Warner, Weinsteins & Butler - Zwist unter Brüdern

13.07.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Warner, Weinsteins & Butler - Zwist unter Brüdern
Prokino/moviepilot
Warner, Weinsteins & Butler - Zwist unter Brüdern
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Selten wuschen Studiobosse und Produzenten ihre dreckige Wäsche so öffentlich wie bei The Butler, der zum jüngsten Spielball von Hollywoods Kindsköpfigkeit wurde – im Namen der Scheinheiligkeit, des großen Mammons und des kleinen Hobbits.

Dies dürfte der erste und letzte Artikel in der Geschichte der Filmjournalismus werden, der mit den Worten eingeleitet wird: „Die Weinsteins können einem wirklich leid tun.“ Völlig ironiefrei, versteht sich.

Ein Aufreger der Woche über zwei verzogene, sich streitende Bälger im Sandkasten. Auf der einen Seite, das mächtige Filmstudio Warner Brothers, auf der anderen, die nicht ganz so mächtigen – aber gewichtigen – Brüder Harvey Weinstein und Bob Weinstein und ihre Filmproduktionsfirma The Weinstein Company. Und irgendwo unter einer zentimeterdicken Schlammschicht begraben steckt der kleine Film Der Butler von Lee Daniels (Precious – Das Leben ist kostbar), einem der ersten großen Oscaranwärter der kommenden Saison mit einem Darstellerensemble, das sich gewaschen hat. So zum Beispiel Forest Whitaker, Alan Rickman, John Cusack, Robin Williams, Jane Fonda, Oprah Winfrey, Mariah Carey, Lenny Kravitz und noch einigen mehr.

Wenn zwei sich streiten
Was ist passiert? Die Weinstein Company befindet sich aktuell mitten in einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht um den Filmtitel „The Butler“, den sie für ihren im August startenden Film nutzen wollen und es auch seit 2010 tun. Jedoch befindet sich in der Datenbank der Warner Brothers ein Kurzfilm gleichen Namens, genau genommen ein Stummfilm aus dem Jahr 1918, weswegen das Studio bei der verantwortlichen Motion Picture Association of America (MPAA) Einspruch einlegte und Recht zugesprochen wurde. Argumentiert wurde damit, dass eine Verwechslungsgefahr bestünde und der Titel Verwirrung in der Öffentlichkeit stiften könnte.

Kurz dazwischen geschoben, damit auch alle verstehen können, in welche Irrwitzige Dimensionen wir gerade vorstoßen. Der Butler basiert auf einer wahren Geschichte über Cecil Gaines, der von 1952 bis 1986 als Butler im Weißen Haus arbeitete. Er begleitete acht US-Präsidenten und erlebte in den Hinterzimmern der Macht, wie Politik gemacht wurde – insbesondere vor dem Hintergrund der Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung. Über Warners The Butler weiß man dagegen herzlich wenig. Selbst in den Archiven des Studios ist er nicht zu finden. Aber natürlich, einen Film über einen schwarzen Butler im Weißen Haus könnten wir leicht mit einem schwarzweißen Kurzfilm verwechseln, vor allem wenn sich dieser Butler noch einen Kurzen genehmigt…

Die Konsequenz aus der Entscheidung der MPAA ist, dass die Weinstein Company fortan nicht mehr den Titel „The Butler“ nutzen darf und aufgefordert wurde, alles Material, das diesen Namen trägt, auszutauschen. Jeder Tag, der verstreicht und an dem die Weinsteins der Aufforderung nicht nachkommen, kostet sie 25.000 Dollar Strafe. Was diese jedoch in Kauf nehmen, mehr noch, engagierten sie einen der profiliertesten und vermutlich teuersten Anwälte, um dagegen vorzugehen.

In aller Öffentlichkeit
Soweit die offiziellen Schritte. Nebenher liefen diverse mediale Winkelzüge, um die Gegenpartei zu verleumden. Warner beschuldigte die Produzenten, die öffentliche Aufmerksamkeit zu schüren und Tatsachen zu verfälschen. Außerdem würden sie damit den Film für die nächste Award Season positionieren. Die Weinsteins konterten, Warner würde nicht mit offenen Karten spielen und diese Lapalie um den Filmtitel dazu missbrauchen, ihnen eins rein zu würgen. Die Anwälte von Warner veröffentlichen ein über 1200 Wörter starkes Schreiben, in dem sie lang und breit erläutern, warum sie im Recht wären und die Weinsteins der Falschspielerei bezichtigten. Einzig Lee Daniels, der Regisseur des Films, ragt aus dieser Maße an Anschuldigungen und Advokatsgebaren heraus, der sich mit einem persönlichen Plädoyer direkt an Warner Bros. Entertainment CEO Kevin Tsujihara wendete. Mit knappen Worten schildert er darin, wie wichtig der Film für ihn und alle Beteiligten sei und er zudem ein wichtiger Beitrag zu einem wichtigen Thema darstelle. Jedoch ohne Erfolg.

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