Schande seinen Durchbruch, nachdem er zuvor schon in der legendären Comedy-Show Saturday Night Live für Furore gesorgt hatte.

Die überdrehte Komödie um einen trotteligen Nerd, der als weißer Sohn einer schwarzen Familie aufwuchs, begeisterte das Publikum. Mit Regisseur Carl Reiner (Vater von Rob Reiner) sollte Martin noch öfter zusammenarbeiten: In Tote tragen keine Karos erwiesen sie der Schwarzen Serie ihre spassige Reverenz (und sorgten dafür, dass die Zuschauer das Wort “Cleaning Women” nicht mehr hören konnten ohne zu grinsen), in Der Mann mit den zwei Gehirnen brillierte Martin als Arzt mit dem unaussprechlichen Namen Hfuhruhurr und in dem Hit Solo für Zwei musste er seinen Körper mit der zickigen Diva Lily Tomlin teilen.

Doch nicht nur seine Zusammenarbeit mit Carl Reiner garantierte Erfolge, auch als sadistischer Zahnarzt in Der kleine Horrorladen und als unfähiger Stummfilmstar in ¡Drei Amigos! wusste er zu überzeugen. Dabei bewies er durchaus auch Wandlungsfähigkeit und war im Gegensatz zu anderen Komikern nie auf eine einzige Rolle festgelegt. Den unsicheren Loser konnte er genauso spielen wie den eitlen Fatzke, den linkischen Intellektuellen oder den sadistischen Rocker. Steve Martin konnte liebenswert sein, ohne hilflos zu wirken und selbst unter der harmlosen Fassade lauerte bei ihm immer ein Hang zum sarkastischen Witz, der bösartigen Bemerkung. Das passte für die sympathischen Figuren genauso wie bei den unausstehlichen.

Erste Anzeichen eines Image-Wechsels gab es dann Anfang der 90er Jahre. In Eine Wahnsinnsfamilie und Grand Canyon – Im Herzen der Stadt war er erstmals (vom 81er Flop Tanz in den Wolken mal abgesehen) in ernsteren Rollen zu sehen. Und auch wenn er mit Zwei hinreißend verdorbene Schurken an der Seite von Michael Caine ein komödiantisches Glanzstück ablieferte und in Der Schein-Heilige gekonnt mit Televangelisten abrechnete, wurden seine folgenden Filme zunehmend beliebiger und massentauglicher. Wie Robin Williams tauchte Martin immer häufiger in Familienkomödien auf, die bestenfalls als Unterhaltung für verregnete Sonntagnachmittage taugten, aber vom inspirierten Witz seiner Anfangszeit wenig erkennen ließen.

Vater der Braut, Housesitter – Lügen haben schöne Beine, Immer Ärger mit Sergeant Bilko, Schlaflos in New York oder die Im Dutzend billiger -Streifen boten harmlosen Witz ohne Tiefgang. Streifen, die genauso, nett, harmlos und brav waren wie ihre Originale, die meist aus den 50er Jahren stammten.

In Interviews zeigte sich Martin zunehmend gelangweilter, echte Herausforderung ist ihm seit Jahren sowieso eher das Schreiben seiner Bücher, Theaterspielen und seine Kolumnen für das Intellektuellen-Blatt The New Yorker. Ein wenig mag man das Harald Schmidt -Syndrom auch bei Steve Martin erkennen, wenn er sich im Gespräch abschätzig über seine Frühwerke äussert und ganz erstaunt ist, wenn ihm beispielsweise ein Journalist des Empire-Magazins widerspricht, wenn er Tote tragen keine Karos als eher nicht so doll abqualifiziert.

Richtig witzig und als supertolle Erfahrung hingegen beschreibt er die Arbeit für die Neuauflage der Inspektor Clouseau-Serie, die die Kritiker als seine schwächsten Arbeiten seit langem beurteilten. Der rosarote Panther hat derzeit einen 24% Fresh Wertung bei Rotten Tomatoes, Der rosarote Panther 2 sogar noch weniger: 10% der Kritiker halten den Film für gelungen. Auch die moviepilot-Community ist nicht grade angetan von den Werken: 5.7 verteilen unsere Mitglieder für Teil 2 was immerhin ein bißchen besser ist als die 4.8, die der erste Teil erhält.

Entweder ist Martin wie so viele Künstler nicht wirklich geeignet, seine Werke zu beurteilen – er hofft ja, es werde einen weiteren Pink Panther-Teil geben – oder es interessiert ihn wirklich nicht mehr so wahnsinnig, ob die Sachen etwas taugen, solange er sich damit seine wahren Interessen finanzieren kann: Kunst, Theater und den Luxus privat so überhaupt nicht komisch zu sein.

Also fast wie in seinen heutigen Filmen.

Hier ein altes Interview mit Steve Martin von 1979

Und hier eines zu seinem zweiten Pink Panther Film:

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